Augsburgs Helden
Eine beeindruckende Lektion in Sachen Zeitgeschichte erhielten die Besucher eines Vortrages im Oberhauser Museumsstüble.
Schon der Titel der Veranstaltung "Wie die Einnahme Augsburgs durch die Amerikaner am 28. April 1945 - fast - ohne Blutvergießen verlief" klang viel versprechend. Die Zuhörer wurden nicht enttäuscht. Die Leiterin des Oberhauser Museumsstübles Dr. Marianne Schuber und Zeitzeuge Engelbert Schraudy luden zu einer fesselnden Geschichtsstunde. Zunächst ordnete Historikerin Dr. Marianne Schuber die "Augsburger Ereignisse" in den zeitgeschichtlichen Kontext ein. Dann ergriff Engelbert Schraudy das Wort. Mit bewegter Stimme schilderte er die Vorkommnisse in jenen Apriltagen des Jahres 1945, die das "Schicksal" Augsburgs entscheidend prägten. Laut Schraudy und Schuber waren es vor allem vier Männer, denen bei der - fast unblutigen - Einnahme Augsburgs durch die Amerikaner eine besondere Bedeutung zukam: Domkapitular Dr. Josef Hörmann, Franz Hesse, Pfarrer Alois Vogg und Anton Kaiser. Ihnen ist es zu verdanken, dass Augsburg vor einer Zerstörung bewahrt blieb. Sie bildeten eine Widerstandsbewegung, die so genannte Freiheitsbewegung. Diese hatte sich zum Ziel gesetzt, Stadtkommandant General Franz Fehn ("Ich bin Soldat und gehorche den Befehlen, die ich erhalte") zu entmachten und großen Schaden von der Fuggerstadt abzuwenden. Ein wagemutiges Unterfangen, auf das nicht weniger als die Todesstrafe stand, ordnete doch Hitler damals an, "jede Stadt bis zuletzt zu verteidigen". Unter Einsatz ihres eigenen Lebens verhinderten "Augsburgs Helden" eine Zerstörung der Stadt und erleichterten den Einmarsch der amerikanischen Truppen. General Franz Fehn wurde gefangengenommen, Gauleiter Wahls Stellvertreter Mündler jagte sich eine Kugel durch den Kopf. Zeitzeuge Engelbert Schraudy fesselte die Zuhörer mit seinen Ausführungen. Allein wie sich die Angehörigen der Freiheitsbewegung darum bemühten, die Zerstörung der Wertachbrücke zu verhindern, verdient großen Respekt. Die Männer der Freiheitsbewegung sahen sich selbst nicht als "Helden" und traten äußerst bescheiden auf. Von Domkapitular Dr. Josef Hörmann sind folgende Worte überliefert: "Darüber wird kein Wort gesprochen! Wir brauchen keine Helden. Sind wir Gott dankbar, dass dieser Streich gelungen ist." Für die Nachwelt sind sie es allemal. Helden.