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Schmutzige Wäsche und andere Kleinigkeiten

  • Manchmal sind wir richtige Waschweiber... Quelle: pixelquelle.de
  • hochgeladen von Sophia Sommer

Die Krönung des Ganzen ist jedoch die anschließende Interpretation: von dem Augenblick an, wenn man die Arme bis zu den Ellbogen in die schmutzige Wäsche anderer Leute steckt und anfängt, ungefragt darin rumzuwühlen, bis hin zu oft einem lehrreichen oder auch einem erschreckenden Ergebnis – die eigene schmutzige Wäsche ist nie so spannend, wie die der anderen. Und deshalb kann ich behaupten, dass man an der Art, wie jemand seinen Waschtag plant, erkennen kann, was für ein Mensch er ist. Denn es sind die kleinen unscheinbaren Gewohnheiten, die einem Fremden verraten, mit wem man es zu tun hat: wie jemand seine Serviette faltet, seine Gabel hält, aus dem Auto aussteigt oder die Einkaufstüte packt. Das Gleiche gilt auch fürs Wäsche
waschen.
An dieser Stelle muss ich immer an Hugh Grant denken. Nicht dass ich beim Anblick eines schmutzigen Wäschehaufens an einen britischen Beau denken muss, das nicht. Aber dafür an "Notting Hill" und Spiky, der in seiner einfach strukturierten Denkweise eine geradezu philosophische Feststellung gemacht hatte: in einem Gummitaucheranzug, mit einem Zigarettenstummel im Mundwinkel und mit einer Müslischüssel in der Hand auf dem Tisch in der Küche sitzend, musste er sich schmerzvoll eingestehen, dass er nichts mehr anzuziehen hatte. "Du wirst auch keine sauberen Sachen haben, wenn du nicht anfängst, die schmutzigen zu waschen!" – warf der ordentliche Brite mit den unnachahmlichen Hundeaugen ein. "Ja, ich weiß, ein Teufelskreis also!" – antwortete der Lebenskünstler und klopfte die Asche in die Müslischüssel.
In der Tat, es ist ein Teufelskreis und ein oft vorkommendes Phänomen – es ist nicht nur mit Wäsche so, es ist auch mit Abwasch und Liebhabern so. Wenn man die alten Lasten nicht entsorgt hat, kann man kein neues Leben anfangen. Und wenn man angeblich zufällig nach stundenlanger Beobachtung die Laster anderer entdeckt, kann auch die ein oder andere sinnlose Verabredung erfolgreich verhindert werden. Man muss sich den "Mann des Tages" einfach etwas genauer ansehen – und schon weiß man mehr über ihn, als es ihm unter Umständen selbst bewusst ist.

Denn weiblicher Logik nach bedeutet z.B. ein Auto mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Zumindest wenn es um das Auto eines Mannes geht; denn wenn eine Frau ein Auto kauft, muss es lediglich süß, in der Farbe ausgefallen, klein und praktisch sein, denn man hat schließlich Einkäufe, Kinder und noch einiges mehr zu transportieren. Das Auto eines Mannes dagegen ist in den Augen einer Frau eine der zahlreichen Visitenkarten des Bewerbers; nebst seiner Wohnung, seinen Freunden und seinem Job.
Was will man denn auch von einem Mann erwarten, wenn er in einem tiefer gelegten, aufgemotzten BMW mit Käsebrett und Unicorn-Airbrush auf der Motorhaube vorfährt, um Sie zum Date abzuholen? Nichts. Weder Stil, noch Hochleistungen jedweder Art, noch Geschmack im Bezug auf Essen oder Reisen, noch Parkettsicherheit oder Repräsentativität. Es sei denn, man steht drauf, wenn er im überfüllten Lokal der Kellnerin ins Ohr schreit: "Meine Alte zahlt, aber mir kannst du schon mal deine Nummer geben, Püppchen, solange sie noch aufm Klo hockt!"

Das Gleiche gilt auch für die Wohnung eines Mannes: minimalistische schwarz-weiß Einrichtung bedeutet, für ihn existiert nur "Ja" oder "Nein" und nur seine Meinung ist ausschlaggebend; hängen noch überall die Poster von Sugababes oder ein verdächtig abgefledderter Playboy-Kalender vom letzten Jahr und man stolpert ständig über leere Bierflaschen – dieser Kandidat lebt nur in den Tag hinein und verbringt seine Freizeit mit exzessivem Computerspielen, während er den sonntäglichen Ausflug zur Tanke, um "Stoff" zu holen, für ausreichend Bewegung hält; bewegt sich hingegen der Käse bereits aus dem Kühlschrank in Richtung Ausgangstür, um gemeinsam mit leeren Pizzaschachteln die Flucht zu ergreifen – hier wird man als Freundin mehr putzen als lieben müssen. Und wenn die Freunde des Kandidaten dreckige Witze über Frauen reißen, sich nicht sonderlich abmühen, deinen Namen zu merken und mitten in der Nacht Sturm klingeln, um nachzufragen, ob er noch Kondome übrig hat – ja Finger weg davon! Man wird den Mann selten für sich allein haben, denn man lebt nicht mit ihm, sondern mit seinen Kumpanen, die nie vor Mittag aufstehen und zwei Mal im Jahr an die Uni gehen, um sich für das 25. Semester ihres Drittstudiums anzumelden.

Und auch der Gang eines Mannes ist so ein nützlich-interessantes Kriterium. Bewegt er sich geschmeidig und sicher – ist er eher jemand, dem man zutrauen würde, tanzen zu können. Eine höchst seltene Entdeckung, wenn man sich an all die, unter Umständen sogar gut aussehende, Exemplare erinnert, die im Club am Samstagabend tanzen, indem sie "taktvoll" den Kopf auf und ab bewegen. Denn entgegen der allgemein üblichen Theorie, dass Männer, die tanzen können, Weicheier sind, vertrete ich die Meinung, dass so wie ein Mann sich bewegt, so liebt er auch. Im Bett wie im Leben.
Männer, die herumstolzieren als würden sie ein Roberto Cavallo Kleid vorführen, sind nicht zu gebrauchen, weil sie am nächsten Morgen alle Kosmetikproben aus dem Badezimmerschränkchen klauen und gewöhnlich mehr an Ihrem Bruder interessiert sind. Männer, die schreiten als wären sie gerade zum Sheriff gewählt worden, sind nur auf schnelllebige Affären erpicht, wo sie gern die Möglichkeit nutzen zu beweisen, wie schnell sie "ziehen" können. Männer dagegen, die bedacht und gezielt auftreten, haben eindeutig Würde – in ihren Entscheidungen, in ihrer Lebenseinstellung und in ihren Gefühlen. Diese Männer sind nicht allein mit coolem Outfit und gutem Aussehen zu kriegen. Sie auf sich aufmerksam zu machen erfordert intellektuelle Anstrengungen, sie zu halten – eine Menge Lebenserfahrung und geduldiger Nachgiebigkeit. Und abgesehen davon, dass ich über die letztere Eigenschaft noch nie verfügt habe, weiß ich auch, dass solche Männer einem Mädchen am leichtesten das Herz brechen können und folglich genauso gefährlich wie interessant sind.

Das Suchen allein ist darum nur ein halber Job – wir müssen lernen, im Stillen zu beobachten und zu analysieren, und möglichst dem Bedürfnis widerstehen, sich ihm augenblicklich an den Hals zu werfen oder treu blickend zu Füßen zu legen, nur um dann zu schnell festzustellen, dass wir viel zu verschieden sind, um zusammen glücklich zu werden.
Für uns ist jeder Tag ein Waschtag: wir sitzen mitten in der Küche vor einem großen Haufen und sortieren fürsorglich die einzelnen Stücke nach ihren Eigenschaften auseinander: bunt und anspruchslos, weiß und empfindlich, Kochwäsche, Schonschleudern, Kurzprogramm, Fleckenentferner und Weichspüler.

Bis wir die richtige Kombination gefunden haben.
Und das kann manchmal dauern.

Ihre Sophia Sommer

2 Kommentare

Besonders interessant finde ich Männer und Tanzen. wie oft wurde ich schon schräg angeschaut, weil ich von ausgedehnten latein und standard zeiten, über step ausflüge hinzu jazz eskapaden. die Fähigkeit zu tanzen (und ich spreche hier nicht nur von auswendig gelernten schritten) hat sehr viel mit dem bezug zum körper zu tun, mit der fähigkeit sich zum affen zu machen, wenn es die musik erfordert, also mit der fähigkeit auf etwas einzulassen, sich etwas und jemandem hinzugeben und dem gefühlsmäßig zu folgen. und diese eigenschaften braucht man beim tanzen genauso wie beim lieben. Männer traut euch tanzen!

Na das ist doch ein Wort! Und das von einem Mann!
Ich bin, gelinde gesagt, begeistert – "sich zum Affen zu machen, wenn es die Musik erfordert" ;-) Was definitiv ins Schwarze trifft, ist der Satz "fähigkeit auf etwas einzulassen, sich etwas und jemandem hinzugeben und dem gefühlsmäßig zu folgen. und diese eigenschaften braucht man beim tanzen genauso wie beim lieben" – eine wertvolle Erkenntnis, die leider meiner Erfahrung nach sich noch nicht überall rumgesprochen hat. Hingabe ist etwas, was man zur Kardinaltugend erheben sollte, denn die Fähigkeit, sich bedingungslos auf etwas oder jemanden einzulassen, ist nicht nur in der Liebe notwendig, sondern auch im Beruf, im Alltag, schlichtweg bei allem, was man tut.
Doch gerade in der Liebe ist Hingabe am schwierigsten, denn meist ist es der Kopf, der den Weg weist und das Herz wird gezwungen, den Anweisungen der Vernunft zu folgen. Nur selten kann es ein Mensch, egal ob Mann oder Frau, sich "leisten", ohne Rücksicht auf die Regeln und die Folgen, sich bedingungslos hinzugeben, sich aufzulösen im Gefühl, das man empfindet – solche Menschen würde man wohl fürwahr als glücklich bezeichnen.
Aber, wer kann es denn schon?

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