"Die SPD steht für Stadt, Land und Wir-Gefühl"
Ein Interview mit Jörn Seinsch, Spitzenkandidat der SchwabenSPD für die Europawahl 2024
Herr Seinsch, Sie treten für die SPD bei der Europawahl am 9. Juni an. Viele Menschen bringen mit den Begriffen „Brüssel“, EU-Kommission und Europäisches Parlament vor allem eine ausufernde Bürokratie in Verbindung. Wie kann man aus Ihrer Sicht Europa „bürgernäher“ machen?
Jörn Seinsch: Die Eindämmung von Bürokratie ist immer ein Thema. Wichtig zu wissen ist aber auch: Es arbeiten vergleichsweise nicht wesentlich mehr Menschen für die Europäischen Institutionen als für die Stadt München. Mehr Bürgernähe wollen wir vor allem dadurch schaffen, indem wir Lösungen noch stärker am unmittelbaren Nutzen für die Menschen ausrichten. Das EU-Parlament steht für das Europa der Bürgerinnen und Bürger, dem wollen wir gerecht werden.
Warum ist Europa heute wichtiger denn je?
Jörn Seinsch: Wir leben in einer multipolaren Welt, in der die zukünftige Rolle Europas nicht mehr selbstverständlich ist. Freiheit und Bürgerrechte, Frieden und Sicherheit, Umweltschutz oder auch der Zugang zu Ressourcen – nur mit einem geeinten Europa können wir unsere Interessen erfolgreich in der Welt vertreten. Allein können wir nur noch wenig ausrichten.
Die SPD Augsburg nominierte Sie als Kandidaten für die Europawahl. Für welche konkreten politischen Ziele wollen Sie sich im Europäischen Parlament einsetzen, falls Sie gewählt werden? Welche spezifischen Themen der Region Schwaben spielen dabei eine Rolle?
Jörn Seinsch: Die Welt ist ein Dorf, deshalb betreffen globale Themen wie Klimawandel und die Transformation auch unsere Region. In den Bereichen Wirtschaft und Forschung sind Augsburg und Schwaben gut aufgestellt und können von einer konsequenten Zukunftspolitik enorm profitieren. So wurde der Neubau des Fraunhofer IGCV in Augsburg durch die EU mit 14 Millionen Euro gefördert, weitere 3 Millionen flossen in die Projektförderung. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Als regionaler Europaabgeordneter möchte ich diese Innovationspolitik forcieren und als Unterstützer die Menschen, Unternehmen und Einrichtungen in der Region aktiv unterstützen.
Was weist Sie als „typisch sozialdemokratischen Politiker“ aus?
Jörn Seinsch: Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit – das sind auch meine Werte. Wie die SPD habe ich die Grundüberzeugung, dass Gesellschaft nur zusammen funktioniert. Alle werden gebraucht, und niemand darf zurückgelassen werden.
Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass Sie sich für „die Stadt und das Land“ einsetzen wollen. Ein Gegensatzpaar, das gerade in der aktuellen politischen Debatte in Deutschland eher sehr polarisierend wirkt. Wie wollen Sie es schaffen, alle Menschen gleichermaßen mitzunehmen?
Jörn Seinsch: In der Politik geht es für mich gerade darum, vermeintliche Gegensätze zu vereinen. Und oftmals sind die Gegensätze gar nicht so groß. Es geht doch immer darum, wie wir das Leben der Menschen verbessern können. Da geht es z.B. um faire Löhne, gute Chancen und um ein Leben in Sicherheit und Frieden. Unabhängig davon, ob sie in einem idyllischen Ort im Allgäu wohnen oder in der schönen Großstadt Augsburg. Auch deshalb haben wir mit unseren Wahlplakaten das Thema nochmal in den Fokus gerückt: Die SPD steht für Stadt, Land und Wir-Gefühl.
Nach all den politischen Fragen noch eine Frage zum Fußball. Der Name Seinsch hat in Augsburg einen großen Klang. Ihr Vater Walther Seinsch führte den FC Augsburg als Präsident und Vorstandsvorsitzender bis 2014. Auch Sie sind beim FC Augsburg angestellt. Spielen Sie als Politiker und der FCA als Fußballverein bald beide „europäisch“?
Jörn Seinsch: Als Mitarbeiter und Fan fiebere ich natürlich mit und sage mal so: aufgrund meines Listenplatzes 40 sind die Chancen des FC Augsburg dafür etwas besser als meine persönlichen Chancen. Aber mit einer starken SPD im nächsten Europäischen Parlament und dem FCA auf europäischer Bühne wären Augsburg und die Region in Europa hervorragend vertreten.