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Wie geht es den Familien heute? - Der Familienreport 2020 gibt Antworten

Im Landkreis Augsburg gibt es auch in Coronazeiten ein vielfältiges Unterstützungsnetzwerk

Wie leben Familien heute? Wie ging es ihnen während des Corona-Lockdowns? Befinden sie sich in einer Krise? Antworten auf diese und andere Fragen bietet der Familienreport „Familie heute. Daten.Fakten.Trends“, den das Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vor einigen Tagen vorstellte. Das Amt für Jugend und Familie im Landratsamt Augsburg nimmt die Ergebnisse zum Anlass, auf das vielfältige Unterstützungsnetzwerk für Familien im Landkreis Augsburg hinzuweisen.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey äußerte sich zu den zentralen Befunden: „Die Familie ist für die meisten Menschen der wichtigste Lebensbereich. Sie kann Liebe geben, Halt und Sicherheit. In der Pandemie sehen wir gerade, Familien haben ganz besondere Herausforderungen zu meistern. Denn das Berufs- und Familienleben muss unter den veränderten Bedingungen anders organisiert werden. Der Familienreport 2020 zeigt, dass viele Familien in Deutschland die Verantwortung, aber auch die wirtschaftlichen Risiken schon längst auf mehrere Schultern verteilen. Das stärkt die Familien und damit unsere Gesellschaft. Bei fast zwei Dritteln der Paarfamilien waren im Jahr 2018 beide Eltern erwerbstätig, immer mehr Mütter konnten mit ihrer Erwerbstätigkeit ihre eigene Existenzgrundlage sichern und immer mehr Väter beteiligten sich an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder.“

Der Familienreport erscheint bereits zum siebten Mal. Neu im Vergleich zu früheren Ausgaben sind die umfangreichen Vergleiche mit anderen Ländern. Kinder in Deutschland wachsen beispielsweise häufiger bei verheirateten Eltern auf als im europäischen Durchschnitt, 74 Prozent gegenüber 68 Prozent. Bei Hochzeiten liegt Deutschland im europäischen Vergleich über dem EU-Durchschnitt. Dabei sind Deutsche bei der Eheschließung etwas älter als in anderen europäischen Ländern. Die Zahl der Scheidungen nimmt dagegen weiter ab. Hier liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld.

Aufschluss darüber, wie es Familien im Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 erging, gibt eine repräsentative Eltern-Corona-Befragung, die im April und Mai 2020 unter Eltern durchgeführt wurde. Sie zeigt: Die Corona-Pandemie mit ihren Risiken, Ängsten und Beschränkungen hat insbesondere auch Familien vor große Herausforderungen gestellt und das Familienleben beeinflusst und verändert. Die Phase der Einschränkungen des öffentlichen Lebens hat Familien unterschiedlich betroffen. Während ein Teil diese Zeit eher positiv erlebt hat, standen insbesondere Familien mit jüngeren Kindern vor zahlreichen Herausforderungen.

Im Landkreis Augsburg will das Amt für Jugend und Familie zusammen mit seinen Partnern dafür sorgen, dass Familien gut durch den zweiten Lockdown kommen. „Die erneute Schließung von Kindergärten und Schulen, Ausgangssperren, eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten, reduzierte Kontakte – all das wirkt sich natürlich zunehmend belastend auf das Zusammenleben in der Familie aus“, konstatiert Nathalie Weber, Leiterin des Geschäftsbereichs Jugend, Familie und Bildung im Landratsamt Augsburg. Obwohl viele Einrichtungen für Familien im Moment geschlossen sind, existieren weiterhin Unterstützungs- und Beratungsmöglichkeiten. So können sich Ratsuchende telefonisch an Beratungsstellen oder an das Amt für Jugend und Familie wenden. „Gemeinsam wird dann entschieden, ob eine Beratung telefonisch erfolgen kann oder ein Termin für ein direktes Gespräch vereinbart wird“, erläutert Hannes Neumeier. Er ist Leiter des Jugendamts und betont, dass Hilfe und Beratung in Zeiten wie diesen wichtiger denn je seien. Mütter und Väter können sich auch an ein Familienbüro oder eine Familienstation in ihrer Nähe wenden und eine Beratung erhalten. Ludwig Elsner, beim Landkreis zuständig für das Thema Familienbildung, ergänzt: „Dort finden auch Vorträge und Elternkurse als Web-Seminare statt und Gruppen können sich bei Videomeetings treffen.“ Einige Anbieter haben auf Ihrer Internetseite auch hilfreiche Tipps und Informationen für den Familienalltag in Coronazeiten zusammengestellt.

Gute Ratschläge und schöne Worte helfen dagegen wenig, wenn die KITAs schließen und Oma oder Opa nicht nebenan wohnen, der Urlaub aufgebraucht und Homeoffice nicht möglich ist. Wenn es gar nicht anders geht, können Eltern eine Notbetreuung in Anspruch nehmen. „Besser wäre es aber natürlich, wenn auch die Kinder zu Hause bleiben und ihre Kontakte reduzieren können“, meint Petra Hetzner von der Fachstelle Kindertagesbetreuung. Informationen, welche Unterstützung Eltern hier erhalten können, werden u. a. auf der Internetseite des Landkreises und des Bayerischen Sozialministeriums laufend aktualisiert.

Oft vergessen: Auch Jugendliche leiden unter der Pandemie. Wenig beachtet wird dabei, dass es für junge Menschen auch ein Leben neben der Schule gibt. Oder soll man sagen, gab? Kein Vereinssport, keine Partys, keine Treffen mit Freunden – das trifft hart. Für Abhilfe sorgen unter anderem die Jugendzentren im Landkreis.
„Die Teams in den Einrichtungen sind hoch engagiert und schaffen tolle Angebote“, berichtet Martina Egger von der Kommunalen Jugendarbeit im Landkreis: Juze on the road, Weihnachtsplätzchenbacken online, Live chats oder eine Quiz Night nennt sie als Beispiele. Der Kreisjugendring Augsburg-Land hat eine Winterkampagne für Kinder und Jugendliche angekündigt und wird – wie schon beim Frühjahrslockdown – auch online und via Social Media für junge Menschen präsent und erreichbar sein.

Das Corona-Virus stellt unsere Welt auf den Kopf. Aber es gibt auch spannende Entwicklungen. Vieles, was zuvor angeblich unmöglich war, wird jetzt Realität. Arbeiten von zu Hause? Ist plötzlich für viele Arbeitnehmer Alltag. Mehr Geld und Anerkennung für Berufe in der Pflege oder im Einzelhandel? Wird landauf, landab diskutiert. Digitale Formen der Zusammenarbeit? Wurden in vielen Organisationen eingeführt und für gut befunden. „Warum nicht in diesem neuen ‚Möglich-machen-Modus‘ weiterdenken und gemeinsam überlegen, was Familien jetzt und nach der Krise brauchen für ein gutes Leben,“ versucht auch Landrat Martin Sailer diesen schwierigen Zeiten etwas Positives abzugewinnen. Ob er dabei an Konfuzius gedacht hat? Denn der wusste bereits vor etwa 2.500 Jahren: „Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“

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