Zweiundfünfzig Rosen an Silbenester
Was von die guten Vorsätzen bleiben tut.
„Du Paul“, sagt mein Freund Peter zu mir. Nu is wieder Silbenester und nu geht das wieder los mit die guten Vorsätze fürs neue Jahr. Man, wat die Leute sich da ‘n Kopf machen tun. Den ein will nich mehr rauchen, den andern nix mehr essen. Den Bommi - Willi hat für mich gesagt, dass er nu nächstes Jahr von die Flasche ab will. Lotto –Otto aber, den will das Gezocke aufhör’n und jeden Monat ‘n Fuffi an ‘e Lebenshilfe spenden, weil dass er dann mehr als ‘n Grünen sparen tut.“
„Ja und? Was willste mich damit sagen?“
„Mann, Paul“, sagt Peter. „Du kapierst auch gar nix.“ Das sagen die doch schon Jahre lang. Nur hat sich da schon je ein dran gehalten?“
„Kann ich so nich sagen. Nur wennste dich nix vornehmen tust, dann schaffste rein gar nix. Wennste dich das aber vornehmen tust, dann kann et ja mal sein, dass de ‘n Treffer landen tust.“
„Is klar“, sagt Peter, „wennste das so siehst. Nur was hampelste dich denn da ein ab? Kannste nich eimfach mal auf’n Fleck stehnbleiben?“
„Das is et ja“, sag ich. „Et is ja schon halb zwei und um zwei machen die dicht bei Aldi.“
„Ja und“, wundert sich Peter „Wirst übern Jahreswechsel schon nich an Hungertuch nagen. Also wat soll das Getrampele?“
„Schon“, sag ich, das geht doch gar nich um das Bisschen Mangare. Nee, da sorgt meine bessere Hälfte schon für. Nee, das geht um zweiundfünfzig Rosen.“
„Zweiundfünfzig Rosen – genau zweiundfünfzig? - Wo brauchste denn die für?
Peter sieht mich mit ganz große Augen an.
„Na, ja“, sag ich, „Letzten Silbenester hab ich wohl mein Maul ‘n Bisschen voll genommen. Weil ich sag für mein Goldstück: ‚Ab Morgen is Schluss mit den Freitagsstammtisch. ‘ Weil den konnte sie noch nie nich verknusen. ‚Gut‘, sagt sie für mich. ‚Is man bloß, wennste das nich einhältst, krieg ich für jeden Freitag ‘ne rote Rose von dich.‘ Und ich Torfkopp sag ‚abgemacht‘ für sie. Na, ja und denn musste ich den ersten Freitag hin und die Kumpels Bescheid sagen und denn hab ich mein Schal liegen lassen, den hab ich denn am zweiten Freitag geholt, wo ich dann den Wirt ‘n Zehner schuldig geblieben bin. So ging das denn das ganze Jahr über und ich hab immer die Rose für mein Goldstück vergessen und nu is das Jahr und ich bin sie zweiundfünfzig Rosen schuldig, die wo ich heute noch einlösen muss. Also Tschüss Peter und ‘n guten Rutsch. Und nimm dich was Richtiges vor fürs neue Jahr. Du siehst ja, was das nützen tut.“