Fragen von ALLEN an Landrat Martin Sailer, Teil 12: Wie kann die vierte Welle gebrochen werden?
Landrat Martin Sailer beantwortet Nachfragen im Video
In regelmäßigen Videobeiträgen beantwortet Landrat Martin Sailer häufige Fragen, die das Landratsamt vonseiten der Bevölkerung erreichen. In der zwölften Folge der Reihe, die ab sofort unter www.landkreis-fuer-alle.de/fuer-alle/fragen-von-allen-an-landrat-martin-sailer und in den sozialen Medien abrufbar ist, geht Sailer unter anderem auf die Frage ein, was seiner Auffassung nach die steigenden Inzidenzen senken könnte. Fragen für zukünftige Ausgaben können unter info.corona@LRA-a.bayern.de eingereicht werden.
Herr Landrat, die Inzidenz schnellt im Landkreis wie in allen Regionen Bayerns steil nach oben. Was müsste Ihrer Meinung nach jetzt passieren, um diesen Trend umzukehren und die vierte Welle zu brechen?
Landrat Martin Sailer: „Wir bewegen uns im Landkreis in der Tat auf eine Inzidenz von 500 zu. Ein Wert, in dessen Nähe wir seit Ausbruch der Pandemie bislang nicht annähernd gekommen sind. Es bedarf jetzt aus meiner Sicht ganz vieler Maßnahmen: Wir müssen vor allem intensiv über das Thema Impfen diskutieren, insbesondere, wie wir diejenigen erreichen, die sich bisher nicht haben impfen lassen. Dafür sorgen wir im Landkreis weiterhin mit Vor-Ort-Impfangeboten von unseren mobilen Teams. Wir gehen dafür in die Ortschaften, auch an Sportplätze und dergleichen, um die Menschen niederschwellig zu erreichen. Zum zweiten brauchen wir aus meiner Sicht wieder kostenfreie Testangebote. Im Kampf gegen Corona geht es zwar in erster Linie ums Impfen, aber eine weitere wichtige Säule ist der kostenfreie Test. Deswegen fordere ich schon seit längerem, dass wir auch wieder die kostenfreien Tests unseren Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen. Außerdem muss es wieder darum gehen, Kontakte zu beschränken, weshalb wir als Landratsamt beispielsweise alle verzichtbaren Veranstaltungen abgesagt haben. Und ich appelliere an alle, es uns gleich zu tun und auf Veranstaltungen zu verzichten, die in den nächsten Wochen und Monaten nicht zwingend stattfinden müssen.“
Sie haben vom Impfen gesprochen, das Stichwort ist auch Auffrischungsimpfung. Warum geht es denn damit aktuell so schleppend voran?
Sailer: „Inzwischen konnten wir immerhin unsere Seniorinnen und Senioren in den Pflegeeinrichtungen komplett mit der dritten Impfung versorgen. Das ist ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung. Allerdings fehlt uns für die weiteren Schritte eine klare Anweisung der Ständigen Impfkommission. Sie müsste endlich die Frage beantworten, wer sich denn nun tatsächlich die Booster-Impfung abholen kann. Hier ist die Kommission aus meiner Sicht viel zu zögerlich. Wir haben die Impfstoffe, die Infrastruktur und vor allem die Nachfrage nach der Drittimpfung. Es fehlt uns das grüne Licht und daher bleibe ich bei meiner Forderung: Es muss alles schneller gehen.“
Die Belegung der Intensivbetten in unserem Leitstellenbereich hat heute die 100-Prozent-Marke erreicht. Was erwartet die Bürgerinnen und Bürger nun?
Sailer: „Jetzt könnte ich den abgedroschenen Satz sagen: Wir sind an der Belastungsgrenze. Vielen Leuten wird dieser Satz kaum mehr etwas bedeuten, da man ihn im Verlauf der Pandemie häufig gehört hat. Dennoch muss man sich unverblümt vor Augen führen, was er aussagt. Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo wahrscheinlich triagiert werden muss – wo der Unfallpatient mit dem Corona-Patienten in Konkurrenz um ein Intensivbett treten muss. Auch bei uns in Schwaben müssen Patientinnen und Patienten bereits abverlegt werden, weil wir keine freien Kapazitäten mehr haben. Es ist das Szenario eingetreten, in dem es brenzlig für diejenigen werden könnte, die beispielsweise nach einem Verkehrsunfall als Schwerstverletzte Intensivbetreuung bräuchten, aber alle Betten ausgelastet sind. Außerdem ist es leider nicht so, dass sich jedes Bett im Klinikum problemlos in ein Intensivbett umwandeln ließe. Dazu würden zwingend auch zusätzliche Intensivpflegekräfte und medizinische Gerätschaften gebraucht. Man muss sich ins Bewusstsein rufen, dass wir unbedingt mehr tun müssen, um diese Pandemie zu bekämpfen. Ich bleibe dabei: Impfen und Testen sind die wichtigsten Dinge. Aber auch unsere Kontakte müssen wir wieder auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.“