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Verliebt in Jürgen Klinsmann

  • Dir gehört mein ganzes Herz! Quelle: www.photocase.de
  • hochgeladen von Sophia Sommer

Was für ein Bild hat es wohl für einen heimlichen Beobachter abgegeben, diese unsere Fußballorgie letzten Samstagabend? Zwei Frauen in einem großen, kuscheligen Doppelbett, umgeben von Süßigkeiten, zwischen uns – ein silberner Kühler mit einer Flasche Champagner, vor uns – Flatscreen-TV, das Zimmer mit Tausend Lauten des verzückten Jubels erfüllt. Wir sind Frauen und stehen auf Fußball.
Wir sind Frauen und wir schreien, halten uns gegenseitig an den Händen – bis sie schmerzen, knabbern an unseren frisch lackierten Fingernägeln – das ist uns egal, starren wie gebannt auf den kleinen Lederklumpen, der zwischen den sexy Waden und flinken Füßen hin und her schnellt – es ist die Magie des kleinen Finales. Es ist das Spiel um Platz drei – um die goldene Ananas, um nichts eigentlich, doch auf dem Platz sind unsere Helden: der Bomber-Klose, der Künstler-Poldi, der stürmische Schweini und der immer noch unrasierte Metzelder – das soll uns Glück bringen. Und wir genießen den Taumel – es ist besser als der erste Kuss, ein Spaziergang im Regen bei Vollmond, besser als ein neues Paar Schuhe oder Pfeffer-Erdbeeren mit Vanilleeis und Schokosauce – das ist Fußball-WM in Deutschland! Und unsere Herzen gehören in dieser Nacht vor allem einem Helden – auch wenn er schon längst vergeben ist, selten viele Worte um seine Gefühle macht und eigentlich für uns alle unerreichbar weit weg ist – Jürgen Klinsmann lässt unsere Augen strahlen und entlockt uns das sinnlichste Lächeln.

Der Champagner-Korken knallt – und es ist zugleich das Geräusch der Bananenflanke, wie sie von Schweinis Fuß über die portugiesischen Köpfe hinweg direkt in den Kasten abhebt. Das Leder taumelt im Netz und wir taumeln im Siegesrausch – ein kleines Tor für die WM-Geschichte, aber ein großer Treffer für Deutschlands jüngsten WM-Kader seit '66. Der erste Schritt ist getan, die ersten eisig kalten Gläser getrunken, Klinsi hebt lachend das erste Mal ab in die vor Begeisterung vibrierende Luft. Auch wir sind glücklich – und lehnen uns erschöpft und zufrieden in die zerwühlten Kissen zurück. Warum erinnert es uns nur so an die leidenschaftlichen Nächte, die wir irgendwann mal, irgendwo mal, mit irgendjemandem mal verbracht haben? Und hat es damals nicht noch mehr Explosionen gegeben?
Bange Minuten, knapp daneben, Schneider – wie im Rausch. Jetzt nur nicht aufgeben – portugiesische Jungs haben uns aber auch nicht enttäuscht: Eigentor – was soll's? Es zählt nur der Punktestand – 2:0 – zwei Mal Gefühlsrausch für uns, zwei Mal Klirren der Champagnerflöten, zwei Mal Siegeszigarette, zwei Mal Zittern unserer Knie, zwei Mal ist die Umarmung nie inniger gewesen, die Erlösung nicht erfüllender.
Wir sind Frauen und stehen auf Fußball. Und auf einen, dessen Euphorie auf die Tausenden hinter ihm auf den überfüllten Rängen, auf die Millionen vor den flackernden Bildschirmen überspringt – der Funke in seinen Augen und wir, die all das Sehnen auf sein Gesicht, sein Lächeln gerichtet, uns in diesem Augenblick wieder und wieder in ihn verlieben – in Jürgen Klinsmann, der uns im Sturm erobert, so wie unsere Jungs das gegnerische Tor zum dritten Mal stürmen – mit unglaublicher Leidenschaft, im atemberaubenden Tempo, im einzigartigen, unvergesslichen Moment.

Hier gibt's nichts mehr zu verschenken – unsere Herzen sind längst vergeben – und der 3:1 Treffer beweist nur, dass wir gute Gastgeber sind und großzügig dem scheidenden Luis Figo noch einen Triumph gönnen, bevor er zu seinem schwedischen Supermodel nach Hause fährt. Das Spiel ist vorbei, die Flasche buchstäblich leer – wir liegen aufgezehrt, aber glücklich uns in den Armen, genießen die befreiende Erschöpfung, ein bezauberndes Lächeln umspielt unsere Lippen – es ist nur sein Verdienst, dass für uns die letzten 90 Minuten schöner waren, als … Ach, wen interessiert schon die Vergangenheit – Klinsi ist unsere Zukunft.
Es ist endlich passiert – wir haben den einen Mann fürs Leben getroffen, für heute und für morgen, für die WM und die EM. Wir glauben unerschütterlich, all die kommenden Herausforderungen meistern zu können, wenn nur er, der Maestro mit dem schönsten Lächeln der Welt, wieder den Ton angibt. Keine Frau der Welt würde jemals ihren Traummann gehen lassen, wenn sie ihn schon mal hat – wie könnten es unsere WM-Helden dann zulassen, dass ihr Vater, ihr Vorbild, ihre Inspiration uns einfach so verlässt? Jetzt, wo wir erst am Anfang dieser außergewöhnlichen, aufregenden, leidenschaftlichen Beziehung stehen? Wo die köstlichen Höhepunkte noch vor uns liegen? Wo es noch so viel zu entdecken und zu genießen gibt?
Wir sind Frauen und wir verstehen wohl mehr etwas von Liebe als von Fußball. Doch jetzt ist der Moment gekommen, wo Männer sich von uns etwas lassen sagen sollten: glaubt mir, kein anderer wird Euren geliebten Fußball mehr bereichern und unsere Herzen höher schlagen lassen als Jürgen Klinsmann. Er hat uns vereint – die Jungen und die Alten, die Reichen und die Armen, die Männer und die Frauen – und hat uns zu leidenschaftlichen Fans gemacht, zu dem, was wir schon immer sein wollten – ein Volk.
Einigkeit und Recht und Freiheit – gemeinsam jubeln, zurecht gewinnen und frei seine Gefühle ausleben: haben wir unsere Hymne jemals mit innigerer Hingabe gesungen?
Wir sind Frauen und wir stehen auf Fußball.
Unsterblich verliebt in Jürgen Klinsmann.
So bitte doch, geh' nicht…

Immer die Deine ;-)
Sophia Sommer.

3 Kommentare

Hallo Sophia !

Sehr schöner Bericht, mit viel Esprit, Witz und auch Gefühl.

Eigentlich war das Ende der Ära Klinsi schon klar, spätestens seit seinem Stellen der "Trainer-Nachfolger-Frage", schon wärend der WM.

Es ist wirklich schade, aber auch nachvollziehbar.

Der Grundstein hierfür wurde von den Medien schon im Vorfeld der WM gelegt.
Wie wurde Klinsi da verissen, teilweise ging das unter die Gürtellinie.

Genau der Kaiser Franz, der nach dem Spiel um Platz 3, Klinsi in den Arm nahm und sagte "Du musst weiter machen...",
hat im Vorfeld mit barscher Kritik an Klinsmann (Kahn, Wohnsitz, Trainingsmethoden, etc...) nicht gegeizt.

Ein Paradebeispiel für Schlammschlacht die im Vorfeld über den Bundes-Jürgen hereinbrach.

Und wenn das deutsche Team bei der EM-Quali mal ein-zwei Spiele verlieren würde, ginge es wieder los.

Schlagzeilen wie: "Hat Klinsi noch die Nähe zur Mannschaft" oder erneute Diskussionen zum Wohnsitz Kalifornien, würden die Medienlandschaft bestimmen.

Unser ganzen Land steht tief in der Schuld von Klinsmann. Hat er doch auch mit seiner persönlichen Art, erst diesen WM-Hype ausgelöst, der unser Land in der ganzen Welt so positiv präsentierte.

"Danke Jürgen" und "Danke Sophia" für diese schönen Zeilen dazu.

Grüße
Alex

Liebe Gabi,


Vielen Dank für das schöne Lob – ich habe innig lächeln müssen, freut es einen doch immer sehr, wenn man es als Kolumnistin geschafft hatte, auch anderen Freude und Genuss zu vermitteln. Ja, die WM ist vorbei, Klinsi ist gegangen, nicht ohne zum Abschied in seiner unnachahmlichen Manier einfach und leise "Tschüß" zu sagen – so als ob er nur mal Zigaretten holen geht, und dann auch gleich wieder kommt. Doch von Wiederkehr keine Spur und wohl auch kaum eine Hoffnung. Ich kann ihn verstehen – seine Familie, die Presse-Ruhe in Kalifornien, nicht ständig erkannt, angesprochen, beobachtet oder kritisiert zu werden – in den letzten zwei Jahren hat er einiges über sich ergehen lassen müssen. Ich gönne ihm den Triumph, auch die Ruhe und noch viel mehr diesen "Sieg" über seine Feinde und Zweifler.


Vielleicht sehen wir uns bald wieder. Das Leben spielt schon seltsame Spiele zuweilen. Und wir alle werden ihn nie vergessen ;-)
Herzlich, Sophia Sommer.

Ach, Alex,


ich weiß – Abschied nehmen ist immer sehr bitter. Gerade noch schwebte man im siebten Himmel, und schon findet man sich auf dem harten Boden der Tatsachen wieder. Und da sag doch einer, Liebe und Fußball hätten nichts gemeinsam ;-)

Doch ich bin da vollkommen deiner Meinung: was hat die Presse ihn doch fertig gemacht, nach dem Spiel war auch für Boulevard-Journalisten immer auch vor dem Spiel. Und was haben sie sich alle entrüstet – allen voran der Kaiser-Franz und der Uli Hoeneß, die keinen Dreck aufgespart haben, um Klinsmann zu beschmutzen: sein Wohnsitz, seine Ami-Trainingsmethoden, seine Abwesenheit. O-Ton Hoeneß: "Der soll erstmal her kommen und uns hier was beweisen. Und nicht in Kalifornien sitzen und uns hier den Scheiß machen lassen." – Tja, dafür bist du Uli auch ein Top-Manager und für den Scheiß wirst du vom DFB auch nicht so schlecht bezahlt, würde ich sagen.

Und so haben wir Abschied nehmen müssen von Jürgen Klinsmann, und er von uns.
Wie immer mit einem Lächeln. Behalten wir ihn also im Herzen, wie er war – ein Sieger.


Danke Dir auch für dein Kompliment – manchmal zweifelt man an sich selbst, doch die Anerkennung anderer, wenn sie von Herzen kommt, spornt an, wie bisher weiterzumachen. Also, wir lesen uns nächsten Montag wieder. Für Themenvorschläge bin ich immer offen: vor allem wenn sie von einem Mann kommen, der für "meinen" Jürgen ein paar Tränen zu vergießen bereit war ;-)

Grüße, Sophia!

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