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Ein Lehrgarten voller blühender Ideen
Verein für Gartenbau und Landespflege Königsbrunn e.V.

Die Anfänge des heutigen Vereins für Gartenbau und Landespflege Königsbrunn e.V. gehen bis ins Jahr 1900, zur Gründung des Obstbau- und Bienenzuchtvereins Königsbrunn, zurück. Wesentlicher Punkt des Vereins war, den Mitgliedern bei der Auswahl und Pflege von Bäumen und Sträuchern für den Privatgarten zu helfen.

Bis 2018 war der Verein bei der Feuerwehr untergebracht, zog aber dann in ein selbstgebautes Vereinsheim mit Lehrgarten um. Das Projekt wurde durch Leader und die Stadt Königsbrunn gefördert und erforderte 14.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit. „Ohne diese ehrenamtliche Arbeit hätten wir es gar nicht geschafft, und da sind wir stolz drauf“, so Roland Neider, stellvertretender Vorstand. Herr Wilhelm Terhaag, 1. Vorsitzender des Vereins, ergänzt: „Der Glücksfall war der rechte Zeitpunkt, dass es so schnell gegangen ist dank dessen, dass wir es selbst in die Hand genommen haben. Zur heutigen Zeit wäre es nicht mehr möglich.“

Der Garten als Lehrmeister

Einen großen Teil der Anlage und Stolz des Vereins ist die Gartenanlage. Diese schließt direkt an das Vereinsgebäude an und ist ein Ort der Inspiration, Biodiversität und Lehrgarten in einem. Die Planung für das Gartenkonzept übernahm Dr. Ulrich Schneider, Günter Frisch und das Gartenteam. Dank dieser Planung präsentiert der Verein nun eine vielfältige Gartenanlage, die Ideen und Anregungen für den eigenen Garten bietet.

Ein Lehrgarten für alle Sinne

Um den Lehrgarten für Besucherinnen und Besucher nahbar zu machen und viele verschiedene Ideen zu präsentieren, gestaltete das Gartenteam drei Bereiche: Hausgarten mit Spielwiese, der Teichgarten im Anschluss daran und der abgesenkte Nutzgarten zuletzt. Die dem Hausgarten vorgelagerte Pergola bietet nicht nur einen Schattenplatz mit wunderschöner Aussicht, sondern auch Platz für Kletterrosen jeglicher Art.

Im Sinne eines Hausgartens, der oftmals über Hecken verfügt, entschied sich Dr. Schneider für verschiedene Ansätze: Statt einer klassischen Hecke finden sich Hainbuche, Rotbuche und Kornellkirsche. Daneben schließt sich eine Säulenobsthecke an, die Platz für Nutzpflanzen und gleichzeitig Sichtschutz bietet. Dieser Sichtschutz hat auch noch weiteren Nutzen wie Diversität im Garten und erbringt sogar einen Ernteertrag.

Der Teichgarten ist von zum Teil mannshohen Blühstauden umgeben, der Teich selbst wird über die Dachrinne gespeist. An den Stauden herrschte bei unserem Besuch im Sommer ein reges Bienentreiben. Basierend auf Dr. Schneiders jahrelanger Erfahrung wurden Pflanzen ausgesucht, die den Garten durchgehend übers Jahr mit Blüten besetzen und somit einen großen Beitrag für die Insektenwelt liefern.

Im hinteren Teil befindet sich der Senkgarten. Dieser ist umgeben von Beeten, die um einen halben Meter abgesenkt sind. So ragen die Hochbeete nicht als Fremdkörper auf, sondern integrieren sich perfekt in den restlichen Garten. Der Nutzgarten ist mit Rampen behindertengerecht konstruiert und das mittlere Hochbeet ist unterfahrbar, sodass man im Rollstuhl problemlos am Beet arbeiten kann.

Umgeben ist der abgesenkte Nutzgarten von Kräutern aller Art. Die gesamte Bepflanzung wurde von Schülerinnen und Schülern der Realschule vorgenommen. Heute werden die Beete von der Jugend- und der Permakultur-Gruppe betreut.

Permakultur in Königsbrunn

Von temporären Stationen in ganz Königsbrunn zog die Permakultur in die großzügige Gartenanlage des Obst- und Gartenbauvereins.

Doch was ist Permakultur überhaupt? Übergeordneter Zweck der Permakultur ist das naturnahe und nachhaltige Gärtnern. Man orientiert sich an den Ökosystemen der Natur und strebt eine Entwicklung eben solcher nachhaltiger Systeme an.

Das naturnahe Wirtschaften spiegelt sich beim Gartenbauverein in einem unkonventionellen Beet wider: Auf den Boden wurden Baumstämme gelegt, darin Pferdemist verteilt, mit Erde abgedeckt und mit Gras gemulcht. So muss man nicht ständig neuen Dünger nachführen. Überall wachsen Wildkräuter, die man zum Teil gar nicht mehr kennt. „Das Schöne ist“, so Wilhelm Terhaag, „dass wir hier eine Vielfalt der Möglichkeiten zeigen, wie man Gartenbau betreiben kann.“

Vom Apfel zum Saft

Beim Besuch im Obst- und Gartenbauzentrum bekamen wir Einblick in die neue Mostanlage, die aus Edelstahl besteht und einen hohen Hygienestandard bietet. Herr Terhaag erklärte den gesamten Mostprozess, vom Waschen der Äpfel bis zum Mitnehmen des Safts. Der Prozess dauert 20-30 Minuten und erfordert 4-5 Personen. Jeder Kunde erhält seinen eigenen Saft, der in Flaschen oder „BagInBox“-Beuteln abgefüllt wird. Der Saft bleibt bis zu einem Jahr haltbar. Flaschen müssen nach dem Öffnen schnell verbraucht werden, Beutel halten mehrere Wochen. Am Ende des Prozesses entsteht Trester (ausgepresste Obstreste), den Landwirte und Jäger für die Tierfütterung nutzen. So entsteht bei dem gesamten Mostprozess keinerlei Abfall.

Ein Ort für umweltbewusstes Gärtnern

Der Verein für Gartenbau und Landespflege Königsbrunn e.V. hat sich seit seiner Gründung 1900 zu einer zentralen Institution für die Gemeinschaft entwickelt, die Tradition und Innovation vereint. Das Obst- und Gartenbauzentrum bietet nicht nur praktische Unterstützung durch Geräteverleih und eine moderne Mostanlage, sondern auch eine umfassende Bildung in nachhaltigem Gartenbau.

Mit seiner vielfältigen Gartenanlage, die Lehrgarten, Schaugarten und Permakultur vereint, inspiriert der Verein sowohl Hobbygärtner als auch junge Generationen. Dank des großen ehrenamtlichen Engagements und der Förderung nachhaltiger Gartenbaupraktiken ist der Verein ein wertvoller Anlaufpunkt für alle, die sich für Biodiversität und umweltfreundliches Gärtnern interessieren.

Besuchen Sie die Homepage des Vereins für Gartenbau und Landespflege Königsbrunn e.V. und lassen Sie sich inspirieren!

Text/Bilder: Sandra Kost

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