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Runder Tisch zu Flüchtlingen in Landau

Rund zwei Dutzend Bergstädter waren der Einladung von Pfarrer Christian Rehkate und Landliebe-Aktiven gefolgt und in den Gemeindesaal gekommen, um die Ankunft von Flüchtlingen in Landau bestmöglich vorzubereiten. Wichtige Informationen und Tipps gaben Uwe Kretschmer vom Diakonischen Werk (Beratung für Flüchtlinge und Asylsuchende) und Michael Bayan von der Stadtverwaltung.

"Sie brauchen kein Konzpet. Sie müssen nichts vorbereitet haben," sagte Uwe Kretschmer zum Auftakt. Zuhören und fragen sei das Wichtigste. "Die Flüchtlinge wissen selbst am besten, was sie brauchen." Am Ende des Abends stellte er fest: "ich bin überrascht, mit welcher Voraussicht Sie sich Gedanken über Flüchtlinge machen, die noch gar nicht da sind." Und Michael Bayan nahm positiv zur Kenntnis, wie konkret einzelne Schritte schon besprochen sind.

Und das sind die Ergebnisse:

Ansprechpartner: Peter Ramme nimmt den Anruf entgegen, wenn feststeht, wann wie viele Flüchtlinge in Landau ankommen. Das kann auch unmittelbar vor der Ankunft sein, aber erst, wenn das Haus in Neu-Berich voll ist, das zunächst belegt werden soll. In der Landauer Rathaus-Wohnung ist das Bad noch nicht fertig, sind die Zimmer noch nicht möbliert.

Möbel: Wer intakte Möbel abzugeben hat, wird gebeten, sich bei Michael Bayan zu melden (05691/801-149 oder michael.bayan@bad-arolsen.de). Mitarbeiter der Stadt sehen sich die Stücke an und entscheiden, ob sie brauchbar sind. Wenn ja, holt der Betriebshof sie später ab.

Ankunft: Namen derjenigen stehen auf einer Liste, die die Flüchtlinge in Landau empfangen wollen. Marina Heldtmann-Meier sammelt bis dahin Spenden an unverderblichen Lebensmitteln von Nudeln über Reis bis zum Zucker für die Zeit unmittelbar nach der Ankunft. Zeitnah sollte dann ein Termin mit Uwe Kretschmer vor Ort einen ersten Überblick ermöglichen.

Ausstattung: Auch hier soll das Prinzip gelten, dass die Flüchtlinge selbst am besten wissen, was sie brauchen. Die Stadt sorgt für Hausrat und mehr (und nimmt auch dafür Spenden an). In Landau soll so bald wie möglich nach der Ankunft an einem Nachmittag eine Art Basar im Rathaus sein. Hier kann jeder Bergstädter das, was er nicht mehr braucht (Geschirr, Besteck, Handtücher, Bettwäsche, Spiele...) anbieten. Die Neuankömmlinge suchen sich aus, was sie gebrauchen können, und anschließend nimmt jeder das wieder mit, was übrig ist.

Ansprache: "Das Wichtigste, was diese Leute brauchen, ist Ansprache," sagte Peter Ramme, der seit geraumer Zeit Flüchtlinge in der ehemaligen Kaserne in Gasterfeld betreut. "Sich Zeit nehmen – und wenn es nur zehn Minuten sind." Der Vorschlag steht im Raum, dass täglich für eine Stunde das Jagdzimmer im Rathaus ein Treffpunkt sein könnte, wo alles Wichtige geklärt wird, aber auch einfach jemand zum (Deutsch-) Reden da ist. Bürgermeister van der Horst hat zugesagt, Jagdzimmer und bei Bedarf auch den Saal kostenfrei zur Verfügung zu stellen.

Sprache: Deutsch lernen steht an erster Stelle. Solange das Asylverfahren läuft (was mehrere Monate bis zu sechs Jahren dauern kann), haben die Neuankömmlinge keinen Rechtsanspruch auf einen Sprachkurs und bekommen dafür auch kein Geld, erklärte Uwe Kretschmer. Lehrerin Gisa Kalhöfer-Rest ist Ansprechpartnerin (05696/995086) und bereit, anderthalb Stunden pro Woche Deutsch-Unterricht zu erteilen. Auch sie würde sich über Unterstützung freuen – "das kann jeder machen, dazu muss man nicht Deutschlehrer sein."

Freizeit:
Hier steht die Landliebe-AG der Grundschule in den Startlöchern. Die Kinder seien hochmotiviert, sagte Gisa Kalhöfer-Rest, wenn es darum geht, mit den Flüchtlingen die Bergstadt zu erkunden, zu kochen oder Spiele zu spielen. Bei der nächsten Terminbesprechung der Vereine im April soll die Integration auf diese Weise auch Thema sein.

Alltag: Den Alltag zu bewältigen, dabei könnten Patenschaften für Einzelne oder Familien vielleicht am besten helfen. Begleitung zum Einkaufen oder zur Arztpraxis sind da nur zwei von vielen Beispielen. Was genau nötig ist, könnte sich beim täglichen Treff im Jagdzimmer zeigen.
Kleine Kinder dürfen in den Kindergarten gehen, Schulkinder bis 16 Jahre in die Schule. Dafür reicht ein Dokument mit Name und Anschrift. Wer die Busfahrkahrte für Schüler ab Klasse 5 bezahlt, ist noch zu klären. Offiziell zuständig für alle Fragen, die nicht das Asylverfahren betreffen, ist das Sozialamt beim Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Mobilität: Bus und AST sind zu teuer für die Summe, mit der Flüchtlinge auskommen müssen. Günstig Einkaufen ist ebenfalls wichtig und darum werden Mitfahrgelegenheiten eine große Rolle spielen.

Formalitäten: Grundsätzlich gilt bei Post, die das Asylverfahren betrifft: Umschläge aufheben! Die Frist läuft ab Zustelldatum und das steht nur auf dem Umschlag, nicht auf dem Schreiben selbst. Die kürzeste Frist ist eine Woche – so viel Zeit bleibt immer, um kompetente Ansprechpartner einzuschalten (das Diakonische Werk oder Rechtsanwälte, die sich auf Asylrecht spezialisiert haben). Eigenes Handeln ist an dieser Stelle nicht hilfreich, sagte Kretschmer.

Mentalität & Religion: Wenn verschiedene Kulturkreise und Religionen aufeinander treffen, sind Verwunderung oder auch Irritation an der Tagesordnung. Nicht bewerten, sondern sich der unterschiedlichen Herkunft bewusst sein und sich unvoreingenommen gegenübertreten, empfehlen Kretschmer und Manuela Mendl, die ebenfalls schon Erfahrung mit Flüchtlingsfamilien gemacht hat. Ein Beispiel: Oft geben Frauen Männern nicht die Hand. Auch kommt es vor, dass Männer die Wortführer sind, obwohl Frauen sich besser verständigen können.

Private Wohnungen: Die Stadt sucht noch dringend private Wohnungen und tritt im Fall einer Einigung auch als Vertragspartner auf (Ansprechpartner: Michael Bayan).

Mail-Verteiler:
Ein Mail-Verteiler ist entstanden, über den alle, die bei der Integration helfen wollen, informiert werden und sich austauschen können. Wer mit aufgenommen möchte, wird gebeten, sich über landliebe@bergstadt-landau.de zu melden.

Der Länderschwerpunkt für Hessen liegt auf den Balkanstaaten, Somalia, Eritrea und Syrien, informierte Pfarrer Rehkate.

Der Runde Tisch ist Teil einer Willkommenskultur, die sich inzwischen in der Bergstadt Landau entwickelt hat. Mehr dazu unter www.bergstadt-landau.de.

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