Daniel Hope: "Wann darf ich klatschen?" Rezension zum "Wegweiser für Konzertgänger"
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Daniel Hope ist Solist. Schon mit vier Jahren wollte Daniel Hope Geiger werden, unter der Bedingung „immer genug Geld für Kaugummi“ zu haben. Er spielt in klassischen Konzerten sozusagen die Erste Geige. Von der Carnegie Hall New York bis zur Berliner Philharmonie stand Daniel Hope schon auf allen Konzertbühnen, die die Welt bedeuten. Sein Buch „Wann darf ich klatschen? Ein Wegweiser für Konzertgänger“ soll insbesondere jungen Leuten die Scheu vor einem Konzertbesuch nehmen. Daniel Hope möchte mit seinem Buch Personen an Konzerte heranführen, die bislang nicht gerade Fans von Klassik sind und ihnen helfen, dieses musikalische Live-Erlebnis zu verstehen.
Aus dem Vorwort: „Die Lektüre soll dabei helfen, den Konzertsaal nicht mehr als eine fremde, unbekannte Welt zu empfinden, und dazu anregen, sich weiter mit der Musik zu beschäftigen.“
Inhalt
Was ziehen Besucher bei einem klassischen Konzert an, was Musiker? Wie sieht es mit der Rivalität der Orchestermitglieder aus? Greifen Musiker zu Doping und haben Solisten nach unzähligen Konzerten noch Lampenfieber? Was bewirkt der Feuilleton?
Daniel Hope schildert in „Wann darf ich klatschen?“ praktisch alles, was vor, während und nach einem Konzert vor und hinter der Bühne passiert und passieren sollte. Dabei stellt er außergewöhnliche Dirigenten ebenso vor wie die bedeutendsten Konzertsäle, 13 Stück an der Zahl, von denen junge Musiker träumen. Davon stehen mit der Berliner Philharmonie, der Kölner Philharmonie, dem Neuen Gewandhaus Leipzig und der Laeisz-Halle Hamburg gleich vier in Deutschland.
Klassische Konzerte
Ein Live-Konzert auf CD? Nicht wirklich. Live-Aufnahmen werden nachbearbeitet, Patzer nachträglich bereinigt oder mehrere Live-Aufnahmen übereinander gelegt. Das ist eine wertvolle Information, die Daniel Hope seinen Lesern über das Musik-Business gibt.
Daniel Hope rät Konzertbesuchern, sich die CD zum Stück vorher mehrfach anzuhören, um das Live-Konzert zu verstehen, um die volle Klangvielfalt zu hören. Zudem empfiehlt er, sich biographisches Wissen über den Komponisten anzueignen und Pre-Concert-Talks bei zeitgenössischer Musik zu besuchen. Als wichtige Voraussetzung für einen gelungenen Konzertbesuch deklariert er „innere Entspannung“ (S. 92).
Das Zusammenspiel der Instrumente ist hochkomplex. „Orchester sind [...] äußerst komplizierte und feinnervige Organismen, zusammengesetzt aus lauter Künstlernaturen, vielfach mit stark ausgeprägter Persönlichkeit“ (S. 114), beschreibt Daniel Hope sein Umfeld. Er erklärt zudem, wie wichtig der Dirigent bei einem Konzert ist – eine Frage, die viele Leute haben, die sich mit Klassik und Co. nicht auskennen. Sein Fazit: „Dirigent ist ein höllisch schwerer Beruf“ (S. 137).
Rezension
Daniel Hope liefert alle Informationen und Hilfestellungen in „Wann darf ich klatschen?“ aus sehr persönlicher Sicht, auf seine Meinung zugeschnitten. Man merkt ihm die Faszination für Konzerte an, doch das weiß Daniel Hope selbst, wie er mit folgendem Zitat beweist: „Mag sein, dass ich mich in meiner Begeisterung für die Musik ein bisschen hinreißen lasse. Aber eines steht fest: Wer noch nie in einem Konzert gesessen hat, weiß nicht, was ihm entgangen ist“ (S. 13). Ob sich das nach der Lektüre ändert, ist fraglich. Denn wer ein Konzert genießen will, braucht nicht nur ein gutes Gehör, sondern muss vorher schon viel Zeit und Geld investieren, um sich optimal auf das Erlebnis vorzubereiten.
Der Wegweiser für Konzertgänger liefert bei Fragen, auf die unsichere potenzielle Konzertbesucher gerne eine eindeutige Antwort hätten, oftmals mehrere Alternativen, teils auch verwässert. Die Kapitel geben dem Buch allerdings eine klare Struktur und so manche Anekdote wie die, dass Kontrabassspieler ihren Instrumentenkasten zur Umkleidekabine umfunktionieren (S. 94) oder so manch wertvolles Instrument (Cello) einen eigenen Sitzplatz im Flugzeug bekommt (S. 110) sorgen gelegentlich für humorvolle Momente.
Daniel Hope garniert seine Eindrücke mit Gesprächsfetzen zwischen ihm und Konzertbesuchern sowie Taxifahrer Larry. Die beiden jungen Bankangestellten Lena und Moritz nimmt er unter seine Fittiche und führt sie in die Strukturen von klassischen Konzerten ein. „Wann darf ich klatschen?“ gibt weitestgehend die Tour des Autors mit den beiden jungen Leuten wieder.
> Wann darf ich klatschen?
Da gibt es ein deutsch-deutsches Phänomen:
Wir Wessis klatschen im klassischen Konzert ja nach jedem Stück, mal frenetischer, mal verhaltener.
Als ich vor einigen Jahren in der ehemaligen DDR in einem Konzert mit Stücken für Laute und Gitarre war, war ich sehr verwundert. Die Zusammenstellung einhielt nicht nur gefällige Stücke, und so unterblieb der Applaus manchmal.
Ossis klatschen nur, wenn es auch gefallen hat.