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Tomé s Kinderporträtmuseum: Kunstzensur bei der "Augsburger Allgemeinen"

Mein auch an dieser Stelle veröffentlichter Beitrag "Gründung der Künstlervereinigung „Augsburger Konzil“ am 28.10.2012" hatte im blog der Community der „Augsburger Allgemeinen“ die Entfernung einer meiner Zeichnungen zur Folge. Ich halte diesen Eingriff der Zeitung in die künstlerische Freiheit, der mir aber gerade in der heutigen Zeit symptomatisch erscheint, für sehr bedenklich, aber bitte lesen Sie selbst die folgende Korrespondenz. Ich würde mich sehr über Ihre Rückmeldung/Kommentare freuen:

Von „anonyme“/Administrator /Augsburger Allgemeine“ vom 6.4.2013

Hallo Herr Etzensberger, ich musste leider eines Ihres Bilder entfernen. Wir erhielten Beschwerden bezüglich des Bildes, "Fünf Knaben am Wasser", worauf die nackten Hinterteile von 5 Buben zu  sehen waren.
Nachdem dieses Bild tatsächlich nicht sehr geeignet für die Darstellung auf einer öffentlichen Online-Plattform erscheint, wurde es nun gelöscht. Ich bitte um Verständnis.
 Mit freundlichen Grüßen, ... , Community-Management

Meine Antwort:

Sehr geehrte Frau ...,
schade, dass die Menschen zu feige sind, sich darüber mit mir direkt zu unterhalten, wenngleich diese Art der Reaktion symptomatisch für unsere Gesellschaft geworden zu sein scheint. Ich frage mich außerdem, worin bei dieser künstlerischen Darstellung das Problem bestanden hat. In was für einer verklemmten Gesellschaft leben wir eigentlich!? ...Offensichtlich in einer Gesellschaft, in welcher hinter jeder Darstellung eines nackten Menschen "unzüchtige" Gedanken hineininterpretiert werden (von wem?) und insbesondere bei einer Darstellung eines Kindes im Zustande, wie Gott es schuf, in all seiner natürlichen und unschuldigen Schönheit also, im Verursacher dieses „Hexenwerkes“ gleich einen Kinderschänder vermutet... ich erwäge, das Bild, mit schwarzen Balken über jedem ach so schrecklich Verderbnis ins Seelenheil der Menschen bringenden Hinterteil, noch einmal auf dieser Plattform zu veröffentlichen mit entsprechendem Kommentar zu diesen anonymen und scheinheiligen  (scheingeiligen?) Menschen, die sich da beschwert haben.
Außerdem empfinde ich das auch als ziemlich armselig und wenig Rückgrat zeigend vom Community-Management der „Augsburger Allgemeinen“, dieses Bild auf Grund von einigen Beschwerden ohne Rücksprache mit mir einfach zu entfernen. Ich zeige also, entgegen Ihrer Hoffnung, keinerlei Verständnis dafür. So schaut Presse-, Rede- und Denkfreiheit in diesem Land also inzwischen aus... Gratulation... auch Sie leisten damit Ihren Beitrag dazu, auch die Kunst wieder in den Würgegriff der Zensur zu zwingen!
Wer sich die Mühe macht, meine Veröffentlichungen zu lesen und sich über meine Aktionen zu informieren, sollte sehr schnell erkennen, dass diese nur dem Zwecke dienen, die Kinderrechte zu stärken, sich für diese einzusetzen... natürlich gehört dazu auch ein gewisses Maß an Provokation, denn ich möchte die Menschen mit meinen Kinderbildern auch aufrütteln und sie nicht in Ruhe lassen in Ihrem beschaulichen Alltag und sie auch nicht aus ihrer Verantwortung entlassen, die sie den Kindern gegenüber haben. Deshalb berührt, schmerzt und verletzt es mich zutiefst, wenn auch Sie mir mit der Entfernung dieser Zeichnung unterschwellig Dinge unterstellen, die meine Intentionen ins Gegenteil verkehren!
Mit freundlichen Grüßen
Tomé

Antwort des Administrators:

7.4.2013 Von „anonyme“/ Administrator/“Augsburger Allgemeine“

Sehr geehrter Herr Etzensperger,
niemand hat Ihnen hier etwas unterstellt. Ihr Engagement für Kinder und Kinderrechte ist uns bekannt und es lag mir fern, Ihnen etwas zu unterstellen. Es ist jedoch ein Unterschied, ob Sie dieses Bild in einer Ausstellung zeigen, wo Interessierte und über Ihr Engagement informierte Menschen die Bilder sehen, oder auf einer Internetplattform einer Tageszeitung.
Wir haben in der Vergangenheit schon ähnliche Motive von Usern bei uns nicht toleriert. Dies ist also ein Grundsatz, der von uns in der Regel allgemein angewandt wird.
Es tut mir leid, aber Sie müssen sich an unsere Regeln halten, so wie das andere Nutzer auch tun.
Es ist Ihnen nicht gestattet, wie von Ihnen angekündigt, das Bild mit einem Balken und entsprechendem Text dazu provokativ bei uns erneut zu veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen,

Meine Antwort vom 8.4.2013:

Sehr geehrte Frau Dreyer,

Kunst entblößt die Wahrheit. Kunst provoziert auch und hält den Menschen den Spiegel seiner selbst vor das Gesicht. Zensur von Kunst ist unter, diktatorischen Regeln folgenden, Regierungen verbreitet und üblich, ich denke nur an die Bilderverbrennungen von Savonarola zu Zeiten von Michelangelo oder erlaube mir einen kleinen Hinweis auf die noch nicht so alte „entartete Kunst“. Es ist scheinheilig, so zu tun, als ob Sie mir nichts unterstellen wollten und als hätte ich hier eine freie Wahl... aber da Wahrheit nicht gern gehört wird, scheint es doch einfacher, sie, unter dem Deckmantel von vorgeschobenen Regeln, zu verbieten, und da Kritik an der Zensur auch nicht so gern gesehen wird, verbietet man dieselbige einfach gleich mit. Man weist den Künstler zurecht... er hat sich doch, bitteschön, „gesellschaftskonform“ zu verhalten... aber wer wagt es, dieses Wort zu definieren? Dass Kritik nicht unterdrückt werden kann, zeigen übrigens viele Beispiele - gerade in jüngster Zeit.

Den „Unterschied, dieses Bild in einer Ausstellung zu zeigen, wo Interessierte und über mein Engagement informierte Menschen die Bilder sehen, oder auf einer Internetplattform einer Tageszeitung“, müssen Sie mir auch mal erklären, beide „Medien“ haben nämlich, jedenfalls für mein Verständnis, den Zweck, zu informieren, und ich will ja gerade diejenigen Menschen ansprechen, die noch NICHT informiert sind, was natürlich als Voraussetzung die Informationsfreiheit verlangt, die Sie mir ja nun in diesem Falle nicht zugestehen wollen.

Wenn Sie „in der Vergangenheit schön ähnliche Motive nicht toleriert“ haben und dies als „Grundsatz“ darstellen, so impliziert dies hiermit, dass Sie meine Zeichnung als „untolerierbar“ werten. Diesen Grundsatz müssen Sie mir schon etwas näher erläutern, denn mein Hirn scheint ihn trotz wilden Bemühens einfach nicht verstehen zu können. Was verstehen Sie im Übrigen unter Ihrer Aussage, dass „dieses Bild tatsächlich nicht sehr geeignet“ sei? Welche Bilder hält diese Zeitung denn für geeignet, veröffentlicht zu werden? Ich bitte Sie als Vertreterin der „Augsburger Allgemeinen“, mir einen Katalog zu schicken, in dem die Kriterien definiert sind, damit solche dummen Dinge nicht noch einmal passieren müssen. Man kooperiert doch gerne bei der Zensur. So war das auch schon bei den Nazis vor 70 Jahren, bei denen konnte man aber wenigstens nachlesen, was man durfte und was nicht. Der gute Goebbels war da sehr umtriebig.

Scheinbar empfinden Sie meine Zeichnung also als anstößig? Das Motiv ist einer schwarz-weiß Fotografie des vorigen Jahrhunderts entnommen, als diese noch in den Kinderschuhen steckte. Scheinbar waren die damaligen Menschen noch großzügiger, unbefangener und offener als heute. Sind Kinder in kurzen Hosen, Badehosen vielleicht, auch „nicht sehr geeignet“? Und bitte erklären Sie mir noch, worin der Unterschied zwischen „nicht sehr geeignet“ und „nicht geeignet“ besteht.

Vielen Dank für Ihre Bemühungen

Tomé Thomas Etzensperger
Museum für Kinderporträts
http://kinderportraitmuseum-aktionen.jimdo.com/

Hier gehts zum Beitrag im blog der "AZ", den Sie natürlich auch kommentieren können

Weitere Beiträge zu den Themen

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9 Kommentare

Ich habe nie behauptet, Ihre Bilder nicht gesehen zu haben, sondern ich habe gesagt - vielleicht sollten Sie aufmerksam lesen - das ich das Bild, das die AZ "zensiert" hat, nicht gesehen habe, bzw. nicht weiß, um welches es hier geht. Ansonsten habe ich schon viele Ihrer Bilder gesehen.

auch wenn das jetzt kleinlich ist... ich habe genau und nur von diesem einen Bild gesprochen, dass Sie nicht gesehen haben... dies nur zu Ihrem Einwurf, ich solle "aufmerksam lesen". Hier ist es übrigens: http://www.myheimat.de/augsburg/kultur/gruendung-d...

Warum das Bild mit den fünf Jungens wegzensiert wurde, kann ich auch nicht verstehen. Allerdings hat das nichts mit meinen vorherigen Kommentaren zu tun und wenn Sie von etwas anderem sprechen, als ich das mit den Kommentaren gemacht habe und meinen, Sie müssen diese nicht richtig lesen, dann verlangen Sie auch nicht von anderen, daß diese Ihre Texte ordentlich lesen.

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