Wunstorfer Kirchen: Der Kopf des Brandstifters hing am Kirchturm
Kein Wintersport, keine Flucht in wärmere Gegenden mit Palmen und Strand: Wer über Weihnachten und Neujahr im nieselregnerischen Hannover geblieben ist, kann trotzdem auf Erkundungsfahrt gehen. In der Zeit zwischen den Jahren sollte es einmal ein besinnlicher Ausflug werden. Als Ziel wurden die Kirchen der Stadt Wunstorf (Region Hannover) ausgewählt. Eine interessante Tour nicht nur für Heimatfreunde.
Am Tresen eines Eiscafés in der Fußgängerzone verkündete ein Aufkleber: „Wunstorf – die schönste Innenstadt der Region.“ Ob das die Bewohner anderer Städte im Hannöverschen auch so sehen, soll hier nicht diskutiert werden. Jedenfalls kann die Kernstadt von Wunstorf mit zwei besonders kunsthistorisch wertvollen Gotteshäusern aufwarten.
Die Stadtkirche St. Bartholomaei – früher auch Marktkirche genannt – ist das markantestes Bauwerk an der Fußgängerzone. Das Kirchenschiff wurde zwar erst Ende des 17. Jahrhunderts unter Verwendung von Baumaterial des abgebrochenen Vorgängerbaues errichtet. Der mächtige Turm geht jedoch bis ins tiefe Mittelalter zurück. Vermutlich erschufen ihn Bauleute so um 1130. Nur der ursprüngliche einfache Helm wurde um 1840 durch eine etwas aufwändigere Konstruktion ersetzt.
Gruselig: Am Turm hängt ein metallener Korb. In diesem Korb stellten die Wunstorfer den Kopf eines gewissen Ortgies Dove nach dessen Hinrichtung zur Schau. Dove hatte 1570 in der Stadt Feuer gelegt und ging als Brandstifter in die Geschichte ein. Heute ist der Korb allerdings leer.
Nur einen Steinwurf entfernt auf der anderen Seite der Durchgangsstraße liegt der Stiftshügel. Hier wurde wohl schon 871 eine Kirche erbaut. Die heutige Stiftskirche geht auf einen romanischen Bau aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück. Mit Veränderungen aus dem 14., 17. und 19. Jahrhundert ist das Gotteshaus bis in unsere Tage erhalten geblieben. Übrigens: Bis 1848 war der Stiftsbezirk rechtlich selbstständig, gehörte also nicht zur Stadt Wunstorf.
Eine der bedeutendsten Kirchen Niedersachsen findet sich versteckt in einem kleinen Dorf ein paar Kilometer weiter. Im Wunstorfer Ortsteil Idensen steht die Sigwardskirche. Bischof Sigward von Minden ließ in den Jahren 1129 bis 1134 das Gotteshaus errichten und nutzte es – zusammen mit einer verschwundenen Turmburg - wohl auch als Sommerresidenz. Die Kirche wurde der heiligen Ursula von Köln und ihren elftausend Jungfrauen geweiht. Im 19. Jahrhundert konnte der Abriss dieses wertvollen Gebäudes gerade noch verhindert werden. Besonders sehenswert: die schönen wieder freigelegten und restaurierten romanischen Deckenmalereien. Mit Einbruch der Dunkelheit wird das Baudenkmal angestrahlt. Gerade zur blauen Stunde ein tolles Fotomotiv.
Ach ja: Im Kirchenschiff ist das Fotografieren mit Blitz verboten, zum Schutz der uralten Malereien. Wer wie ich zu faul war, ein Stativ mit zu bringen, muss zu Notlösungen greifen. Einen Kirchenbank als Stativersatz und die ISO-Zahl hochschrauben war bei mir Mittel der Wahl.
wunderbar deine Kirchenbilder..
ich mußte sofort an der Petersberg bei Halle und die wunderbare Kirche dort denken
mal schnell gegoogelt:
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