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Frauen und Macht

  • Bundeskanzlerinnenamt! (von pixelquelle.de)
  • hochgeladen von Sophia Sommer

Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist weiblich. Aber nur 35 % der Abgeordneten im Deutschen Bundestag sind Frauen, in der CDU/CSU sind es sogar nur beispielhafte 18 %. Von den Top-Chefs in Großbritanniens Wirtschaft sind 11,2 % weiblich, in Deutschland sind es lediglich nichtrepräsentative 3,7 %.
Politik gilt als ein hartes Geschäft und die Mehrheit der aktiven Politiker ist männlich. Der Gleichklang zwischen diesen beiden Feststellungen legt also nahe, dass ein Mann über bestimmte Charaktereigenschaften zu verfügen scheint, die ihm ein erfolgreiches Hinaufklettern auf der politischen Karriereleiter wesentlich erleichtern oder gar überhaupt ermöglichen. Zieht man zudem die Machtverhältnisse in der freien Wirtschaft hinzu, ergeben sich gleichfalls einige markante Charakteristika des "professionellen Profils", die einen Mann dazu befähigen, Macht und Erfolg zu erringen. Und weitet man die Betrachtung auf andere Gebiete wie Naturwissenschaften, Geschichte, Medizin oder Theologie aus, wird man ebenso mit androzentrischen Dispositionen konfrontiert, die diese Befähigung zum Erfolg geradezu auszeichnen.
Diese Vorzüge, die im Laufe ihrer Entwicklung quer durch alle Segmente zu drei Grundtugenden empor geehrt wurden, werden daher gern zu typisch "männlichen" Eigenschaften verallgemeinert: Objektivität, Rationalität und universelle Gültigkeit. Den Frauen werden hingegen gern in diesem Zusammenhang dementsprechend adversative Charakteristika zugeschrieben: Subjektivität, Emotionalität und Wertegebundenheit.

Im Rahmen einer Studie zur Akzeptanz und den Besonderheiten des weiblichen Führungsstils konnte ein solches "professionelles Profil" noch eindeutiger bestimmt werden. Darin werden männlichen Politikern und Unternehmern Merkmale wie ein hohes Maß an Kampfbereitschaft, Bereitschaft und Fähigkeit zu optimalen Nutzung jeglicher Machtchance, Fähigkeit und Lust zu effektiver Selbstinszenierung, Neigung, emotionsfrei und mit der "Stimme der Vernunft" zu argumentieren und Vorteil, den Rücken frei zu haben von Alltagsdingen attestiert. Eine weitere Studie zur Frage "Geschlechtsspezifikationen in Politik und Wirtschaft" hat ferner einige sehr interessante vorausgesetzte Vorstellungen von "männlichem" und "weiblichem" Führungsverständnis extrahiert. Unter anderem konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass
- Männer klare Hierarchien bevorzugen, ihre Position auch als Symbol für Status und Macht nutzen und keine Insubordination tolerieren; Frauen bevorzugen dagegen eher gleichgestellte, also egalitäre Verhältnisse.
- der organisatorische Ablauf bei Frauen in Führungspositionen flexibler ist und unvorhergesehene Notwendigkeiten leichter entschieden werden; Männer dagegen gelten als starrer im Umgang mit Faktor "Zeit".
- bereits festgelegte Strategien von Männern seltener "reorganisiert" und Begründungen gern auf Entscheidungen "aus Prinzip" reduziert werden; Frauen bevorzugen dagegen, mehrere Dispositionen in Betracht zu ziehen, die sich oft erst in gemeinsamen Gesprächen ad hoc herauskristallisieren.
- Frauen favorisieren, zielgerichtete Abläufe harmonisch zu gestalten, während Männer, lediglich das große Ziel vor Augen, auch "über Leichen zu gehen" geneigt sind.
- Männer sich eher an "Produkten" der menschlichen Arbeit orientieren, wie Umsätze und Resultate; Frauen dagegen setzen das Ergebnis (Produkt) und den Menschen (Produzenten) in ein engeres Verhältnis.
- Frauen großen Wert auf Zusammenarbeit und "gute Stimmung" innerhalb des Teams legen, wohingegen Männer sich untereinander als Konkurrenten um den größten Erfolg betrachten und daher rücksichtsloser innerhalb der Gruppe agieren.
- für Frauen es als wichtiger gilt, ihre Fähigkeiten am dienlichsten und fruchtbarsten zu nutzen, während für einen Mann die Karriereleiter durchaus auch als Lebensaufgabe ihre symbolische Gültigkeit hat.
- und schließlich, dass Frauen gern "Hand in Hand" arbeiten und auf diese Art und Weise vielseitigere Lösungsansätze erschließen, die nur durch das Vernetzen von unterschiedlichen Kompetenzen möglich sind, wohingegen Männer strickte Arbeitsteilung bevorzugen und eifersüchtig über ihr "Revier" wachen.

Die Präsenz der Frauen in Politik und Wirtschaft, besonders in Führungspositionen, ruft dabei ganz unterschiedliche Reaktionen hervor. Zum einen findet eine Art Absorption statt, indem der weibliche Einfluss schnell und leise in die bestehende "Kultur" aufgenommen und darin spurlos aufgelöst wird. Zum anderen kann die Politik auf das Eindringen der Frauen in männerspezifische Bereiche mit einer Art Abstoßung reagieren: die zur Anpassung nicht fähige oder als nicht geeignet eingestufte Frau wird aus ihrer Position entfernt; oft verläuft diese Versetzung auf der Karriereleiter nach unten, selten nach oben, und in beiden Fällen in möglichst "dunkle Ecken", die von der männlichen Mehrheit als irrelevant eingestuft werden. Dabei wird unter anderem so lange auf das Geschlecht oder dessen Skandalisierung hingewiesen, bis diejenige entweder selbst oder durch ferngesteuerte Reorganisierung ihren Platz verlässt.
Es gibt neben den oben genannten häufigsten Gegenwirkungen jedoch auch eine dritte Möglichkeit der Reaktion auf das Eingreifen der Frauen in die Führungspraxis, nämlich eine selektive Anpassung des Systems auf das neue weibliche Input. Am Beispiel Skandinaviens wird derzeit z.B. klar ersichtlich, dass diese Alternative symptomatisch für die schrittweise stattfindende Umgestaltung der politischen und wirtschaftlichen Führungskultur ist: die Sitzungstermine nach 17 Uhr wurden abgeschafft, um den Parlamentsmitgliedern beider Geschlechter (!) zu ermöglichen, ihren Familienpflichten nachzukommen. Seit 1992 hat sich beispielsweise auch in den USA die Zahl der Senatorinnen verdoppelt, die der weiblichen Abgeordneten fast verdreifacht. Diese Steigerung ist unter anderem mit der viel höheren Präsenz der weiblichen Politikerinnen, Spitzenmanagerinnen und Publizistinnen in der US-amerikanischen Presse zu erklären. Die Cover der Zeitschriften sind voll mit homestories über erfolgreiche Frauen, die sich jedoch gleichzeitig auch betont weiblich präsentieren: attraktiv, gepflegt, elegant, modisch gekleidet, immer geschminkt und sorgfältig manikürt.

So erfreulich jedoch die neue weibliche Macht auch sein mag, so auffällig ist auf der anderen Seite, dass genau dieses neue "Gesicht der Macht" auch den Grund zur solcher Art Diskussionen liefert, wie sie im Vorfeld der Bundestagswahlen 2005 in Deutschland stattgefunden haben: Angela Merkel wurde nicht nach ihrer Fähigkeit zu regieren, ihrem Durchsetzungsvermögen oder ihrer Intelligenz beurteilt. Nein. Hier wurden Kategorien diskutiert, die eher an die Wahl zur Miss Stammtisch erinnerten, als an eine ernsthafte Auseinandersetzung um den besten Regierungschef.
Die Frauen müssen daher ihre eigene Rolle in Politik und Wirtschaft, ihren eigenen Umgang mit Macht entwickeln, was schwierig ist, denn es fehlen Vorbilder: es gibt fast niemanden, an der man sich richten, von der man etwas lernen könnte. Deshalb verfangen sich Frauen in gewisser Weise in einer "Doppelfalle": verhält man sich machtbewusst und hart, heißt es, man hat nichts Weibliches mehr an sich; tut man es nicht, heißt es, sie kann es nicht.

Doch Macht ist eine geschlechtsunabhängige Herausforderung und das Image eines Politikers ist, ebenso wie das Ansehen eines Managers, ein zweiseitiges Schwert: Wer heute noch der große Macher ist, kann morgen schon als Weichei dastehen.
Und der Grat ist unheimlich schmal.

Ihre Sophia Sommer

8 Kommentare

Ich weiß nicht, ob es auf dieser Welt Transportmittel gäbe, die zwei Tonnen wiegen, um einen Menschen mit 80 Kilo von A nach B zu bringen, wenn Frauen die technische Entwicklung der letzten 200 Jahre dominiert hätten. Das ist Verhältnisblödsinn und kommt dem Verbrennen von Geld gleich. Aber das schlimme ist: Ich hätte auch gerne eine S-Klasse mit 300 PS und würde gern meine Vordermänner von der Straße schieben! Und deshalb glaube ich schon, dass der Leistungswahn etwas mit zuviel Testosteron in der Gesellschaft zu tun hat. Wäre unsere Gesellschaft eine Person, dann würde sie aussehen wie ein übertainierter Bodybuilder: Krank vor wässriger Kraft und irgendwie bemitleidenswert und lächerlich. Die Frauen sollen es nicht besser machen oder das Ruder übernehmen, aber eine schöne Ausgewogenheit würde auch eine gesündere Gesellschaft hervorbringen.

... WOLLEN sich denn die Frauen einbringen? Wenn nicht, woran liegt es? Sind sie demotiviert? Resigniert? Wenn ja: WER/WIE kann man sie motivieren?
Andererseits: wenn man die Entwicklung der letzten Jahrzehnte betrachtet: tut sich da in euren Augen GAR nichts?

Aber natürlich wollen sich die Frauen einbringen!!! Wir wollen, und das auf jeden Fall, aber nicht um jeden Preis: nicht, wenn der Besitz der Macht es von uns verlangt, unsere Prinzipien und Wertevorstellungen über Bord werfen zu müssen, um oben zu bleiben oder unsere Familie zu vernachlässigen, um eine erfolgreiche Karriere vorweisen zu können.
Und hier liegt auch der Kern des Problems: für Frauen ist es einfach (traditionsbedingt oder männerdenkenbedingt?) schwer, Beruf und Familie zu vereinbaren, wenn man beides engagiert und auf die richtige Weise machen will, weil sowohl gesellschaftliche, als auch politische Rahmenbedingungen, und noch öfters die Voraussetzungen/Unterstützung auch innerhalb der Familie oder seitens des Ehemannes nicht gegeben sind. Aber wir machen uns so langsam… langsam, aber ganz sicher ;-)

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