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… aber eine 100%-ge Sicherheit gibt es nicht…

  • Das Leben bietet einfach keine Sicherheiten... Quelle: pixelquelle.de
  • hochgeladen von Sophia Sommer

Na, was für eine Feststellung! Eine geradezu einfache und doch so geniale Erkenntnis des Herrn Beckstein hat es natürlich verdient, fünf mal am Tag über den Äther in der Welt kundgemacht zu werden. Aber muss man dazu erst bayerischer Innenminister werden, um es zu erkennen? Ich für meinen Teil weiß nicht erst seit der Bedrohung durch radikalisierte Randgruppen, dass es in unserer Gesellschaft keine absolute Sicherheit gibt.
Doch selbst wenn man das globale Denken für einen Moment aufgibt und sich in die Niederungen eines scheinbar langweiligen bürgerlichen Lebens begibt, wird einem aufgeschlossenen Menschen schnell klar, dass auch hier sich zahlreiche Gefahren, Bedrohungen und Risiken verbergen. Klar, die meisten von Ihnen würden vermuten, dass die Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren oder eine Privatinsolvenz anmelden zu müssen, auf der Liste ganz oben steht – doch von der üblichen Existenzparanoia mal abgesehen, verbergen sich in unserem Leben weit mehr unterhaltsamere Sicherheitslücken, die uns jeden Tag daran erinnern: eine 100%-ge Sicherheit gibt es tatsächlich nicht!

Wir Frauen kennen diese Panikattacken mehr, als es uns lieb ist. Da sitzt man vollkommen entspannt und glücklich auf der Couch und schaut sich seichte, realitätsferne Telenovellen wie "Julia – Wege zum Glück" oder "Tessa – ein Leben für die Liebe" an, knabbert genüsslich an einem schnell schrumpfenden Haufen Chips und Schokolade, der bequem in einer Schüssel auf den Knien schaukelt, und lacht sich nur Sekunden zuvor schier kaputt über Blondinen, die mit entsetztem Gesicht auf die Frage "Bist du vielleicht schwanger?" reagieren, als man sich plötzlich dieselbe Frage stellt! Jede normale Frau stürmt anschließend fluchtartig zu ihrem Kalender, Notizbuch oder am besten gleich zur Apotheke und deckt sich schachtelweise mit viel versprechenden Tests zu: zwei sind sicherer als eins, sagt die Werbung; je zwei in einer Schachtel, drei mal zwei sind sechs, sechs sind definitiv sicherer als zwei, sagt sich die Frau. Aber eine 100%-ge Sicherheit gibt es eben nicht.
Wird die Vermutung der baldigen Nachkommenschaft aber erst greifbar real, wenn auch noch nicht wasserdicht wissenschaftlich bewiesen, werden gewöhnlich die in Frage kommenden Väter umgehend informiert: mit einem strahlenden Lächeln, in Erwartung derselben Euphorie und natürlich mit einem besonders leckeren Essen, einem unwiderstehlichen Lächeln und dem berühmten Satz: "Schatz! Ich habe eine Überraschung für dich!" Die frohe Botschaft trifft die einst eisenharten Machos wie ein K.O.-Schlag in der dritten Runde: schluchzend brechen sie vor uns auf den Knien zusammen, ein Schaudern geht durch ihre stattliche, ernste, ansonsten nicht zu erschütternde Gestalten, ihre tränenverhangene Augen blickend flehend zu uns hinauf: "Liebling, kann es wirklich wahr sein? Bist du sicher?" Natürlich sind wir es nicht! Was für eine Frage! Aber versuchen kann man es ja mal… Doch noch während wir uns schön an diese Szene aus einem drittklassigen Liebesfilmdrehbuch halten, kommen uns angesichts der ganz und gar plotsprengenden Reaktion unserer Liebsten die ersten Zweifel. Freut er sich so arg oder ist es sein erster offizieller Nervenzusammenbruch? Man weiß es nicht so genau, denn eine 100%-ge Sicherheit gibt es bei Männern nie…

Was nicht nur unter so brachial unvorhergesehenen Ausnahmeumständen deutlich wird. Wie oft haben wir schon genüsslich all den Sätzen gelauscht, wie "Ich liebe dich!", "Du bist für mich die einzige!", "Niemals könnte ich eine andere Frau so lieben wie dich!". Natürlich nicht! Man kann nicht zwei Frauen auf gleiche Art lieben – wir lieben ja die Männer in unserem Leben auch eher individuell: den einen für seine höfliche Aufmerksamkeit, den anderen für seine handwerkliche Geschicklichkeit, den nächsten für seine anderen, geradezu himmlischen Qualitäten. Und selbst wenn man Tag für Tag ihrer unvergänglichen Zuneigung versichert wird, nie weiß man, ob es auch nach vielen gemeinsamen Jahren, voller gemeisterter Schwierigkeiten und gescheiterter Harmonieversuche, so bleiben wird. Denn eine 100&-ge Sicherheit gibt es nicht, wenn es um Gefühle geht: heute liebt man und morgen vielleicht schon hasst man sich.
Manche Frauen denken, dass der erhoffte Ehestand all die Unsicherheiten auslöschen könnte: wenn ich erstmal verheiratet bin, habe ich ihn, dann bin ich in Sicherheit, mir kann nichts mehr passieren. Denn obwohl sich ja eigentlich gar nichts ändert, er die Mülltüten immer noch jeden morgen im Flur stehen lässt, nach wie vor Überstunden macht und auch nicht viel aufmerksamer den Erlebnisberichten des weiblichen Alltags lauscht, übt die offizielle schriftliche Erklärung vor dem Standesbeamten dennoch einen unwiderstehlichen und gleichzeitig tragischen Reiz auf uns Frauen aus. Und bewirkt ironischerweise bei einem Mann genau das Gegenteil: ich hab sie jetzt geheiratet, sie hat bekommen, was sie schon die ganze Zeit wollte – jetzt ist dann gut mit Werben, Anstrengen, Betören und Verzaubern. Und es ist daher keinesfalls 100%-ig sicher, dass man auch mit dem Menschen alt und grau wird, mit dem man angefangen hatte, sich die ersten grauen Haare zu färben.

Am Ende meines Lebens – so stelle ich es mir gern vor, wenn ich etwas Zeit zum Träumen an einem verregneten Sonntagnachmittag übrig habe – werde ich glücklich und zufrieden auf einer schiefen weißen Bank in meinem Garten sitzen, irgendwo in der Toskana vielleicht, werde dem Flüstern der Bäume und dem Murmeln der Bäche zuhören, den Kindern zu meinen Füßen spannende Geschichten aus meinem Leben erzählen und verkniffen in die späte Abendsonne schauen. Ich werde ruhig dem Ende entgegensehen, das angeblich für jeden Menschen an einem bestimmten Tag kommt, und mir dennoch nicht viele Gedanken darum machen – denn mein ganzes Leben lang musste ich lernen, dass nichts wirklich gewiss ist.
Und so werde ich einfach schmunzelnd argwöhnen, dass es vielleicht auch für das letzte Finale keine 100%-ge Sicherheit gibt.

Auf ewig,
Ihre Sophia Sommer

8 Kommentare

Ich glaube allerdings auch, dass wir unterschiedlich "geschaffen" – wobei ich diese Schöpfungsmythologie ehrlich gesagt nicht allzu wortwörtlich nehme, ich würde eher sagen "entwickelt", aber belassen wir es im Augenblick derart –, dass wir also mit je eigenen Vorzügen und Nachteilen "gesegnet" worden sind zu einem bestimmten Zweck und dieser beschränkt sich nicht nur auf die Aufgabe der Reproduktion, wie es allzu viele immer noch zu glauben scheinen. Es sind jedoch nicht nur körperliche Unterschiede, sondern auch Differenzen in unserer Denkart, in der Herangehensweise an ein Problem, in den strategischen Überlegungen und, was hier wohl die größte Rolle spielen dürfte, vor allem in der speziellen Gefühlsausprägung. Ich möchte nicht verallgemeinern, dass Männer die Vernunft und Frauen das Gefühl repräsentieren, dennoch sind unter "normalen" Umständen genau das die Schwerpunkte unserer Charaktere.
Frauen sind mit Intuition, größerer Empathie und ausgeprägtem Fingerspitzengefühl gesegnet, während Männer eher auf effiziente, schnelle und gradlinige Lösungen "gepolt" sind, auch wenn die Wege durch meterdicke Wände führen. Und da man in der modernen Gesellschaft mit Zurückhaltung und Rücksicht leider viel weniger erfolgreich vorankommt, als mit Rücksichtslosigkeit und Ehrgeiz, haben Frauen eben gelernt, dass sie nur dann zum Ziel kommen, wenn sie sich wie Geschäftsmänner verhalten. Dabei verzichten wir leider auf andere Talente, die uns erst zu Frauen, also im Grunde zu besseren Menschen, machen und nehmen von Männern die schlechtesten ihrer Talente an. Und weil wir mit den neuen "Waffen" leider noch nicht so geschickt umzugehen verstehen, übertreiben wir gelegentlich: sicher ist sicher.
Wenn wir eine Entscheidung treffen, dann ist sie endgültig und 100 % und kaum einem Mann dürfte es gelingen, eine Frau von einem Vorhaben abzubringen, wenn sie davon 100%-ig überzeugt ist. In dem was "typisch" männlich ist, sind wir deshalb noch viel härter und unversöhnlicher, als es ein Mann jemals sein würde: 100%-ig bis zum bitteren Ende.
Leider dann wohl für beide Geschlechter…

Grüße, Sophia Sommer

Hallo Sophia,

wenn es mir auch so hin und wieder schwer fällt, grins* aber Du hast wie immer nicht ganz unrecht und ich darf es auch hier betonen.
Zur Ergänzung, wenn manche Frauen etwas männlicher wirken und manche Frauen etwas weiblicher, was sich sowohl im Charakter als auch in der Gefühlswelt, in Stärken und Schwächen und nicht zuletzt auch am Erscheinungsbild deutlich macht, sind die Hormone.
Es gibt Frauen die neben ihren (gefühlsvollen und manchmal auch liebenswerten) weiblichen Hormone mehr oder weniger männliche dieser Art aufweisen. Auch Männer haben einen mehr oder weniger größeren oder kleineren Anteil an weiblichen Hormonen. Vielleicht sind es gerade diese Männer mit dem etwas mehr weiblicheren, die sie liebenswerter macht oder gerade umgekehrt?

Eine gute Frage, oder nicht?????

In diesem Sinne,
Luis Walter

Na, na, na,
ich weiß ja nicht… Die Wörter "Hormone" und "Frau" in einem Satz zu benutzen, war ganz schön mutig ;-) Stimmig ist zwar die Behauptung schon, dass Frauen und Männer je Östrogen und Testosteron im Depot zur Verfügung haben, ob jedoch emanzipatorische Frauen mehr von männlichen und liebenswerte Männer mehr an weiblichen Hormonen im Körper haben, halte ich für eine recht gewagte Theorie, mein Herr! Und deshalb drängt sich mir eher die Vermutung auf, Männer mit höherem Anteil an weiblichen Hormonen – sofern es ihr Verhalten überhaupt beeinflusst – wohl eher gute Köche, eifrige Putzteufel, mit Begabung für Häkeln bzw. Strickarbeiten und etwas zänkischer sein dürften als ihre gewöhnlichen Geschlechtsgenossen …
Na hoffentlich werde ich jetzt nicht gesteinigt… :-)
Grüße, Sophia

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