Die Energiewende beginnt vor der eigenen Haustür
Haus & Grund Bad Lauterberg informierte zahlreiche interessierte Hausbesitzer über Photovoltaikanlagen im Rahmen eines Stammtisches
Bad Lauterberg (bj). Zeiten wo man mit einer Photovoltaikanlage lediglich im Gartenhaus einen Akku aufladen, um damit einen kleinen Fernseher auf 12 Voltbasis betreiben konnte, sind lange vorbei! Davon konnten sich am Donnerstag, 16. Oktober 2014, mehr als 60 interessierte Zuhörer bei einem Haus & Grund-Stammtisch im Restaurant „Goldene Aue“ überzeugen, als Axel Münte von der Duderstädter Firma „Erneuerbare Energien Schenk GmbH“ zum höchst aktuellen Thema „Photovoltaik“ mit den dazugehörigen Speichersystemen, Wärmepumpen, intelligentes Energiemanagement für die Haustechnik, usw. referierte. Unter den zahlreichen Besuchern der Veranstaltung konnte der Vereinsvorsitzende Eike Röger sowohl Andreas Feistner von der Sparkasse, wie auch Sören Eilhardt von der Volksbank begrüßen, über deren Banken moderne und effektive Anlagen mit Speichertechnik von der KfW-Bank gefördert werden. Auch verschiedene Interessenten aus den Ortsteilen waren gekommen, da diese am Wettbewerb „Unser Dorf nutzt die Sonne“ teilnehmen, ebenso wie mehrere Photovoltaikanlagenbetreiber aus der Region, die ihre bisher erfolgreich betriebenen Anlagen mit aktueller Technik ergänzen und optimieren möchten.
Die auf Erneuerbare Energien spezialisierte Firma Schenk, so deren Mitarbeiter Axel Münte, hat in den letzten Jahren rund 500 Photovoltaikanlagen (PV) mit einer Gesamtleistung von 6,0 Megawatt erstellt. Da Sonne und Wind kostenlos zur Verfügung stehen und die Anlagen „wartungsarm“ sind, ist eine dezentrale Eigenversorgung incl. Batteriespeicher für derzeit 0,12 € die kWh möglich. Dieser Preis ist nicht nur wesentlich günstiger als der Stromeinkauf, sondern auch noch für 30 Jahre fest. Lag eine Kilowattstunde 1970 noch bei 0,07 €, so verdoppelte sich der Preis innerhalb der letzten 14 Jahre aktuell auf rund 0,28 €. Geht der Strompreis weiterhin pro Jahr um sieben Prozent in die Höhe, so müsste ein normaler Haushalt mit einem Verbrauch von 4.000 kWh im Jahr, in den nächsten 30 Jahren 105.000 € für seinen Stromeinkauf bezahlen.
Große Skepsis, so Axel Münte, gibt es bei der Speichertechnik – sie sei nicht ausgereift, habe hohe Verluste und sei viel zu teuer. Allerdings, so der Fachmann, treffen diese Argumente nur für den Hochspannungsbereich und Überlandnetze zu. Bei der 230 Volt-Niederspannungstechnik im Hausnetz hat es hingegen in den letzten Jahren einen ganz erheblichen Innovationsschub mit speziellen Wechselrichtern und Batterien gegeben, die überschüssigen Strom zwischenspeichern und durch intelligente Steuerelemente zeitversetzt, z.B. in den Nachtstunden wieder nutzbar machen. Gerade diese Speichertechnik wird derzeit vom Bund über die KfW-Bank gefördert. Er wird für Anlagen bis max. 30 KW Leistung gezahlt und kann über 4.000 € betragen.
Sehr interessant kann für Verbraucher auch der Betrieb einer Warmwasser-Wärmepumpe (ca. 2.500€ - 3.000€ Kosten) an einer Photovoltaikanlage sein. Die vorhandene Öl-oder Gasheizung kann so während der Sommermonate komplett ausgeschaltet werden, das Warmwasser macht die Sonne kostenlos. Bei entsprechend dimensionierter PV mit Speicher ist auch die eine Erweiterung auf eine Heizungs-Wärmepumpe, welche die komplette Altanlage ersetzt, kein Problem. Wie Axel Münte den zahlreichen Besuchern der Informationsveranstaltung anhand von Rechenbeispielen aufzeigte, liegt eine moderne Luft/Wasser-Wärmepumpe mit dem Effizienzfaktor 3,5 im Betrieb deutlich unter den Kosten der Wärmeerzeugung mit Öl. Beispiel: 2.400 l Heizöl kosten z. Zt. 1.920 €, die gleiche Heizenergie kann mit einer Wärmepumpe elektrisch für nur 1.371 € erzeugt werden und dies ohne Berücksichtigung bei einem Betrieb mit selbst erzeugtem Sonnenstrom. An das Batteriespeichersystem lassen sich außer der PV-Anlage auch weiter Stromerzeuger, wie eine Kleinwindanlage, ein BHKW oder ein Biodieselgenerator anschließen.
Ein Gesamtsystem, bestehend aus Photovoltaikanlage mit Speicher, incl. Wirtschaftlichkeitsberechnung stellte der Solarfachmann für ein Einfamilienhaus vor, dessen Familie einen Jahresbedarf von 4.800 kWh hat und sich einen möglichst hohen Autarkiegrad wünscht. Optimal wäre dafür eine 9,36 KWp-Anlage mit 36 PV-Modulen, einem Batteriespeicher von 22 KWh Kapazität, die den gesamten Strombedarf zu mindestens 85 % deckt. Eine solche Anlage würde Gesamtinvestitionskosten von rund 23.000 € (PV-Anlage 12.700 €, Batteriespeichersystem 10.300 €) erforderlich machen. Gefördert wird solch eine Anlage über das KfW-Programm 275 mit rund 2.400 €. Ohne Eigenkapital würde sich die Anlage bei 100 % Fremdfinanzierung nach rund 12 Jahren amortisieren, während die Lebensdauer 30-35 Jahre beträgt. Die aktuelle Stromrechnung von 1.344 € jährlich würde sich sofort auf nur noch 196 € reduzieren. Rechnet man die Ersparnis, bei einer angenommenen Strompreissteigerung von 5 %, auf die Lebensdauer hoch, so würde man auf eine Stromkostenersparnis von rund 81.250 € und einem zusätzlichen Erlös durch Netzeinspeisung von 12.827 € kommen. Die Rendite dieser Anlage beträgt 7,4 %.
Zusätzlich sind auch steuerliche Aspekte zu bedenken, so gibt es eine Erstattung der Mehrwertsteuer auf die Rechnung der gesamten PV-Anlage mit Speicher, eine lineare Abschreibung von 20 Jahren, außerdem sind die jährlichen Ausgaben für die Anlage, wie z. B. Zinsaufwendungen und Wartungskosten, zusätzlich steuerlich absetzbar. Auch ist ein Verkauf des Stromes an die Mieter im Haus ist möglich, dann fällt aber Umsatzsteuer an. Bei der derzeitigen Niedrigzinsphase, so Axel Münte zum Schluss seines sehr ausführlichen Vortrages, kann eine solche Investition auch gut als private Altersvorsorge genutzt werden.
Text und Fotos: Bernd Jackisch (Pressesprecher Haus & Grund Bad Lauterberg)