Musikalische Tortenstücke mit swingender Beilage
Eine voll besetzte Singoldhalle mit einem hier noch nie dagewesenen Programm präsentierte der Musikverein Bobingen am 17. Juli seinen Anhängern.
Bereits am Nachmittag konnte man sich über den enormen Leistungsstand des Jugendorchesters und der Jugendbläser unter Leitung von Franz Bader erfreuen. Ab 19 Uhr war dann für das zahlreiche, aus dem ganzen Landkreis kommende Publikum nur noch großes Staunen angesagt. Dirigent Franz Bader zeigte mit dem Sinfonischen Blasorchester gleich zu Beginn mit „Le Carnaval Romain“ von Hector Berlioz die verschiedenen Facetten eines ausgewogenen Blasorchesters. Hier konnte man verstehen, warum Berlioz bei der Uraufführung 1844 dem Publikum laut zurief:“So muss das klingen!“ War es erst die Einführung, hier das Oboenspiel von Jacqueline Gärtner, so entwickelte sich daraus ein wirbelnder Saltarello, ein voluminöser, römischer Karnevalstanz aus dem 19. Jahrhundert. Erstmalig für das Orchester war die Reise in die Welt der Oper mit einer Sängerin, dem Mezzosopran Anna Schamberger. Zu jeder ihrer vier Arien konnte Franz Bader mit wenigen Worten das Publikum an den Rand des Geschehens führen. Zu Beginn erfüllte Anna Schamberger das Klagelied des Orpheus „Che faro senza Euridice“ („Ach, ich habe sie verloren“) aus Orfeo und Euridice von Chr. W. Gluck mit erstaunlicher Intensität und großer Stimmkraft. Auch in weiteren Arien von Verdi und Puccini überzeugte sie mit sicherem, kräftigen Einsatz, guter Höhe mit dunkel gefärbtem Timbre. Mit der Habanera aus Bizets „Carmen“ begeisterte sie das Publikum mit „Ja die Liebe hat bunte Flügel, solch einen Vogel zähmt man schwer.“ So schön kann Oper sein, hat sich mancher an diesem Abend gedacht. Der erste Teil des Abendprogramms wurde mit dem Florentiner Marsch von Julius Fucik abgerundet. Mitreißend führte Franz Bader das Orchester nach einem spannungssteigernden Zwischenspiel zum absoluten Höhepunkt gegen Ende dieser Komposition, einer triumphalen Wiederkehr des Hauptthemas.
Offen zu sein für jede gute Musik, eine Devise des Musikvereins, wurde mit der anschließenden Big Band-Battle bestätigt. Der zweite Gast des Abends war die Big Band Buchloe. Nach der Begrüßung durch den Bobinger Peter Rottenegger eröffnete Bandleader Jürgen Herrmann den musikalischen Wettstreit. In einem Verhältnis von 28 zu 23 standen sich zwei hervorragend eingestellte Vertreter des klassischen Swings und aktuellem Pop-Sound gegenüber. Die 23 Musiker der Bobinger JAM zeigten sich der zahlenmäßig überlegenen Kontrahenten aus Buchloe weder musikalisch, noch in Wortgefechten in keiner Weise unterlegen. Humorvoll wurden die Darbietungen des jeweils anderen mit spitzer Zunge von Peter Rottenegger und Wolfgang Daum kommentiert. So konterte Peter Rottenegger den Buchloer Auftritt von Sängerin Gabi Wörmann mit dem überraschenden Einsatz von Julia Holzhauser, die sich im Laufe des Abends als gelungener Newcomer bestätigte. Claudio Fabbreschi versuchte, mit Gesang und Trompetenspiel das Publikum zu erreichen. Mit „Azzurro“ und „Land of Lake believe“ begeisterte er beide Lager. Peter Rottenegger konterte mit der zweiten Überraschung des Abends. Mit dem Charme eines Vollblutmusikers konnte er Anna Schamberger noch mal zu einem Auftritt bewegen. „Mackie Messer“, von einem Mezzosopran ungewöhnlich, aber ein toller Gag. Als eine reife, dynamische und homogene Einheit bestätigte sich die Buchloer Band besonders mit dem Stück „Mission impossible“. Darauf folgte von der Bobinger JAM die schlagkräftige Antwort bei der „Channel one suite“ mit Moritz Stahl und Sebastin Hof auf den Saxophonen und Daniel Ostermann am Schlagzeug. Ein gemeinsames „Smooth“ von beiden Bands gleichzeitig in den neuen Tag hinein gespielt beendete eine Musikveranstaltung der besonderen Art in Bobingen.
Bei den aktiven Musikern in dieser Sommernacht sind die Leistungen von Marco Korkisch und Florian Haas beim mehrfachen Einsatz im Tuba-Quartett, im Sinfonischen Blasorchester und in der Big Band JAM besonders hervorzuheben.
Mit dieser gelungenen 8. Bobinger Sommernacht manifestierte der Musikverein seinen Anspruch auf qualitative Musikpflege und -präsentation. Erfahrene Konzertbesucher konnten an diesem Abend den Ausspruch von Leonard Bernstein "Es gibt nur gute und schlechte Musik, aber keinen Unterschied zwischen U- und E-Musik" nur bestätigen.