795. Newsletter Südharzstrecke - Weitere fünf Monate keine Nahverkehrs-Anschlüsse vom Nordharz nach Bremen
Hannover: Ab 02.04.2022 weitere fünf Monate keine Nahverkehrs-
Anschlüsse vom Nordharz nach Bremen
(Stand 11.01.2022)
Hallo liebe Eisenbahn-, ÖPNV- und SPNV-Interessierte!
Bereits im Jahr 2021 wunderte sich mancher Reisende darüber, dass die bewährten stündlichen Anschlüsse von Bad Harzburg und Goslar, mittelbar auch von Halberstadt und Wernigerode, nach Bremen über Hannover wochenlang aus den Fahrplänen verschwunden waren. Stattdessen wurde man auf ICE und IC verwiesen, die natürlich auch in dieser Zeit nicht mit dem Niedersachsen-Tarif nutzbar waren. Oder man wurde auf eine Wartezeit von 1 Stunde und 7 Minuten in Hannover Hbf aufmerksam gemacht.
Nanu? Dann muss doch binnen 7 Minuten etwas gefahren sein?
Bei Nachfrage nannte die federführende LNVG Bauarbeiten mit S-Bahn-Ausfall als Grund. Der eigentlich schnelle RE10 Bad Harzburg – Hannover wurde in dieser Zeit als S-Bahn-Ersatz missbraucht, musste in Emmerke und Barnten halten, lief nur wegen coronabedingter Nachfrageschwäche nicht komplett über und erreichte Hannover Hbf 3 Minuten später als üblich – was für den DB-Computer Grund genug war, alle Anschlüsse nach Bremen zu eliminieren. Offiziell braucht man in Hannover 8 Minuten zum Umsteigen, und hier waren es eben nur noch 7…
Ein einmaliger Ausrutscher?
Die LNVG jedenfalls, auf den Fehler hingewiesen, gelobte Besserung und versprach für ähnliche Fälle eine sinnvolle Lösung.
Doch ganz offenbar hat man in der Kurt-Schumacher-Straße den Überblick verloren oder schlicht kein Interesse mehr am Halten bisheriger oder gar Gewinnen neuer Kunden für den ÖPNV. Womit man ja ganz auf der Linie der vorgesetzten Behörde, des Wirtschaftsministeriums, läge, welches unter Minister Althusmann alles tut, um den niedersächsischen Nahverkehr nicht voranzubringen.
Jüngstes Beispiel: Das mit viel Getöse angekündigte und nun wieder gekippte Schülerticket.
Der harmlose Hinweis im Erixx-Fahrplan lautet: „Vom 2.4. bis 24.8. halten die Züge zusätzlich in Barnten und Emmerke.
Bitte beachten Sie in diesem Zeitraum auch die veränderten Fahrzeiten für Hannover und Sarstedt.“ Böses ahnend, warf Fahrplan-Experte Michael Reinboth von „Höchste Eisenbahn“ umgehend einen Blick in das DB-Auskunftssystem. Und siehe da: Sämtliche Anschlüsse aus dem Nordharz nach Bremen sind wieder weg – dieses Mal für geschlagene fünf Monate. Es wurde erneut der bequemste Weg gewählt, der RE10 zum S-Bahn-Ersatz degradiert und das Anschlussproblem durch Unsichtbarmachen der Verbindungen beseitigt. Auch vom Nordharz nach Hamburg wurden übrigens die schlanken Anschlüsse mal eben für ein knappes halbes Jahr abgeschafft, aber da gibt es immerhin knapp 20 Minuten später zumeist einen vergleichbar teuren Ersatz.
Stellenwert des Harzes? Null
Im Wahljahr 2022 muss man immer wieder einmal daran erinnern, welchen Stellenwert der Harz in Sachen Anbindung im Schienenverkehr bei der Landesregierung hat: Keinen.
Man feiert einen neuen IC nach Bremerhaven wie eine Offenbarung, freut sich über eine zusätzliche Verbindung nach Norddeich, nimmt aber das immer schlimmer werdende Anschlussproblem des Harzes einfach hin – oder besser ausgedrückt: einfach nicht wahr.
Der Harz ist ein Eldorado für Autofahrer. Basta.
Drei Monate keine gescheiten Verbindungen über Braunschweig nach Berlin akzeptiert man wegen des guten Zwecks, der Zweigleisigkeit der Weddeler Schleife, noch, aber nun kommen fünf Monate miese Verbindungen nach Bremen und schlechtere nach Hamburg noch obendrauf.
„Na und?“ werden die Südharzer sagen. „Wir haben doch schon seit über 10 Jahren keine brauchbaren Verbindungen mehr nach Bremen.
Der Metronom und die RE verpassen sich in Hannover Hbf doch schon immer. Wir sind mit dem Niedersachsen-Ticket doch noch nie nach Bremen oder an die Nordsee gekommen, und das hat in Hannover auch noch niemanden bewogen, hier etwas zu tun.
Warum also soll es den Nordharzern besser gehen?“ – Das mag sein, aber die fast halbjährige Verschlechterung für die Kreise Goslar und Harz ist eben völlig unnötig und hätte bei rechtzeitigem Mitdenken vermieden werden können. Denn zurück, da geht es, weil dann exakt jene 8 Minuten Übergang vorhanden sind, die der Computer in Hannover Hbf vorschreibt.
Genau eine Minute fehlt in Richtung Bremen. Und die will man nicht gefunden haben?
Nein: man hat sie gar nicht gesucht. Man kennt offenbar die Verbindungen und Reisegewohnheiten der Harzgäste nicht.
So aber werden nun auch die Nordharzer ein Opfer der Hannoveraner Interesse- und Lustlosigkeit. Schade eigentlich – die LNVG, das war mal ein richtig guter Laden…
Aber heute:
• Keine Lösung für das Dauerproblem Kreiensen,
• keine Lösung für die schlechten Verbindungen Südharz – Hannover,
• tatenloses Zusehen bei immer schlechterer Qualität und massiven Zugausfällen und
• nun auch noch das Hinnehmen einer deutlichen Angebotsverschlechterung für den Nordharz.
Quo vadis, LNVG? Niedersachsen jedenfalls ist auf dem besten Wege, schnellstmöglich wieder das Tabellenende im Länderranking für den ÖPNV zu erreichen.
Verkehrswende? War da mal was?
Michael Reinboth
Viele Grüße
Burkhard Breme
Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz"
37431 Bad Lauterberg
E-Mail: burkhard.breme@suedharzstrecke.de
Internet: http://www.suedharzstrecke.de