Kinder sind wieder angesagt
Die neuesten Zahlen für das Jahr 2015 belegen, was als Trend bereits erkennbar war: Familien im Landkreis Augsburg bekommen wieder mehr Kinder. Seit einigen Jahren steigen die Geburtenzahlen kontinuierlich an. Das ist erfreulich, denn Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Doch was sind die Gründe für diesen Babyboom? Die Experten im Landratsamt Augsburg haben sich an die Ursachenforschung gemacht.
Der Blick richtete sich zunächst auf die Frage, wie viele Kinder pro Frau(en) geboren werden. Über lange Jahre dümpelte dieser Wert in Deutschland und in der Region bei etwa 1,4 Kindern pro Frau. Für unseren Landkreis meldete das Statistische Landesamt nun einen Wert von 1,6 für das Jahr 2015, deutlich über dem bayerischen Vergleichswert von 1,48. Kein Zufall, sagen die Statistiker: Schon in den letzten Jahren lag die sogenannte Geburtenziffer im Landkreis von Jahr zu Jahr ein Stückchen höher.
Landrat Martin Sailer ist von dieser Entwicklung natürlich sehr angetan: „Für mich ist das die erfreulichste Erkenntnis“, so der Landkreischef, „denn es deutet darauf hin, dass unsere Familienpolitik wirkt und ihren Teil dazu beiträgt, dass Familien gerne Kinder bekommen.“ Zu den familienfreundlichen Maßnahmen des Landkreises zählen beispielsweise der Ausbau der Kindertagesbetreuung und die Investitionen in Bildung und Schule. Auch die flächendeckende Einrichtung von Familienbüros und Familienstationen stellt einen wichtigen Baustein der Infra-struktur für Familien dar. „Wir sind gut aufgestellt, aber es gibt auch noch genügend zu tun“, kommentiert Landrat Sailer die aktuelle Situation.
Ein weiterer Grund für steigende Geburtenzahlen liegt darin, dass seit einiger Zeit deutlich mehr Menschen in den Landkreis Augsburg zuziehen, als diesen verlassen. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von einem „positiven Wanderungssaldo“. Weil sich unter den Neuzugezogenen ein nicht geringer Anteil junger Frauen und Männer befindet, gibt es schlicht und einfach auch mehr potentielle Mütter und Väter. Häusle bauen, Familie gründen, Kinder bekommen – so geradlinig läuft Familienplanung heute zwar zunehmend seltener. Aber Tatsache ist, dass sich der Zuzug junger Familien positiv auf die Geburtenzahlen auswirkt.
Grund Nummer drei versteckt sich in der Demografie. Der Anteil der Frauen, die zwischen 26 und 35 Jahre alt sind und besonders häufig Kinder bekommen, ist derzeit relativ hoch. Es sind die Kinder der Babyboomer in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts, die nun selbst ihren Nachwuchs auf die Welt bringen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass viele Frauen ihren Kinderwunsch „aufgeschoben“ haben und nun verwirklichen. Das Durchschnittsalter der Mütter bei der ersten Geburt erhöht sich schon seit einiger Zeit stetig und liegt mittlerweile bei rund 30 Jahren.
Ob sich auch im Landkreis Augsburg bemerkbar macht, dass Frauen mit Migrationshintergrund mehr Kinder bekommen, darüber lässt sich nur spekulieren. Verlässliches Zahlenmaterial liegt dazu aktuell nicht vor. Dagegen kann man davon ausgehen, dass Kinder von Flüchtlingen, die bei uns geboren wurden, in der Statistik kaum eine Rolle spielen. Dafür ist der Anteil von geflüchteten Familien zu gering.
„Deutschlandweit ist offensichtlich die Stimmung für Kinder derzeit da“, sagt Günter Katheder-Göllner, der im Landratsamt für die Planung im Bereich der Jugendhilfe verantwortlich ist. So wie Landrat Sailer hofft er, dass Kinder weiterhin angesagt bleiben im Landkreis Augsburg. Für eine abschließende Bewertung sei es aber jetzt noch zu früh: „Die Nachhaltigkeit familienpolitischer Maßnahmen ist meist erst nach geraumer Zeit messbar, frühestens nach zehn Jahren.“
Bleibt festzuhalten, rein demografisch muss einen um den Landkreis Augsburg gerade nicht bange sein. Und noch etwas: Kinder sind etwas Schönes. Allein deswegen dürfen es auch zukünftig ruhig etwas mehr sein.