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Die Rache der Frauen

  • Gute Rache ist kein Hexenwerk... Quelle:pixelquelle.de
  • hochgeladen von Sophia Sommer

Alles, was Frau dazu braucht, sind lediglich Phantasie und eiserne Entschlossenheit, den teuflischen Plan durchzuziehen. Und dabei sollte man eigene Emotionen möglichst aus dem Spiel lassen: für mitleidige Gefühlsduseleien ist kein Platz, wenn es um die Verteidigung des eigenen Selbstwertgefühls geht oder darum, sich bei einem Mann für all die Verfehlungen und nichteingehaltenen Versprechen "gebührend" zu bedanken. Wer an dieser Stelle an die niederträchtigste aller Erpressungsmöglichkeiten denkt, nämlich den Nichtvollzug der so genannten "ehelichen Pflichten", beweist eindeutig schlicht Einfallslosigkeit. Sprichwörtlich mit "Kanonen auf Spatzen zu schießen" ist keine gute Idee, denn schließlich bestraft man in diesem Fall auch sich selbst. Und raubt dem Mann auch noch unklugerweise die schönste Möglichkeit, sich bei uns demütig zu entschuldigen.
Unser Alltag ist voller Chancen, die Gerechtigkeit der Bestrafung nutzbringender zu zelebrieren. Man muss sie nur finden und elegant nutzen: subtil, exakt und raffiniert. Und um bei Volksweisheiten an dieser Stelle noch kurz zu verweilen, denke ich dabei an "Der stete Tropfen höhlt den Stein". Denn so hart unsere Männer auch vorzugeben zu sein – unserer größten Stärke, der Geduld, sind sie keineswegs gewachsen.

In der Schlacht um Troja – in diesem Juwel der griechischen Mythologie und Geschichte, voller niederträchtigsten Gefühle, großartiger Leidenschaft und beispiellosen Heldenmuts – hat Rache eine einmalige Rolle gespielt: aus mutwilliger Rache und mit nur einem Apfel zettelte Eris die Konkurrenz um Helena an, aus intriganter Rache stellte sich Hera auf die Seite der Griechen, aus intelligenter Rache inszenierte Odysseus die perfekte Täuschung und aus liebender Rache gewann Achilles schließlich den Krieg und eroberte die sicherste Festung aller Zeiten. Und auch uns betrogenen, vernachlässigten, gekränkten, enttäuschten und verletzten Frauen können Mut, Geschick, Intelligenz und Leidenschaft dazu verhelfen, den Sieg über die einzige, als uneinnehmbar geltende Festung unseres Daseins zu erringen: den Mann, der nicht zu schätzen weiß, was für ein Glück er hatte, unsere Zuneigung zu gewinnen.
Männer pflegen mit großem Ernst an die, ihrer Ansicht nach wichtigsten, Aufgaben ihres Lebens heranzugehen: aussichtsreiche Karriere, gesellschaftliche Anerkennung, finanzielle Unabhängigkeit und Erfolg bei Frauen. Aber das Leben besteht nicht nur aus ernsthaften Angelegenheiten. Wir Frauen wissen es, denn in unserem Alltag haben wir gelernt, mit Humor an die Sache heranzugehen – denn wie auch anders ließen sich vergessene Lockenwickler auf dem Weg zum Date, klebende Klopapierfetzen unter den Absätzen mitten in der Theatergala, fehlgerichtete Eifersuchtsdramen vor der versammelten Belegschaft der Firma und alle anderen peinlichen Ausrutscher in der Hektik des Gefechts um ein halbwegs normales Leben ertragen; und all das nur, weil wir uns besonders bemühen, es möglichst allen um uns herum recht zu machen und dabei unsere eigenen Bedürfnisse ganz vergessen. Jeden Tag ertragen wir es geduldig: die Kinder, die ihr Frühstück verweigern, weil wir die falschen Cornflakes gekauft haben; die Männer, die seit Wochen versprechen, das Bügeleisen zu reparieren und es dann doch nicht tun; die Schwiegermütter, die mittags vorbei kommen, um "nur mal nachzusehen, wie es so läuft" und all die anderen, die irgendwas von einem wollen.
Und dann ist das Maß endlich voll. Und wir sinnen nach Rache.

Ist das Bügeleisen kaputt und der Mann verweigert die Eigenleistung oder verbietet aus purer Eitelkeit einen Neuerwerb, um nicht als unfähig dazustehen – lassen Sie die Wäsche einfach liegen. Wenn die nächste Besprechung mit dem Chef ansteht und er ein frisches Hemd braucht, wird er es schon rechtzeitig merken. Sie können sich ja derweil demonstrativ im Sessel am Kamin entspannen, gelangweilt in Modezeitschriften blättern und dabei einen unvergesslichen Anblick genießen, wie er vor dem Spiegel auf und ab hüpft. Oder machen sie es so, wie es die Mutter meiner Freundin Clara getan hatte: sie nähte ihrem Mann einen zwei Zentimeter großen Knopf an den Kragen seines Hemdes an – und zwar nachdem er zwar das Bügeleisen reparierte, das Kabel jedoch auf 50 cm gekürzt hatte, um den neuen Stecker zu montieren. Wenn der Mann auf einmal nicht mehr praktisch veranlagt ist, seien Sie es auch nicht. Niemand verlangt von Ihnen, besser zu sein, als er. Das würde ja doch nur sein Ego schmälern.
Meine andere Freundin Lisa vermutete eines Tages, ihr Mann würde sie mit einer Schickse aus seinem Büro betrügen: sie fand die Identität der Kleinen heraus, schrieb in ihrem Namen einen heißen Liebesbrief an den Chef und ließ es über die interne Firmenpost laufen. Es gab keinen Grund, ihren Mann namentlich in diese schmutzige Angelegenheit hineinzuziehen – ein rundum perfekter Plan, würde ich sagen: als er noch am selben Abend wieder zu ihr nach Hause kam, hatte er begeistert über den neuesten Eklat in der Firma erzählt und dabei wohl stets daran gedacht, wie knapp er selbst der Katastrophe entging.
Kommunikation und Hilfsbereitschaft sind nun mal unsere Stärken. Und schließlich geht es bei einer guten Rache nicht nur darum, seinen Spaß zu haben, sondern vor allem auch darum, nicht erwischt zu werden, damit man seinen Erfolg auch wirklich genießen kann.

Natürlich gibt es da auch noch Klassiker, die uns jederzeit ohne viel Aufwand und Planung das Leben versüßen können, wie die Anrufe des Schuldigen nicht zu beantworten oder ihn einfach mal zwei Stunden im Restaurant warten zu lassen – das Bedürfnis eines Mannes, bewundert zu werden und im Mittelpunkt zu stehen, ist ein dankbares Angriffsziel und selbst für Anfänger unter uns leicht zu treffen. Auch seine typisch männlichen Qualitäten, wie ein großartiger Autofahrer zu sein oder als ein überaus einfühlsamer Liebhaber zu gelten, sind potenziell dafür geeignet, dem Mann zu zeigen, dass er nicht der Nabel unserer Welt ist. Ihn dabei mit Michael Schumacher oder einem Ihrer Ex-Freunde zu vergleichen ist natürlich nicht unbedingt die hellste Idee. Suchen Sie sich dafür ein weniger unerreichbares Ziel aus: einem beliebigen anderen Mann zu schmeicheln und ihn als einen wertvollen, interessanten Menschen zu loben, wird das Racheopfer gewiss aufmerksamer werden lassen. Allein die Andeutung der Möglichkeit, sie könnte sich für einen anderen Mann begeistern, ist einer Frau Rache genug für die einschleichende Gewohnheit ihres Mannes, sie zu behandeln, als wäre sie schon immer da gewesen und würde auch für immer hier bleiben.

Und doch, selbst wenn eine Frau auf Rache sinnt, muss es nicht heißen, dass ihre Liebe für immer erloschen ist. Ist sie entschlossen die Beziehung zu beenden, geht sie einfach und kein Trick der Welt wird ihr etwas nutzen, um die eigenen Gefühle wieder wach werden zu lassen. Doch um die eingeschlafenen Gefühle des Mannes zu wecken, kann die eine oder andere Gemeinheit mit etwas Phantasie, liebevollem Augenzwinkern und geschickter Umsetzung durchaus ihren Nutzen haben.
Und wenn man es gut hinbekommt, werden sogar beide wieder was zu lachen haben.

Ihre Sophia Sommer.

6 Kommentare

Hallo Maria,
selbstverständlich sind Aufmerksamkeiten weit wirksamer als die Bestrafung – aber manchmal hat man einfach keine Geduld mehr und auch kein Verständnis. Da sind dann die kleinen alltäglichen Rachegelüste wie ein Ventil, um seinem Ärger Luft zu machen. Es muss ja nicht immer ein Rosenkrieg werden. Aber hier und da zu zeigen, dass man auch anders kann als nur lieb und folgsam zu sein, bringt den Partner vielleicht auf den Gedanken, dass er auch mal was falsch macht. Und eine kleine ironische Gemeinheit zu veranstalten ist manchmal sogar besser, als zehn Mal am Tag das Gleiche zu wiederholen, in der Hoffnung, man wird irgendwann mal ernst genommen, und dann auch noch als die ewig Nörgelnde dazustehen.

Liebe Sophia,

ein Rundschlag sollte es nicht werden und auch die Schlange sollte nicht ganz so ernst genommen werden wie ich sie vielleicht dargestellt habe. Sollte es zu Missstimmungen geführt haben, so bitte ich selbstverständlich um Entschuldigung.

Mein Kommentar basiert auf Erfahrungswerte und nicht unbedingt auf Verbitterung. Keines Falles sind alle über einen Kamm zu scheren, denn es gibt sowohl bei beiden Geschlechtern diese und jene. Muss Dich auch bedenkenlos zustimmen das Männer ihre Frauen mit Kindern sitzen lassen um an anderen Ufern zu angeln, doch lassen auch Frauen ihren Männer die Kinder um ein freies Leben führen zu können.

Im Übrigen kam der Witz von einer Frau, die ihn mir erzählte und der mir in diesem Zusammenhang einfiel. Keinesfalls sollte er ernst genommen werden, denn Gewalt verabscheue ich nicht nur an Frauen und Kinder, sondern auch im Allgemeinen. Die Zeiten, in denen der Mann die Hosen an hatte, sie gehören längst der Vergangenheit an und bin schon sehr dafür in einer Gemeinschaft anstatt nebenher miteinander zu gehen, zu entscheiden, in gleichberechtigter Weise. Und mit Sicherheit gäbe es nichts worüber man nicht reden könnte, wenn man dazu offen und bereit wäre. Aber auch hier zeigen nur allzu oft die Erfahrungen das Mann als Nichtkompetent herunter gemacht wird. Möchte nicht bestreiten das es auch anders rum der Fall sein kann.
Dennoch ist es leider so, und Statistiken belegen es immer wieder, das Frauen nach Trennungen wieder leichter Fuß fassen können als Männer.
Als Fazit, nicht jede Frau ist eine Schlange und lieb können sie auf der anderen Seite ja auch sein...........

Mit liebevollem Gruß
Luis

Hallo Luis,

würde sagen: Entschuldigung angenommen ;-), falls ich so anmaßend sein und deine Zeilen als eine solche betrachten darf. Ich verstehe voll und ganz, dass einem manchmal sozusagen "der Kragen platzt". Aber ich bin dir auch dankbar, denn nicht zuletzt durch deinen emotionalen Kommentar fühlte ich mich zu meinem nächsten Beitrag inspiriert, siehe "Die Geister, die ich niemals rief…" vom letzten Montag. Insofern war unser gegenseitiger "Schlagabtausch" eine produktive und auch sehr nützliche Diskussion – genau das, was ich ja auch gern mit allen Lesern meiner Kolumne führen möchte!
Ich freue mich auf die nächste Debatte und hoffe auch weiterhin auf dein Interesse!
Bis bald, Sophia

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