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MTV-Idensen-Chef Andreas Sagebiel: "Wir sind mit dem Jubiläumsjahr zufrieden"

Andreas Sagebiel ist der Vorsitzende des MTV Idensen, der 2010 sein 100-jähriges Bestehen feiert. Im E-Mail-Interview stellt er den Verein vor und verrät, welches die Highlights des Jubiläumsjahres waren.

Herr Sagebiel, Sie sind der Vorsitzende des MTV Idensen, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Was zeichnet den MTV aus?

Der MTV Idensen hat in der Vergangenheit stets versucht, die Zeichen der Zeit frühzeitig zu erkennen, um so aktuelle Trends als Angebote mitaufnehmen zu können oder im Rahmen der demografischen Entwicklung reagieren und nicht nur agieren zu können. Beispiele hierfür sind u.a. der bereits Mitte der neunziger Jahre gebaute Inlinerplatz und das vor mehr als zehn Jahren eingeführte Kurssystem zu individuellen Zeiten.
Dass der MTV sich auch rechtzeitig Gedanken um die Jugend macht, zeigt die 2007 geschlossene Kooperation im Jugendhandball mit dem MTV Großenheidorn. Man hat nicht gewartet bis mangels Nachwuchses der Handball nicht mehr spielfähig ist, sondern im Vorfeld reagiert.
Auch im überfachlichem Bereich hat der MTV seine Stärken. Das zeigt neben dem in der Vergangenheit durchgeführten trilateralen Jugendcamp mit Frankreich und Lettland auch der bereits häufig für die Deutsche Sportjugend durchgeführte deutsch-japanischen Simultanaustausch. Auch mit der „ErLeben ohne Drogen-Tour“ und der „GoSports-Tour“, die dreimal in Idensen Station machte, zeigte der MTV für Wunstorf Flagge. Neue Inhalte und Abläufe bei traditionellen Veranstaltungen zeigen ebenfalls, dass der MTV nicht stillsteht, sondern den allgemeinen Trend des Fernbleibens der Bevölkerung zu diesen Veranstaltungen entgegenwirken möchte.

Wo zwickt es?

Es zwickt vor allem im Kinder- und Jugendbereich. Es fehlen Angebote im turnerischen und im musischen Bereich. Zum einem ist es schwer Übungsleiter hierfür zu gewinnen und zum anderen müssen wir auch schmerzhaft erfahren, dass nicht ausreichend Aktive im begrenzten Umfeld gefunden werden, um eine Übungsstunde für eine bestimmte Zielgruppe lohnend zu machen. Aber wir arbeiten dran.

Welche ist zurzeit Ihre „Boomsparte“, wo haben Sie den größten Mitgliederzuwachs? Wie erklären Sie sich das?

Die Mitgliederzahlen des MTV sinken kontinuierlich. Somit gibt es keinen Mitgliederzuwachs. Wenn man von „Boom“ sprechen kann, so ist es sicherlich die Leichtathletik-Abteilung. Dort finden sich regelmäßig seit vielen Jahren 15 bis 25 Kinder zum Laufen, Springen, Werfen und natürlich auch Spielen ein. Auch der Frauenfitnessbereich ist sehr gut vertreten.

Wenn Sie auf das MTV-Jahr zurückblicken: Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Wir sind mit dem Jubiläumsjahr zufrieden. Wir haben ein ausreichendes und abwechslungsreiches Programm durchgeführt. Die Resonanz der Dorfbevölkerung war nicht immer zu unserer Zufriedenheit, aber von den Menschen die bei unseren Veranstaltungen waren gab es stets ein positives Feedback.
Sicher war das Highlight des Jubiläumsjahrs unser Festakt. Dort wurde neben einem außergewöhnlichem Rahmenprogramm, dessen Höhepunkt die Ringekür des ehemaligen Turnweltmeisters Ralf Büchner war, die Geschichte des MTV Idensen mit einer abwechselungsreichen Präsentation auf Großbildleinwand in Wort und Bild wieder gegeben. Als sportlichen Erfolg ist, passend zum Jubiläum, der Aufstieg unserer Handballer in die Landesliga zu nennen. Auch das gute Abschneiden unserer Handballfrauen in der Regionsoberliga ist großartig. Natürlich zählt auch die Ehrung durch den Innenminister zu den Highlights des Jubiläumsjahres.

Auf welche Errungenschaften sind Sie besonders stolz? Was hätte dem MTV erspart bleiben können?

Stolz kann der Verein auf seine überfachliche Jugendarbeit sein. Mit internationalen Jugendmaßnahmen und einer Kinder- und Jugendfreizeit hat der MTV immer wieder tolle Angebote. Auch kann der MTV stolz auf viele Projekte sein, die er in der Vergangenheit abgeschlossen hat. Das geht vom Sportplatzbau über das Vereinsheim bis hin zum Bau eines Beach- und Inlinerplatzes. Alles in Eigenleistung. Unübertreffliches Engagement fand man sicher auch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, wenn man bedenkt, dass bereits 1946 erneut eine Handballsparte gegründet wurde, die bis heute ein Schwerpunkt unserer Vereinsarbeit ist.

Der MTV startete als Männerturnverein. Wie viele Männer turnen denn heute noch beim MTV?

Nun, richtig geturnt, wird beim MTV bereits lange nicht mehr, schon gar nicht die Männer. Allerdings haben die Herren ein anderes Betätigungsfeld gefunden. So trifft man sich dienstags in der Mehrzweckhalle, die dann in einen Soccer-Court umgewandelt wird, und mittwochs heißt es Volleyball für Jedermann. Am Donnerstag gibt es noch eine gemischte Rücken-fit-Gruppe.

Viele Vereine beklagen das fehlende Engagement des Nachwuchses. Welche Beobachtungen machen Sie beim MTV?

Wenn mit Nachwuchs junge Menschen gemeint sind, so finde ich es nicht so dramatisch was dort passiert. Im Gegenteil, gerade die jüngeren, natürlich immer ein gleicher Personenkreis, sind stets dabei, wenn sie gebraucht werden. Diese jungen Menschen, die ja vor allem selbst noch aktiv sind und auch sein sollen, denen auch noch ein Ehrenamt als Vorstandsmitglied, Übungsleiter, Schiedsrichter oder sonst etwas aufzuerlegen, finde ich nicht unbedingt richtig. Diese jungen Menschen haben heutzutage mit ihren Schulabschlüssen und den Einstieg in ihre berufliche Zukunft schon reichlich viel Stress.
Eigentlich fehlt es eher am Engagement von Ehrenamtlichen des mittleren Alters. Es ist schwer Übungsleiter zu bekommen. Und wenn wir welche finden, ist es bald nicht mehr finanzierbar.
Wenn unsere Gesellschaft mehr Sport für Kinder und Jugendliche möchte, dann muss auch dass entsprechende Engagement von Erwachsenen vorhanden sein. Wer das nicht einsieht, sollte nicht immer über Vereine und Vereinsarbeit meckern, sondern sich eher Gedanken um das wie und warum machen.
Viele der heute 30- bis 50-Jährigen kamen in den Genuss in einem Verein gut betreut worden zu sein. Irgendwann ist es mal Zeit, so etwas zurückzugeben, das ist Solidarität.
Die Verbände machen es einem was das Engagement von Ehrenamtlern angeht nicht leichter. Für alles müssen Prüfungen, Nachprüfungen und Qualifikationen her. All das ist für Menschen, die im Berufsleben oder kurz vor dem Schulabschluss stehen nicht mehr leistbar.
Der Landessportbund und die Verbände stellen ihre Strukturen mit denen von kleinen Vereinen überein. Diese zielen ausschließlich auf Hauptamtlichkeit. Das ist etwas, was in kleineren Vereinen nicht funktioniert, und auch nicht funktionieren kann. Kleine Vereine sind auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen, auch in den Übungsstunden. Wenn aber, um solche eine Tätigkeit auszuführen, erst mehrere Wochenenden geopfert werden müssen, an denen die Familie allein gelassen werden muss, verfliegt das Engagement doch sehr schnell – nachvollziehbar.

Mal abgesehen vom MTV: Was macht Wunstorf lebenswert? Und was sollte besser werden?

Sicherlich ist der Nahverkehr mit der guten Anbindung an unsere Landeshauptstadt nennenswert. Auf der anderen Seite kann man binnen weniger Minuten zu Fuß und mit dem Fahrrad Natur erleben.
Die Kommunikation zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik sollte besser, ehrlicher und vor allem nachhaltiger werden. Gleiches gilt auch für die Kommunikation und Hilfe der Vereine untereinander. Schließlich haben wir alle das gleiche Ziel: Wunstorf mit seinen Ortschaften für uns alle lebenswert, vielseitig und aufregend zu gestalten. Alle reden doch davon, dass unser Kinder (und wir natürlich auch) nicht sportlich nicht aktiv genug sind.
Ich bin davon überzeugt, dass die vorhandenen Ressourcen effizienter genutzt werden könnten, wenn wir uns besser untereinander abstimmen würden. Auch die Akzeptanz würde sich erhöhen.
Sport und Gesundheit geht uns alle an, also sollten wir auch alle an diesem Strang ziehen.

Seit mehr als zwei Jahren schreiben Bürgerreporter auf myheimat.de, dem Mitmachportal der Leine-Zeitung. Seit Kurzem gibt es in Wunstorf ein myheimat-Magazin. Was halten Sie davon?

Ich finde es vom Grundsatz her wirklich gut. Sollte halt nicht überfrachtet werden und nicht zu häufig erscheinen.
Die Aufmachung finde ich ansprechend und der Interviewstil ist lebhaft.
Vielleicht kann durch dieses Magazins auch einmal verdeutlicht werden, dass viele Vereine die gleichen Probleme haben, und man versuchen muss, gemeinsam Strategien für die Zukunft zu entwickeln.
Mehr Informationen aus seiner unmittelbaren Heimat sind immer gut.

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