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Perle der Bibelschätze in der Wortgewalt des Peter Pius Irl

  • Peter Pius Irl
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Am 17. Oktober lud der Augsburger Bürgerverein St. Peter am Perlach e. V. www.sankt-peter-am-perlach.de im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe um 20.00 zu einer besinnlichen Stunde.

Mit einfühlsamen Worten begrüßte der geistliche Hausherr, Prälat Günter Grimme, langjähriger Direktor der Katholischen Jugendfürsorge die auch den letzten Platz besetzenden Gäste, unter ihnen Urologe Dr. Wilhelm Eckert und der Komponist Karl Erhart mit Gattin.

Von der Liebe war alsdann zu hören, von der Liebe, welche den Menschen erfasst, wie eine Glut, herzerfüllend und herzzerreißend – tastend, verzweifelnd suchend und überglücklich im Finden.

Salomo dem Weisen wird dieses uralte und immer wieder neue Lied zugeschrieben und an diesem Abend vorgetragen in der genialen Übersetzung von Msgr. Josef Kunstmann, dem vielfach künstlerisch begabten Diözesanpriester, der 1904 in Seifen im Allgäu geboren wurde und 1983 in Augsburg viel zu früh verstarb.

Für Manchen mag es erstaunlich sein, ein solche Gedicht, das ein einziger Preis der, den ganzen Menschen mit all seinen Sinnen erfassenden Liebe ist, in der Bibel zu finden, resümierte Prälat Grimme und stellte die Frage in den Raum, ob es nicht gut und ermutigend sei, in diesem Wechselspiel zwischen jungen Mann und junger Frau DAS ausgebildet zu erleben, was letztlich Liebe ausmacht: die Begeisterung der Liebe in ihren vielen Facetten – schön und auch schmerzlich? Stellte weiter in Aussicht, das in Wort und Musik zu erleben sein werde, dass sch im Menschen als Bild und Gleichnis Gottes die Liebe, die hinter Allem steht, spiegelt.
“Desiderium Die homo est“, also “Die Sehnsucht Gottes ist der Mensch“ oder “Der Mensch ist Sehnsucht nach Gott“, formulierte der Kirchenlehrer Augustinus. der Gottsucher und zugleich in der Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau Erfahrene.

Peter Pius Irl www.peterpiusirl.de, der 1944 in Kaufbeuren geborene Autor, Schauspieler und Regisseur brillierte mit einer Sternstunde seiner Vortragskunst umrahmt von eindrucksvoller musikalischer Gestaltung durch Manfred Heisler an der Gitarre und Hermann-Josef Münzer an der Orgel.

Nach der Schule lernte Irl ursprünglich Kirchenmaler und Restaurator. Er nahm unter anderem Schauspielunterricht bei Ellen Mahlke in München. 1963 debütierte er als Franz Moor in Die Räuber am Fränkisch-Schwäbischen Städtetheater. Es folgten Engagements beim Landestheater Schwaben in Memmingen und von 1970 bis 1977 am Stadttheater Ingolstadt sowie Gastspiele an Theatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Von 1978 bis 1991 war er am Bayerischen Staatsschauspiel in München engagiert und unterrichtete von 1989 bis 2007 Theologen in Sprecherziehung und Rhetorik am Priesterseminar in Augsburg, war zudem Sprecher und Autor von Sendungen des Bayerischen Rundfunks und anderer Rundfunkanstalten.
2005/06 war er Regisseur und Theaterleiter an der Passionsbühne Waal und ist künstlerischer Leiter der Burgspiele Kemnat. 1976 veröffentlichte er mit Schwäbische Erzählungen sein erstes Buch, dem weitere folgten. 1983 empfing er den erstmals verliehenen Preis für herausragende schauspielerische Leistungen des Vereins der Freunde des Bayerischen Staatsschauspiels München (heute: Kurt-Meisel-Preis), 1994 den Kunst- und Kulturpreis der Stadt Kaufbeuren (Peter Dörfler Preis) und 1998 den Mundartpreis Ostallgäu. 2008 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Ritter des Päpstlichen Silvesterordens.

Oftmals fühlte man sich mehr mit Weltliteratur der Erotik, denn der Bibel konfrontiert, denn Irl brachte, Ort und Intention angepasst, auch Passagen zu Gehör, wie: “Küsse mich, du roter Mund. Liebe berausche mich mit Deinem Wein. ... Hole mich eilends, führe mich König, in Dein Gezelt. Da wollen wir singen, tanzen und trinken vom Wein Deiner Liebe! …So wie das Myrrhenbüschel zwischen meinen Brüsten liegt, so schmiegte sich mein Freund an meinen Busen. Er machte mich trunken wie der Wein. … Schön bist Du, geliebter Freund und unser Lusthaus steht im Grünen. … Jetzt legt seine Linke sich unter mein Haupt und seine Rechte umfängt meinen Leib. … Deine Brüste sind so zart wie Gazellenzwillinge, die weiden unter Lilien. … Wie wohl tut mir Deine Liebe, mehr als der köstlichste Wein. Meine Freundin, wie duftet Dein Leib, besser als Narde um Ambra. … O meine Freunde, esset und trinket, trinket Euch einen Rausch an der Liebe! … Dein Schoss tut sich auf als ein wohl geschaffen Becken. … Dein Wuchs gleicht einer Palme, Deine Brüste hüpfen auf, gleich Zicklein einer Gazelle. Deine Brüste sind prall, wie die Trauben der Datteln. Sehnsucht ergreift mich, die Palme zu ersteigen, zu ergreifen die Brüste, zu kosten am Busen den köstlichen Wein, zu spüren den Atem … Mein Freund ist mein und ich bin sein. Nach mir steht sein Verlangen. … Stark wie der Tod ist die Liebe und ihr Eifer furchtbar wie die Hölle, sie brennt wie Feuer, ja wie die Blitze des Allerhöchsten. Wenn Wasser Alles überschwemmen – die Liebe löschen sie nicht aus. Kein Strom, kann sie ertränken. Und wollte sie Einer kaufen mit allen Schätzen der Welt, wertlos sind sie vor der Liebe. So groß ist die Liebe.“.

Angesichts der teils unsäglichen Debatten um bsw. den Umgang mit wieder verheirateten Geschiedenen einmal mehr ein unübersehbarer Ansatz für die Kirche, sich auf die Grundfesten der Bibel zurück zu besinnen, anstelle sich – wie leider allzu oft – nur mehr auf die Erfüllung einer folkloristisch Tradition zurückstufen zu lassen und die Augen davor zu verschließen, dass mangels ihres nötigen Engagementes so gar keine gültige Eheschließung erfolgt. Scheitert diese, zieht man sich hingegen auf eine somit gar nicht tragfähige Position zurück.

Das allerschönste Lied
Zwei Menschen sagen Ja zueinander und Gott sagt Ja zu ihnen. Die Liebe zweier Menschen ist ein Sakrament, ein sichtbares Zeichen, dass Gnade und Leben Gott vermittelt. In der Liebe zweier Menschen wohnt Gott. In der Ekstase zweier Menschen ist Gott zugegen. In der Freude zweier Menschen lebt Gott. Und in der Zärtlichkeit zweier Menschen lächelt Gott. Zwei Menschen sagen Ja zueinander und Gott sagt Ja zu ihnen, weil er selber Liebe ist.

Die Heilige Schrift
Wir brauchen gar nicht weit zu suchen, um diese Ausführungen und Gedanken zu begründen. In den Heiligen Schriften unseres Glaubens findet sich das Hohe Lied oder das Lied der Lieder. Schon der Titel weist auf eine Sonderstellung dies Textes hin. Der Name “Das allerschönste Lied“ ist wohl der treffendste Ausdruck für dieses Buch der heiligen Schrift.

Die Auslegungen
Kaum ein anderer Text der Bibel hat im Laufe der Geschichte eine solch unterschiedliche Auslegung erfahren, wie das Hohe Lied. Fast 2.000 Jahre lamng herrschte die Meinung vor, diesem Lied könne nur dann ein theologischer Sinn abgewonnen werden, wenn es allegorisch interpretiert werde.

Die allegorische Auslegung
Die Autorität der Tradition war so groß, dass bis zu Beginn der Neuzeit kaum Jemand es wagte, der allegorischen Auslegung des Hohen Liedes zu widersprechen. Erst im 18. Jahrhundert tritt unter dem Einfluss der historisch-kritischen Exegese, die nach dem ursprünglichen Sinn der Texte fragt, eine Wende ein.

Die Wende
Es dürfte sicher sein, dass das Hohe Lied in den Kanon aufgenommen wurde, als es noch so verstanden wurde, wie sein Text lautet. Die Allegorese setzte ein, als die offenherzige Art, mit der hier über die Liebe zwischen Mann und Frau gesprochen wird, als anstößig empfunden wurde. Nur durch die allegorische Deutung konnte das Hohe Lied in einem veränderten Zeitempfinden seinen Platz im Kanon der Heiligen Schriften behaupten.

Das wörtliche Verständnis
Im Judentum war es der große Exeget Ibn Esra (+ 1167), der das Hohe Lied dem Wortsinn nach profan-erotisch erklärte. In der Kirche wagte es Theodor von Mopsuestia (+ 428) als Bischof, das Hohe Lied “ein häusliches und hochzeitliches Lied“ zu nennen. Nach seinem Tode erklärte die 5. Synode von Konstantinopel: diese Meinung des Bischofs sei unerhört. Nicht zuletzt war es diese Äußerung der Synode, welche dazu beigetragen hat, dass kein christlicher Exeget des Mittelalters eine andere, als die allegorische Auslegung des Hohen Liedes vorgetragen hat. Der erste, der es wagte, das Hohe Lied als bloßes Liebeslied zu bezeichnen, war Castellio von Genf. Diese Kühnheit kostete ihn die Freundschaft zu Calvin. Erst J. G. Herder gelang in seinen “Lieder der Liebe“ der Durchbruch zu einem Text entsprechenden Verständnis des Hohen Liedes.
Wenn die heutige Exegese im Hohen Lied fast einhellig eine Sammlung von Liedern sieht, welche die Liebe zwischen Mann und Frau besingen, so stellt sich natürlich die Frage nach ihre theologischen Bedeutung: also bringt uns die historisch-kritische Exegese nicht um den Ertrag dieser biblischen Schrift? Keineswegs! Gerade wenn wir das Hohe Lied geschichtlich versehen, bedeutet es ein bleibendes Wort Gottes an uns. In seinen Liebesliedern hat Israel sich scharf gegen seine heidnische Umwelt abgegrenzt, in der die Liebe zwischen Mann und Frau entweder vergöttlicht – man denke nur an die sakrale Prostitution – oder dämonisiert wurde. Demgegenüber hat Israel daran festgehalten, dass der Eros eine echt menschliche Kraft ist, die im Leben ihren Gott gewollten Platz und ihr Recht hat.

Die sprachliche Neufassung
Frühere Übersetzungen gaben selbstverständlich Wort für Wort wieder, verfolgten aber doch eine Tendenz, die dem heiligen Text abträglich war: sie versuchten das Buch dezenter zu machen.
In Wirklichkeit ist das Lied der Lieder von einer ungeheuren erotischen Erregung durchdrungen. Sie zu erhalten war Absicht dieser Übertragung von Msgr. Josef Kunstmann.

Die Freude
Gott sagt Ja zur Liebe und Freude zweier Menschen. Er sagt Ja zur Verliebtheit und Zärtlichkeit, zur Ekstase und Lust, zur Sympathie und Zuneigung zweier Menschen. Er sagt Ja zu Mann und Frau. Er sagt nicht ein gezwungenes Ja, nein: eine freies und volles Ja. Und das ist unsere Freude!

Cavantina von Stanley Myers (1930 – 1993), Prélude Nr. 3 von Heitor Villa-Lobis (1887 – 1959), Der Hochzeitsmarsch aus Ein Sommernachtstraum von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847), Allegro aus Konzert D-Dur für Gitarre und Orchester RV 93 von Antonio Vivaldi (1675 – 1741) und The Days of Wine and Roses von Henry Mancini (1924 – 1994) waren die stimmigen musikalischen Untermalungen und rundeten einen Abend zu einem absoluten Hochgenuss ab, der die Gäste nach dem Schlusssegen mannigfach bereichert in die Nacht begleitete.

Am 5. Dezember steht mit dem Konzert von Tenor Benedikt Badern begleitet von
Peter Bader (Organist von St. Ulrich und Afra) an der historischen Orgel der letzte Programmpunkt des Zyklus 2013 an.

Der Bürgerverein ist ein sehr kleiner, derzeit nur 21 Mitgliedern zählender Verein und existiert seit 1780. Die Eigentumsverhältnisse der Kirche dürften wohl einmalig sein. Das Gebäude gehört zum Teil dem Freistaat Bayern, der Eingangsbereich und der Perlachturm gehören der Stadt Augsburg und die Nutzung, sehr viele Kunst- und Kultgegenstände, die große Sakristei mit der Felicitas-Kapelle nördlich der Kirche und das Mesnerhaus gehören dem Bürgerverein privat. Außerdem untersteht ihm die Administration dieses Baujuwels seit über 200 Jahren, welches 2006/2007 eine Generalsanierung erfuhr. Über 56 Jahre, bis 2010, waren die Jesuiten die Pfarrer von St. Peter. Diese Kommunität wurde aus Altersgründen aufgelöst.
Die Aufgabe des Bürgervereins besteht darin, dafür zu sorgen dass täglich um 9 Uhr Gottesdienst zelebriert wird und in der Verantwortung für die Baulast ohne jegliche Zuschüsse die Diözese Augsburg. Trotzdem ist er eine lebendige, aus allen Teilen von Augsburg “zusammen gewürfelte“ Gemeinde zu dessen täglichem Gottesdienst zwischen 30 und 50 Gläubige kommen. Samstags ist manchmal die Kirche so voll wie bei dieser Lesung. Viele Pfarrgemeinden, auch Stadtpfarreien in Augsburg wären froh einen solchen Zulauf zu haben. Täglich besuchen zwischen 08 und 18 Uhr ca. 450 Personen dieses Gotteshaus, den Ort der Stille mitten in der Stadt. Seit über 200 Jahren wird das Gnadenbild “MARIA KNOTENLÖSERIN“ gehütet, welches aktuell durch Papst Franziskus weltweite Bekanntheit erlangte.

Bedenkt man, dass der damalige Bischof 1806 die Genehmigung erteilte, diese Kirche abzubrechen, dann ist das heute unvorstellbar. Unsere Vorfahren haben dieses Bauwerk gerettet und der Verein ist glücklich die “Peterskirche“ heute noch zu haben.
Die Kirchenverwaltung erfolgt mit “Leib und Seele“ weshalb Abende wie dieser bestätigen, weshalb der Verein existiert und überlebt. Der Bürgerverein hat 1864 wunderbare Kunstwerke vom Augsburger Dom gekauft. Auch die große Monstranz des Domes hat in St. Peter ebenso neue Heimstatt, als eine Reliquie der Hl. Crescentia.
Engere Verbindung besteht auch zum Theresienwerk e. V. www.theresienwerk.de.
Aufgabe ist es ferner, dafür zu sorgen dass das Gotteshaus erhalten, gepflegt und auch den heutigen Gegebenheiten angepasst wird, damit so den Gläubigen aus aller Welt ein Haus der Begegnung und des Gebets bereit steht, wofür es sich auch manchmal zu streiten lohnt und tatkräftige Unterstützung und Spenden erforderlich sind.

Erich Neumann, freier Journalist über VZB Verband
der Zeitschriftenverlage in Bayern e. V.
und Medienunternehmer www.cmp-medien.de
Postfach 11 06, D – 82196 Gilching
GSM 01 72 3 55 08 00, e-Mail newsletter@cmp-medien.de

© Textauszüge Das Hohelied – Schön bist Du, meine Freundin
Walter-Verlag, CH – Olten 1974, 4. Auflage 1979, ISBN 3-530-37070-3

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© Bild: www.zeena.de CC – Gnadenbild Maria Knotenlöserin
© Bild: www.bistum-augsburg.de CC – Seitenaltar St. Peter mit Gnadenbild Maria Knotenlöserin
© Bild: www.kraftvolle-orte.de CC – Seitenaltar St. Peter mit Reliquie der Hl. Crescentia von Kaufbeuren
© Bild: www.kjf-augsburg.de CC – Prälat Günter Grimme
© Bild: www.singyoursoul.de CC – Manfred Heisler, Gitarre

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