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804. Newsletter Südharzstrecke - Bankrotterklärung der DB Netz im Nordharz - Höchste Eisenbahn zeigt Alternativen auf

1. Nordharz I: wohl nur die Spitze des Unfähigkeits-Eisbergs (Stand: 26.07.2022)
2. Nordharz II: Bankrotterklärung der DB Netz im Nordharz: Hier sind die Alternativen

(Stand: 26.07.2022)

Hallo liebe Eisenbahn-, ÖPNV- und SPNV-Interessierte!

1. Nordharz I: Bankrotterklärung der DB Netz im Nordharz wohl nur die Spitze des Unfähigkeits-Eisbergs

(Stand: 26.07.2022)
Im Nordharz ist östlich von Vienenburg seit gestern Abend kein geordneter Bahnverkehr mehr möglich. Gleich reihenweise nimmt DB Netz – ohne Vorankündigung, die einen halbwegs sinnvollen Bus-Ersatzverkehr unter Umständen ermöglicht hätte – Strecken aus dem Betrieb heraus – angeblich wegen Hitzeschäden, die erst wieder repariert werden müssen. Das ist vermutlich sogar richtig, doch hätte die extreme Hitze der letzten Wochen einen intakten und gut gepflegten Gleisnetz vermutlich weniger geschadet als jetzt, wo die Hitze auf ein, wie überall in Deutschland, vernachlässigtes und marodes Schienensystem trifft.
Die Zeche zahlen, wie üblich, natürlich nicht die gut verdienenden Manager an der Bahnspitze, die auch nicht um ihre Boni fürchten müssen. Die sind gesichert, solange das Ergebnis unter dem Strich stimmt, Und wer die Instandhaltung über Jahre hinweg grob vernachlässigt, verdient vorübergehend gut. Durch die Ereignisse von Garmisch-Partenkirchen wohl aus dem Bonus-Tiefschlaf geweckt, wird nun allenthalben ausgeschwärmt, um unter irgendwelchen Begründungen die Strecken dichtzumachen. Nicht nur am Nordharz. In Niedersachsen ist die Strecke Elze – Voldagsen schon seit Tagen gesperrt, ebenfalls wegen „Hitzeschäden“ – Wiederinbetriebnahme ungewiss. Es fehlt ja an Baukapazitäten!

Ein ähnliches, mehrwöchiges Schicksal droht nun allen Kunden am Nordharz. Man kann nur hoffen, dass der Druck aus Salzgitter wenigstens bei einigen Strecken hilft, denn nun können ja auch keine Kalkzüge aus Rübeland und keine Stahlzüge nach Ilsenburg fahren. Denn wer immer noch glaubt, dass nach Sperrung umgehend die Gleisbaurotten ausschwärmen, um schnellstmöglich Ordnung zu schaffen, der übersieht, in welch erbärmlichen personellen und finanziellen Zustand die Bahn ist. Die letzten Millionen sind gerade in den Zukauf einer Logistik-Tochter in den USA gegangen, da bleibt für das deutsche Schienennetz halt nichts übrig…

Wir erinnern uns: Bei Schneefall werden Strecken tagelang für unbenutzbar erklärt, weil es keine Pflüge mehr gibt – abgeschafft. Bei Stürmen werden Strecken tagelang gesperrt, weil es an Geld für die Pflege der Grünstreifen fehlt. Übrigens immer noch. Und nun: Sperrungen wegen Hitze. Nochmal: Ein intaktes Gleis verwirft sich nicht.

Bei der Bahn bestimmen schon lange Öffentlichkeitsarbeit und Pressestellen, wo es langgeht, nicht mehr die Fachleute, die nach und nach das Weite gesucht haben. Das deutsche Schienennetz ist nach jahrzehntelanger CSU-Misswirtschaft im Verkehrsministerium, inzwischen würdig nachgefolgt von FDP-Minister Wissing, am Ende.

Im Nordharz Ersatz durch dichtes Linienbusnetz

Gottseidank gibt es am Nordharz ein ziemlich dichtes Linienbusnetz, welches immerhin Fahrten zwischen den Orten und eine grundsätzliche Erreichbarkeit der nächsten Bahnknoten sicherstellt, denn bis es einen brauchbaren SEV geben wird, vergehen noch Tage oder Wochen. Busfahrer und Busse sind inzwischen ja auch Mangelware in Deutschland.

Wer im Besitz eines Harz-Kursbuchs, Band 2 Busverkehr, ist, hat derzeit klare Vorteile, denn er kann nachsehen, welche Alternativen es gibt. Im INSA gibt es inzwischen auch „Tipps“ fürs Weiterkommen. Wir haben die verbliebenen Reisemöglichkeiten in einem zweiten Beitrag zusammengestellt.

Michael Reinboth

2. Nordharz II: Bankrotterklärung der DB Netz im Nordharz: Hier sind die Alternativen

(Stand: 26.07.2022)

Auch wir wissen nicht, welche Strecken im Netz der Deutschen Bahn als nächste zur Stilllegung wegen Hitze anstehen. Ausgehend von dem, was wir wissen, bieten sich bis auf weiteres folgende Ersatzmöglichkeiten an, aufgelistet von West nach Ost.

Goslar – Vienenburg Harz-Kursbuch Tabelle B.2
Da fahren noch Züge (wenn nicht gerade andere Bauarbeiten angesagt sind…), nämlich die stündlichen Regionalbahnen Goslar – Vienenburg – Braunschweig und zurück. Außerdem verkehrt die Buslinie VRB-822 (HarzBus) Mo bis Sa alle 2 Stunden von Goslar über Wöltingerode nach Vienenburg und zurück.

Vienenburg – Halberstadt Harz-Kursbuch Tabellen B.2 und B.3
Ab Vienenburg Bahnhof verkehrt Mo-Fr alle 2 Stunden mit einigen Zusatzfahrten, am Wochenende grundsätzlich alle 2 Stunden die HVB-Linie 210 Vienenburg – Osterwieck – Halberstadt, die in Halberstadt Anschluss an die Züge nach und von Magdeburg und Quedlinburg hat. Mo-Fr bestehen in Osterwieck einige Anschlüsse nach und von Wernigerode (HVB-273). Die Anschlüsse in Vienenburg sind wegen des Ausfalls der Halberstädter Züge nicht optimal, aber man kommt sowohl von Goslar als auch von Bad Harzburg bis Vienenburg und von dort weiter, ebenso umgekehrt.

Bad Harzburg – Wernigerode Harz-Kursbuch Tabelle B.2
Es verkehren Mo-Fr 6 HVB-Kurse pro Richtung (Linie 270). Am Wochenende kann das Reisen nicht wirklich empfohlen werden, da der Verkehr in Stapelburg gebrochen wird und von Bad Harzburg dorthin ein Kleinbus der KVG pendelt.
Stapelburg – Ilsenburg – Wernigerode Harz-Kursbuch Tabelle B.2
Da kommt schon deutlich mehr Freude auf. Die HVB-Linie 270 verkehrt Mo-Fr ab Stapelburg praktisch stündlich, am Wochenende alle 2 Stunden. Mo-Fr verkehrt ab Ilsenburg zusätzlich die HVB-Linie 271 mit 7 Fahrten pro Richtung über Wasserleben. In der Woche gibt es mithin zwischen Ilsenburg und Wernigerode fast 30 Kurse pro Richtung.

Wernigerode – Halberstadt Harz-Kursbuch Tabelle B.3
Da ist ausreichend vorgesorgt. Einmal verkehrt Mo-Fr mit 15 Fahrten pro Richtung, am Wochenende alle 2 Stunden die HVB-Linie 231 über Derenburg und Langenstein nach Halberstadt und zurück. Mo bis Fr gibt es dann noch stündliche Verbindungen mit Umstieg in Athenstedt, wobei diese Kurse über Heudeber-Danstedt verkehren.

Wernigerode – Blankenburg Harz-Kursbuch Tabellen B.4 und B.5
Kein Problem. Mo bis Fr alle halbe Stunde eine Fahrt pro Richtung, immer im Wechsel nach Quedlinburg oder Thale bzw. zurück mit den HVB-Linien 230 und 250. Am Wochenende stündliche Verbindungen, ebenfalls im Wechsel nach Quedlinburg oder Thale und zurück.

Blankenburg – Thale Harz-Kursbuch B.4
Siehe oben, in Fortsetzung der Linie von Wernigerode Mo-Fr stündliches, am Wochenende zwei-stündliches Angebot pro Richtung (HVB-250).

Thale – Quedlinburg Harz-Kursbuch B.4
Mo-Fr dichtes Angebot mit gleich drei HVB-Linien. Am Wochenende verkehrt die Linie über Warnstedt alle zwei Stunden pro Richtung.

Quedlinburg – Aschersleben Harz-Kursbuch B.6
Hier gibt es zwei Linien. Die eine (über Hoym) ist schneller, weil direkter (KVG Salzland 140) und bietet Mo-Fr 10 Fahrten pro Richtung, wobei diese in Quedlinburg mit den Zügen nach und von Magdeburg – Halberstadt verbunden sind (so lange diese noch fahren). Die andere (über Gernrode – Ballenstedt, HVB 240) braucht länger, verkehrt dafür aber Mo-Fr jede Stunde pro Richtung und am Wochenende alle 2 Stunden. In der Richtung Aschersleben – Quedlinburg ergibt sich am Wochenende hierdurch ein Programm mit stündlich ähnlichen Abfahrtszeiten, in der Gegenrichtung mit stündlich ähnlichen Ankunftszeiten.

Aschersleben – Lutherstadt Eisleben Harz-Kursbuch B.7
Sollte DB Netz auf die Idee verfallen, auch noch zwischen Aschersleben und Halle die Strecke dichtzumachen, verbleibt als letzter Anker noch die Buslinie 410 der VGS, welche Mo-Fr stündlich, am Wochenende zweistündlich zwischen Aschersleben und dem Bahnhof Lutherstadt Eisleben pendelt. Die Hauptbahn Eisleben – Halle ist zweigleisig und sollte insoweit noch eine Weile durchhalten können!
Trotz der vielen Buslinien muss man Reisenden aus Richtung Ruhr, Hamburg oder Bremen nach Wernigerode wohl den Weg über Magdeburg empfehlen, so lange die Strecke Magdeburg – Halberstadt noch läuft. Auf diese Weise kommt man ja auch nach Quedlinburg. Aus Richtung Berlin nach Goslar – Bad Harzburg seien die Wege über Braunschweig (wenn die Weddeler Schleife frei ist, denn auch die wird ja immer wieder baubedingt dichtgemacht) oder Hannover empfohlen. Berlin – Aschersleben ist derzeit kaum irgendwie zu empfehlen, da die eigentlich freie Strecke von Dessau nach Aschersleben ist wegen planmäßiger Bauarbeiten bei Baalberge dicht, und über Magdeburg geht es ja wegen der Sperrung ab Staßfurt ja auch nicht. Da bleibt einstweilen nur der weite Bogen über Halle.

Michael Reinboth

Viele Grüße

Burkhard Breme
Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz"
37431 Bad Lauterberg

E-Mail: burkhard.breme@suedharzstrecke.de
Internet: http://www.suedharzstrecke.de

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