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Jubiläum „100 Jahre Windmühle Paula in Steinhude“

1670 bekamen die Steinhuder vom Grafen Philip das Recht eine eigene Windmühle aufzurichten. 186 Einwohner schlossen sich zusammen und errichteten auf dem Kaninchenberg eine Bockwindmühle mit einem Roggenmahlgang. Im Jahr 1911 wurde die Bockwindmühle in Steinhude durch Blitzschlag zerstört.

In dieser Not gründeten 160 Steinhuder ein Mühlenkonsortium und kauften 1912 einen 1863 erbauten, dreistöckigen Erdholländer mit Windrose und Jalousieflügel aus Braunschweig-Broitzem, der einem geplanten Flugplatz weichen musste.

1928 bis 1935 betrieb Theodor Bühmann den Erdholländer, es gab noch etwa 80 Anteilseigner.

1935 bekam "Paula", wie die Steinhuder ihre Mühle heute liebevoll nennen, ein neues Flügelkreuz. 1945 wurde die durch die Kriegswirren stillliegende Mühle teilweise geplündert. 1947/48 konnte die Mühle wieder hergerichtet werden, wobei sich der dort angestellte Müller und Mühlenbauer Hubert Pare besonders verdient machte. Er machte durch den Einbau von Teilen der 1939 durch Sturm schwer beschädigten und stillgelegten, 1946 abgebrannten Windmühle in Großenheidorn und zwei Jalousieflügeln der Conradi-Mühle aus Sachsenhagen die Steinhuder Windmühle wieder flott. Scheinbar war “Paula” arg ramponiert. Hubert Pare wurde der neue Pächter.

1962 verlor die Mühle bei dem berüchtigten Februarorkan (Flutkatastrophe in Hamburg) drei Flügel. Durch Umschlagen des unwuchtigen Flügelkreuzes sprang die Flügelwelle aus dem Vorderlager und zerstörte das Kappendach. Das auf der Welle befestigte gusseiserne Kammrad zerbrach, ebenfalls große Teile der Kappe und Windrose. Geld mußte her für die Instandsetzung. Das Interesse der Anteilseigner, unter dessen letztem Vorsitzenden D. Büsselberg "Anton", war jedoch gesunken. Die meisten wollten die Reparatur nicht mitfinanzieren. Das Konsortium wurde aufgelöst, seine Mitglieder verzichteten auf Anteile und Rechte. So wurde am 12. Juli 1963 der “Verein zur Erhaltung der Steinhuder Windmühle e.V.” gegründet. Ein neues Kammrad musste gegossen werden. Im Februar 1963 wurde der Neubau der Kappe und der Jalousieflügel von den Vereinsmitgliedern unter ihrem Vorsitzenden Heinrich Kuckuck beschlossen. Einzelne Teile wurden aus anderen Mühlen übernommen. Der Landkreis Schaumburg-Lippe, das Land und die Gemeinde Steinhude trugen die Finanzierung mit 33.000 Mark. Am 11.8.1964 konnte die Mühle wieder in Betrieb genommen werden. Doch “Paula” war ein betagtes Frauenzimmer und anfällig gegen vielerlei Widrigkeiten. Obwohl Wind lebenswichtig ist, nimmt sie Böen oder Sturm übel und reagiert mit Verstimmung. Ende der Siebziger sorgten sich die rund 90 Mitglieder des Vereins erneut um den Erhalt der Mühle.

Reparaturen am Windrad, am Zahnkranz in der Kappe der Mühle waren gerade abgeschlossen und mit Mühe bezahlt, da versagte bei einem Sturm die Bremse, Kämme an der Flügelwelle gingen entzwei, die Mühle konnte nur mit Mühe - Frau Pare und Nachbarn kamen dem Müller zu Hilfe - zum Stillstand gebracht werden. Wieder waren Reparaturen fällig. 1979, zur Zeit des "Großen Mühlensterbens", stellte Pare als letzter noch arbeitender Windmüller der Region den Betrieb ein.

Von den ehemals 8 Windmühlen rund um das Steinhuder Meer, die noch zu Beginn unseres Jahrhunderts in Steinhude, Großenheidorn, Altenhagen, Winzlar, Mardorf, Schneeren und zwei in Bergkirchen in Betrieb waren, ist die Steinhuder Mühle die einzige, die noch vollständig mit ihrer technischen Einrichtung erhalten blieb und bis heute mit Windkraft mahlen kann. 1979-97 betrieb Manfred Behme aus Luthe, damals Mitarbeiter der Stadt Wunstorf und gelernter Müller, die Steinhuder Windmühle hobbymässig zu musealen Schauzwecken weiter und stellte mit einer elektrischen Schrotmühle gelegentlich Schrot für Kleintierzüchter und für die Schwarzbrotbäckerei her. Der Windantrieb der Mühle ruhte. Trotz des teilweise schlechten Zustandes der technischen Einrichtung brachte Manfred Behme Mühle und Müllereigewerbe bis 1997 Touristen und Steinhudern näher. Müllerei- und Mühlenbautechniker Rüdiger Hagen, der seit 1991 Manfred Behme geholfen hatte, übernahm die ehrenamtliche Betreuung "Paulas". Mit ihm begann die Restaurierung der technischen Einrichtung. 1992 verursachte ein Orkan erneut schwere Schäden. Ein Flügel brach, drei waren marode, die Kappe wurde durch Schäden am Drehkreuz aus der Bahn geschoben. 1993/94 wurden 60.000 Mark mit Hilfe des Landes, der Sparkassenstiftung, sowie dem Landkreis, der Klosterkammer Hannover und der Stadt aufgebracht. “Paula” erhielt neue Flügel und die Drehbahn der Kappe wurde repariert. In der Folge wurden Renovierungsarbeiten an Maschinen, Holzteilen und Fußböden durchgeführt. Reparaturarbeiten an Windantrieb und Bremsanlage erfolgten.

Im Juni 1999 wurde die Mühle zur Herstellung spezieller Mehlsorten wieder in Betrieb genommen. Im Frühjahr des Jahres 2000 konnte Rüdiger Hagen auf den von ihm instand gesetzten Maschinen erstmals wieder einen Posten Weizenmehl mahlen. Die Flügel machten in den Jahren 1999 und 2000 etwa 300.000 Umdrehungen. Die Mühle lief jedoch nicht "rund", die Windrose drehte die Mühlenkappe nicht mehr in den Wind. Untersuchungen ergaben Risse im Fundament und in einigen Balken, die Mühle hatte sich etwas geneigt. Dieser Zustand führte 2001 zur Stilllegung. Am 29.10.2002 und am 21.12.2003 wurde "Paula" zusätzlich von schweren Stürmen heimgesucht, von denen besonders der letztere seine Spuren hinterließ. Nach langen Verhandlungen wurde von Ostern 2004 bis Pfingsten 2005 das Mühlengebäude unter Leitung der Stadt Wunstorf umfassend restauriert, dabei wurde der gesamte Fundamentsbereich erneuert und durch einen Ringanker aus Beton unterfüttert.

Als Sorgenkind erwies sich ausgerechnet das von außen sichtbarste Merkmal einer Windmühle: Das Flügelkreuz. Zwei der vier hölzernen Flügel waren marode, damit nicht wieder verwendbar, ein Neubau nicht finanzierbar. Rüdiger Hagen konnte ein gebrauchtes Stahlflügelkreuz von der Windmühle Lintig bei Bederkesa auftreiben und aufarbeiten lassen. Die stark verschlissene Jalousiesteuerung konnte durch Teile der Windmühle Hamburg-Bergedorf ergänzt werden. Am 13. Mai 2005 konnte das sanierte Mühlengebäude wieder übergeben werden Rüdiger Hagen hat weiterhin für den Wiederaufbau von Walzenstuhl, Mehlsichter und zugehörigem Antriebswerk u.v.m. gesorgt.

Das Jubiläum „100 Jahre Windmühle Paula in Steinhude“ soll am 9. September mit einem fröhlichen Dreschfest rund um die Mühle begangen werden. Das Fest beginnt mit einem Gottesdienst an der Mühle.

Es folgen Dreschvorführungen bei der das von der Familie Bühmann und Mitgliedern des Vereins zur Erhaltung der Steinhuder Windmühle mit einem historischen Bindemäher und der Sense gemähten Getreide in einer historischen Dreschmaschine gedroschen und anschließend in der Mühle gemahlen werden soll. Das Fest wird umrahmt mit einer großen Schau historischer Traktoren und landwirtschaftlicher Geräte, einer historischen Modellbahnausstellung der Steinhuder Meerbahn mit Windmühle und Bahnhof und einer Fotoausstellung.

Für Verpflegung mit Bratwurst, Getränken, sowie regionalen und Backspezialitäten sorgen der Verein und die teilnehmenden Landfrauen. Lassen Sie sich begeistern vom „Klappern“ der 149 Jahre alten Mühle im Mahlbetrieb.

  • Die Windmühle Paula im Wind
  • hochgeladen von Dieter Tatje
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