Das Tor nach Bad Kösen -Die Ankunft des ersten Eisenbahnzuges in Kösen
Die Ankunft des ersten Eisenbahnzuges in Kösen im Jahre 1847
Von Konrektor Hinsche, Bad Kösen - 1930
Am 5. Juni 1847 schnaufte der erste Eisenbahnzug bedächtig von Naumburg heran. Neugierig sah Borlachs wetterfester Reisigbau vom Rechenberge auf den Eindringling hernieder, der seine idyllische Ruhe stören wollte. Da ertönte ein Pfiff, und in einem Tempo, das uns heute vorsintflutlich erscheinen würde, fuhr im grünen Laubschmuck die erste Lokomotive ein. Eine dichte Menge umlagerte den Bahnhof und begrüßte den Zug mit begeisterten Hurrarufen.
Kösens erster Inspektor Herbst stand salutierend auf dem Bahnsteige und war kaum imstande, die andrängenden Neugierigen zurückzuhalten.
Besser wußte sich da der dicke Lokomotivführer König zu helfen, verschmitzt lächelnd ließ er einen endlosen Pfiff ertönen und dazu zischend der Maschine einen Wasserstrahl entweichen, vor dem die zahlreich herbeigeströmten Landleute zurückfuhren, daß sich einige ihrer Hintermänner auf einem Kieshaufen wälzten, der am Bahnsteige lag.
Erst nach langem Aufenthalte keuchte das Dampfroß weiter nach Sulza.
Der Heiterkeitserfolg, den das erste Auftreten der Dampfkraft in Kösen erzielte, hielt geraume Zeit an, und noch lange Zeit bot der Bahnhof, wenn auch nur drei Züge täglich von jeder Seite ankamen, für die Schaulust der Kösener soviel des Interessanten, daß sie ihre freien Stunden dort mit Vorliebe verbrachten und dem damaligen Bahnhofswirt Wilhelm Kurzhals die Taschen füllten.
,, Ich geh mal a weng runger uf´n Bahnhof´´ ,
war bald zu einem Stichwort für einen beliebten Bummel geworden.
Könnten doch unsere Altvordern einmal einen Pfingsttrubel von heute ansehen, sie würden aus dem Staunen nicht herauskommen und Inspektor und Lokomotivführer sicher den Kopf verlieren.
Nette Geschichte und lustig erzählt! Gruß Frank