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Lechallianz: Bündnis zum Schutz des Lechs
Licca liber – der freie Lech!

Licca liber – der freie Lech!
– ein Versprechen der Bayerischen Staatsregierung

Am 20. Juli 2023 stellte das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth nach 10 Jahren intensiver Diskussionen mit Betroffenen und Bürgern sowie grundlegenden Untersuchungen seine genehmigungsreifen Pläne zum Flussrenaturierungsprojekt Licca liber in Augsburg der Öffentlichkeit vor. Richtschnur für den Planungsprozess war das bei der Auftaktveranstaltung am 19.02.2013 gegebene Versprechen der Bayerischen Staatsregierung, „den Lech wieder seinem ursprünglichen Charakter so weit wie möglich anzunähern“.
Umso heftiger traf uns die bei der gleichen Veranstaltung abgegebene Erklärung des Energieunternehmens Uniper, mitten im Projektbereich und mitten im Naturschutz- und Natura 200-Gebiet den Bau eines Wasserkraftwerkes zu prüfen. Dieses Kraftwerk wäre aus unserer Sicht mit der zitierten Zielsetzung von Licca liber unvereinbar.

Die Sanierung des Flusses im Naturschutzgebiet „Stadtwald Augsburg“, dem Abschnitt 1 von Licca liber – und nur von diesem Abschnitt soll hier die Rede sein – ist aus verschiedenen Gründen zwingend, um nicht zu sagen längst überfällig. „Schwerwiegende Probleme“ hatte die Bayerische Staatsregierung als Begründung für das Renaturierungsprojekt bei der erwähnten Auftaktveranstaltung 2013 eingeräumt. Schließlich ist der Lech seit seiner Kanalisierung im Naturschutzgebiet „Stadtwald Augsburg“ zu einer Flussruine verkommen.
Wo der Fluss noch vor etwa 100 Jahren die größte Wildflusslandschaft im gesamten bayerischen Voralpenland gebildet hatte, fließt er heute eingeengt in ein Betonkorsett und fraktioniert durch sechs Querverbauungen durch das Schutzgebiet. Nachdem durch die 20 vorgelagerten Staudämme heute jeglicher Geschiebetransport unterbrochen ist, liegt vielerorts ungeschützt eine lehmig-sandige Schicht, der sogenannte Flinz frei, was für Wasserbauer ein Alarmsignal und aus flussökologischer Sicht ein Desaster sondergleichen bedeutet.
Schließlich hatte ein Gutachten der TU München bereits 2012 festgestellt, dass ein Sohledurchschlag, d. h. das Durchbrechen der Wassermassen in den Untergrund mit unabsehbaren Folgen, nicht mehr auszuschließen ist. Die ökologischen Folgen des Wandels der Flusslandschaft sind so gravierend, dass die EU-Wasserrahmenrichtlinie den Lech in diesem Bereich als "stark verändert" einstuft und das ökologische Potenzial dieses einst europaweit einzigartigen Hotspots der Biodiversität nur noch als "mäßig" bewertet. Nirgendwo erfüllt heute der Flussabschnitt, der Teil des Naturschutz- und Natura 2000-Gebietes ist, die von der EU festgelegten Bedingungen der Wasserrahmenrichtlinie 2000.

Dabei kommt dem Projekt Licca liber, vorausgesetzt die in der Planung erarbeiteten Bedingungen werden umgesetzt, im Wasserbau Bayerns und als Pilotprojekt für die Renaturierung alpiner Flüsse ein hohe Bedeutung zu. Erstmals im Wasserbau am Lech flossen in die Planungen landschaftliche und ökologische Gesichtspunkte ein. Erstmals und im krassen Widerspruch zu bisherigen wasserbaulichen Maßnahmen am Lech gestand man dem Fluss eine Eigendynamik zu. Zu diesem entscheidenden Punkt bekannten sich in Statements bei der Veranstaltung am 20. Juli 2023 alle Vertreter des Wasserbaus, der Fischerei und des amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes. Schließlich steht außer Zweifel, dass nur die Flussdynamik die komplexen Verhältnisse unterschiedlicher Lebensräume im Flussbett selbst sowie eine funktionsfähige Aue, d. h. hier die geplante Sekundäraue, gestalten und erhalten kann.

Das geplante Kraftwerk würde die Zielsetzung des Sanierungsprozesses konterkarieren. Es würde letztendlich aus „Licca liber – der freie Lech“ wieder einen technisch bestimmten Flussabschnitt machen. Allein die Ableitung von 75 Prozent der Wassermenge in die Turbine hätte gravierende Auswirkungen auf die Hydro- und Morphodynamik des gesamten Flussabschnittes. Bei der geringen Wassermenge, die zum Überfließen der rauen Rampe neben dem Kraftwerk bleibt, wäre die entscheidende Funktion dieser Rampe, nämlich einen durchgängigen Fluss zu ermöglichen, zu einem nur noch optisch wirkenden Trugbild verkommen. Die Auswirkungen auf die Fischwelt lassen sich am Beispiel des Huchens, einer weltweit nur an den nordalpinen Flüssen vorkommenden Fischart, aufzeigen. Der Huchen, der heute am Lech nur noch durch Besatz erhalten werden kann, ist geradezu die Leitart für die Flusssanierung. Erstmals – und auf nicht absehbare Zeit– könnte er nur hier am gesamten Lech über eine größere Strecke wandern, er könnte im sanierten Flussbett wieder ablaichen und sich entwickeln. Das Kraftwerk wäre für ihn beim Wandern eine Barriere und die Turbine wäre für einen Großteil der flussabwärts ziehenden Jungfische – wie unabhängige Untersuchungen am gleichen Kraftwerkstyp an der Loisach bewiesen haben – eine Todesfalle. Zu befürchten ist zudem, dass zur Ertüchtigung des Kraftwerks über kurz oder lang ein über das bisherige Ausmaß reichender weiterer Aufstau erfolgt, so wie wir es beim Eisenbahnerwehr in Augsburg erlebt haben.

Gerne stehen wir, auch vor Ort, für Diskussionen bereit. Günther Groß, Sprecher der Lechallianz

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