Was wirkt? - Fachvortrag zum Umgang mit Regelverletzungen und Delikten in der Jugendphase
Schwarzfahren, kleine Ladendiebstähle, Beleidigungen – diese Arten von Normverletzungen sind typische Delikte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Wie man mit diesen Regelverletzungen umgehen sollte und welche erzieherischen Reaktionen wirksam sind, erläuterte jetzt Professor Dr. Christian Schrapper im Rahmen eines Fachvortrags im Landratsamt Augsburg. Schrapper ist seit 1997 Professor für Pädagogik, Schwerpunkt Sozialpädagogik, an der Universität Koblenz-Landau. Soziale Arbeit und sozialpädagogische Handlungsfelder der Kinder- und Jugendhilfe sind dabei seine Arbeits- und Forschungsbereiche.
Die Jugendgerichtshilfe des Amtes für Jugend und Familie hatte zu diesem Fachvortrag eingeladen, an dem mehr als 90 Interessierte aus den verschiedensten Bereichen wie Schule, Jugendarbeit, Polizei und Staatsanwaltschaft teilnahmen. „Mit diesem Vortrag möchten wir die Kompetenz und die Wirksamkeit der öffentlichen Erziehung steigern, weil wir merken, dass auch Fachleute wie Lehrer oder Richter bisweilen unsicher sind, wie sie am besten auf Normverletzungen reagieren sollen“, so Doris Stuhlmiller, Kreisjugendpflegerin und Leiterin des Fachbereichs Prävention / Vernetzung.
Schrapper erläuterte die Notwendigkeit von Erziehung und deren Aufgaben: „Kinder werden weder kriminell veranlagt geboren noch sind sie mit der Geburt moralisch gefestigt. Die Erziehung soll Wissen vermitteln, Normen verdeutlichen und Selbstbewusstsein bilden.“ Jungen Menschen muss dabei aber die Möglichkeit geboten werden, selbst zu entscheiden, ob sie von den vermittelten Regeln und Wertvorstellungen Gebrauch machen. Häufigere Normverletzungen sind jedoch immer auch ein Hinweis auf mangelhafte Lebensverhältnisse, unzureichende Förderung oder erhebliche Verletzungen eines jungen Menschen.
Wirksam ist eine erzieherische Reaktion auf einen gestohlenen Schminkstift oder eine zerstörte Sitzbank im Bus aber nur dann, wenn der junge Mensch die nützlichen Aspekte der Sanktion und die positive Absicht, die dahinter steckt, auch verstehen kann. Denn, so Schrapper, „ohne Verstehen wirkt nicht nur „nix“, es wird alles nur noch schlimmer.“