Ein Tag . . . (Stenkelfeld läßt grüßen)
Ein Tag in der Kfz.-Werkstatt - (Alles komplett erstunken und erlogen)
7:00 Uhr : Meister Spitz (Name ist verändert) fährt mit seinem auf GTI getunten weißen Golf auf den Angehörigen Parkplatz im hinteren Bereich des Firmengeländes. Beim Aussteigen unterläuft ihm unbemerkt ein Fehler, der ihn den ganzen Tag wie ein Damokles-Schwert verfolgen wird: Mit dem linken Fuß tritt er in die Tretmine des Wachhundes vom Klärwerk, der die Gunst der Stunde um Mitternacht genutzt hatte, um unerkannt aus seinem abgesperrten Bereich entlang des Baches stromaufwärts zu entweichen.
7:45 Uhr : Nach für nach füllt sich der Angehörigen Parkplatz mit den Fahrzeugen der zumeist sehr unausgeschlafenen, aber tüchtig nach Alkohol duftenden Monteure, die auch unter der Woche keine Kosten und Mühen scheuen, das ein oder andere Mal mit Freunden die Nacht zu durchzechen, um so für den darauffolgenden Arbeitstag gerüstet zu sein.
8:00 Uhr : ARBEITSBEGINN :
Die ersten Kunden betreten den Service Bereich und die Kundendienstannahme der Firma und rümpfen dezent schon beim „Guten-morgen-sagen“ mehrmals die Nase, ohne auch nur zu erahnen, wo der weihnachtliche Duft, der ausgerechnet heute einen sonderbaren Beigeschmack aufweist, seinen Ursprung hat.
8:02 Uhr : Der Auszubildende von Herrn Streif(Name erfunden) wird durch einen unvermittelten Aufschrei seines Gesellen aus dem Tiefschlaf gerissen. Lauthals fordert Herr Streif ihn auf, den Wagen anzuheben, ihm die Taschenlampe sowie einen Schraubenzieher aus der Werkzeugkiste zu holen und schon mal das Caramba bereitzuhalten. Als Ozapft (Name erschwindelt), der Auszubildende, den Schraubenzieher mit einer Storchenschnabelspitzzange verwechselt, ist für ihn der Tag gelaufen.
8:05 Uhr : Mit einem hämischen Grinsen verabschiedet sich Kollege Schüttel (Name geändert) von der Belegschaft, und nutzt mal wieder die noch nicht ganz volle Aufmerksamkeit des Meisters, um sich den Rest des Tages Überstundenfrei zu genehmigen. Dabei gerät er beim abstempeln mit Herrn Strauch (Namen sind Schall und Rauch) aneinander, der gerade aus dem Nachbarort kommend mit einem Kundenwagen im Betrieb eintrifft. Um sich möglichst rasch anzustempeln, damit Meister Mölle (Namen frei erfunden) keinen Verdacht schöpft, riskiert Der schon mal Rempeleien und den ein oder anderen Ellenbogencheck.
8:15 Uhr : Immer noch treffen Monteure und Auszubildende auf dem Gelände ein, die von ihren morgendlichen Aufgaben aufgehalten, nicht ahnen welche Überraschungen sie heute bei der Ausübung ihres Tagwerks zu erwarten haben. Als besonders auflockernd wird dabei empfunden, das die schon seit halb acht anwesenden Kollegen nicht müde werden immer wieder die gleichen alten Sprüche zu klopfen, statt auch nur einmal einen Gedanken daran verschwenden, warum und aus welchen Gründen Dinge geschehen, die man gar nicht vorhersehen kann.
8:30 Uhr : Fast jeder Mitarbeiter hat sich mit seinen heutigen Aufgaben abgefunden, aber immer noch nicht heraus bekommen, warum der ach so weihnachtliche Geruch, der heute durch die Werkstatt zieht, kontinuierlich einen kleinen Dämpfer erfährt, wenn Meister Spitz in der Nähe ist.
8:45Uhr : An Herrn von Hauslebens (Name vererbt) Arbeitsplsatz scheint eine Explosion stattgefunden zu haben. Mit heiler Haut davon gekommen, kann der braungebrannte Lehrjunge Wisamasinga (Name nicht richtig) mit Mühe und Not, das Werkzeug von den Trümmern des ausgebauten Zylinderkopfes unterscheiden und es wieder an seinen angestammten Platz in der arg gebeutelten Werkzeugkiste räumen.
8:45 Uhr : Kollege Komaht (Name natürlich auch erfunden) ist gerade dabei, Meister Spitz rund zu machen weil er den „Bi-zwei-be“ nicht gefunden hat und das Lichtmondul am vorderen rechten Scheinwerfer vermutet. Natürlich hat Herr Spitz seit einem traumatischen Erlebnis auf dem Fußballplatz immer noch Orientierungsprobleme, stellt aber erst mal klar, wer hier das sagen hat, und verläßt mit gewohnt schnellem Schritt die Werkstatt wieder Richtung Annahme, nicht ohne dabei eine seltsame Duftwolke hinter sich her zu ziehen.
9:00 Uhr : Frau Backböhm (Name beschissen) erscheint mit ihren roten Kunstleder Stiefeln zum Anstempeln am Lagerschalter und erregt mit ihrer auffälligen Erscheinung das besondere Interesse der Anwesenden. Anschließend werden sämtliche Seiten des Pinup Kalenders von Herrn Leimann (Name erstunken und erlogen) durchgeblättert, um eben Gesehenes, vergessen zu machen.
9:10 Uhr : Am Ersatzteillager herrscht Hochstimmung. Die angeforderten Ersatzteile für das einzige Fahrzeug auf der Hebebühne sind nicht vorhanden. Bei einer Besprechung stellt sich heraus, das der zuständige Lagerist, Herr Leimann geschickt die Schuld der nicht weitergeleiteten Bestellung an das RVL weitergibt und dem Gesellen Hausingjesen (Namen...) auch noch eine Teillast ankreidet, da dieser am Vortag versehentlich eine 6er Unterlegscheibe nicht auf den Auftrag übernommen hatte. Das der am Schalter bereitliegende Scanner dabei durch einen Softwarefehler mehrere Liter Bremsflüssigkeit und Zwölf Kilo Auswuchtgewichte auf dem Auftrag verbucht hatte, wird diskret verschwiegen.
9:25 Uhr : Unter tosendem Beifall der noch arbeitenden PKW Monteure betreten die restlichen LKW Monteure den Frühstücksraum, einzig Herr Kappe (Name verkehrt) war schon anwesend.
9:30 Uhr : FRÜHSTÜCK
9:35 Uhr: Während noch die Frühstückspause in vollem Gange ist, fährt Meister Spitz einen Problemfall herein, und bemüht sich hektisch den Fehlerspeicher mittels Tester, auszulesen. Die Geräusche aus dem Sitzgestell des Kundenwagens sind so allerdings nicht zu beseitigen.
10:00 Uhr : Nachdem alle nun endlich die Frühstückspause beendet haben, und sämtliche frühmorgendliche Highlights ausdiskutiert worden sind, stellt Herr Pimper (Name verschleiert) die entscheidende Frage des Tages: „Wie riecht es denn hier?“ Meister Spitz druckt gerade die ersten 12 Seiten „Eingangskurztest in Englisch“ aus, und stellt fest, das vorn in der Zentrale heute morgen einige Kerzen angezündet und Tannenzweige ausgelegt wurden, damit die vorweihnachtliche Stimmung ein wenig besser zur Geltung kommt. Das beseitigen der Sitzgeräusche wird inzwischen von Herrn Strauch erledigt, indem er eine komplette Dose Sprühwachs in allen nur erdenklichen Richtungen unten dem Sitz verarbeitet. Das beseitigen der Flecken auf dem Teppich und die Fingerabdrücke auf den Polstern übernimmt im Nachhinein der Auszubildende Windelkind ( Name erfunden), der dabei den gesamten Handvorrat an Nitroverdünnung und Fleckentferner aufbraucht. Die dadurch entstandene neue Farbgebung des Sitzes wird vom Meister Spitz mit einem trockenen „so, das hätten wir“ kommentiert.
10:25 Uhr : Zum zwölften Mal kommt die Auszubildende Fräulein Schaumacher (Name erlogen) auf ihrem Weg vom Arbeitsplatz zur Damentoilette, an einem, mitten in der Werkstatt liegenden Ölfleck vorbei, ohne ihn auch nur mit einem einzigen Blick zu würdigen. Auf die Aufforderung ihn beim nächsten mal wegzuwischen, reagiert sie mit der Gegenfrage: „Wieso? Ich hab ihn ja nicht hingemacht.“
An ihrem Arbeitsplatz bei Herrn Strauch angelangt, kontert sie auf dessen Wunsch: „Gib mir mal den 17er Ringmaul“ diplomatisch: „Kanns nicht auch ein 16er oder 18er sein“
10:50 Uhr : Mit einem langgezogenen Seufzer kommentiert der als „Mädchen für alles“ bekannte Herr Wirkel(Namen...) seine Enttäuschung darüber, das er Dreieinhalb Stunden, seit 7:20 Uhr, für das Starten des Betriebseigenen Schneepfluges gebraucht hatte und nun nicht einmal Schnee auf dem Hof liegt. Als anschließend auch noch der Laubsauger seinen Dienst quittiert und sein komplettes Innenleben in die frisch von Frau Strecke (Name gelogen) gepflegte Gartenbepflanzung spuckt, kommt ausgerechnet der Service Leiter, Herr Butrageno vorbei, und fragt nach dem merkwürdigen Duft der heute morgen durch die Büros zieht und dessen Ursache er in der Klimaanlage des EDV Raumes vermutet.
11:15 Uhr : Der Diensthabende Lehrling Hobelmeier(Name...) verschafft sich durch seine freundliche Art: „Was zum Mittag??“, bei allen Mitarbeitern Gehör und beginnt mit der Auftragsannahme für den Mittagstisch. Die 250 Meter zur ESSO und zum Imbiß um die Ecke sollten wohl in einer Stunde zu schaffen sein. Eiligen Schrittes hastet er von Mann zu Mann und erntet meist Dank und Anerkennung für seinen Dienst: „Nein Danke, mir ist schon schlecht“ oder „Ein halbes Schwein gefüllt auf Toast“ sind die Sprüche des Tages, sowie auch der gesamten restlichen Woche.
12:00 Uhr : Herr Holzauge (Name ergreifend verändert) geht wie gewohnt seinen allmittäglichen Gang zur LKW Annahme, um dort den anwesenden Truckern die Tageszeitung zu entreißen, und sich anschließend in seinem Büro von der anstrengenden, mühsamen und abwechslungsreichen Tätigkeit in der Lagerhaltung, ein wenig zu erholen.
12:05 Uhr : Die Ereignisse überschlagen sich. Herr Kappe sitzt erwartungsvoll an seinem Platz um die bestellte „Kurry Wuhrst“ und die tägliche Skandalpresse in Empfang zu nehmen. Lehrling Karpendäl (Name nicht wahr) bekommt von Meister Mölle den Auftrag, noch eben vor der Mittagspause einen Vorführwagen innen und außen zu reinigen, damit der Juniorchef Herr Giselher(Name unrichtig) diesen bei DEM Kunden anpreisen kann, dessen Fahrzeug heute, wegen der sich noch immer verändernden Fahrersitzfarbe, nicht mehr fertig zu werden scheint.
12:06 Uhr : Unter dem Vorwand, seine Heizung wäre ausgefallen, verläßt Herr von Hausleben den Betrieb, mit Vollgas, wie jeden mittag um diese Zeit, in Richtung 12 Zimmer, 220 qm Einfamilienhaus mit Whirpool, drei Toiletten und beheizter Garage. Durch das abschalten der ESP, kann man in seinem Rückspiegel mehrere wegfliegende Schottersteine auf dem Angehörigen Parkplatz beobachten. Beschädigungen an den anderen Fahrzeugen sind in der Regel nicht eingeplant.
12:07 Uhr : Meister Spitz taucht unvermittelt im Werkstattpausenraum auf, um Lehrjungen Windelkind darauf hinzuweisen, das man einen selbstverschuldeten Unfall auf dem Betriebsgelände durchaus der Geschäftsleitung melden kann, ohne dabei Gefahr zu laufen, sofort entlassen zu werden. Ungeachtet dessen, bemerken die anwesenden LKW Monteure einen nicht gerade neutral zu nennenden merkwürdigen Geruch, der ebenso schnell wie er gekommen ist, auch wieder zu verschwinden scheint, als der Meister den Raum verläßt.
12:08Uhr : Schweißgebadet kommt der diensthabende Lehrjunge, etwa 6 Minuten früher als erwartet zurück, und beginnt mit der Verteilung der Bestellungen, wobei Herr Kappe, der mit einigen Verbalen Ausbrüchen seinen Unmut bekundet, natürlich als erster bedacht wird.
12:10 Uhr : Als die PKW Monteure zur Pause eintreffen, sind die Kollegen aus der Nutzfahrzeugabteilung schon mit dem Verzehr ihrer Mahlzeiten beschäftigt und größtenteils satt.
12:15 Uhr : Die Mittagspause hat begonnen. Lauthals werden die neuesten Klatschmeldungen sowie die morgendlichen Geschehnisse kommentiert. Herr Komaht weist darauf hin, das er Meister Spitz bei andauernder Inkontinenz einen Wechsel seines Arbeitsplatzes nahelegen wird. Herr Kappe ist bereits satt, als das Gespräch auf die Annahme und Verteilung der Arbeit im LKW Bereich kommt.
12:50 Uhr : Herr Förster niest, wie immer um diese Zeit. Die Kollegen kommentieren diesen Zwischenfall wie jeden Mittag mit anerkennenden Bemerkungen.
13:00 Uhr : Pausenende
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Als Hinweis sei noch bemerkt, das mir die Geschichten aus Stenkelfeld als Anregung zu dieser eigenen Geschichtegedient haben. Ähnlichkeiten mit noch lebenden Personen oder Namen sind rein zufällig, die Geschichte ist eine reine Erfindung.
Die drei Bilder stellte mir ein Freund zur Verfügung. Danke dafür.
Eine schöne Geschichte, irgendwo in Deutschland . . . Köstlich! austrianer