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Übe dich rechtzeitig in Geduld, dann brauchst du sie später nicht!

Schlange im Flugzeug

Landeanflug auf Hannover: Die weiche Stimme der Stewardess verkündet: „Meine Damen und Herren, wir sind soeben in Hannover gelandet. Bitte bleiben sie angeschnallt, bis das Flugzeug seine Parkposition erreicht hat, und die Anzeige erlischt.“
Ein Kribbeln ist bei den Passagieren zu verspüren. Man merkt förmlich, dass es sie nur noch schwer auf den Sitzen hält. Das Flugzeug rollt aus und fährt gemütlich zu seiner ihm zugewiesenen Parkposition. Diese ist noch nicht ganz erreicht, da reißt es die Fluggäste, wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben, aus den Polstern. Eiligst raffen sie Jacken, Mäntel und Handgepäck zusammen und schon stehen sie alle gemeinsam dicht gedrängt im Gang. Jetzt harren sie geduldig darauf, dass die Tür geöffnet wird und sie endlich von Bord gehen können.
Hans ist sitzen geblieben. „Na“, flüstert Franz: „Willst du nicht endlich aufstehen. Wir kommen noch als Letzte von Bord? Schau mal, der Herr dort aus der letzten Reihe ist schon ganz da vorne.“
„Na und“, antwortet Hans: „Der ist aber vielleicht der Letzte der den Flughafen verlässt.“
„Wieso das denn? Der ist doch weit vor uns und du bist noch nicht einmal aufgestanden.“
„Macht doch nichts. Warten wir doch erst einmal ab, was er davon hat.“ Hans und Ernestine verlassen, wie von Franz vorhergesagt fast als letzte das Flugzeug. Am Kofferband harren schon fast alle Flugpassagiere auf die Koffer. Auch der Herr, der sich vorhin schon ganz nach vorne gearbeitet hat, steht dort. Unruhig wechselt er von einem Bein auf das Andere.
„Hans, kuck mal, der Herr dort muss bestimmt ganz dringend zum Klo.“ „Glaub ich auch“, flüstert Franz. „Aber warum geht er dann nicht?“ „Weil er gar nicht muss“, sagt Hans laut. „Der wartet nur voller Ungeduld auf seinen Koffer.“
Endlich läuft das Band an. Die ersten Koffer erscheinen. Der Ungeduldige steht ganz vorne am Band. Gierig wartet er auf sein Gepäckstück. Aber Koffer um Koffer fährt herein. Immer will erschon zugreifen. Aber nie ist es sein Koffer. Hans und Ernestine genießen dieses köstliche, unerwartete Schauspiel. Doch auch Ihr Gepäck ist noch nicht dabei. Fast alle Fluggäste haben inzwischen ihr Gepäck und passieren den Zoll. Dann erscheinen die Koffer von Ernestine und Hans. Langsam fördert das Band sie zu ihnen heran. Jetzt erscheint auch der prall gefüllte Koffer des eiligen Herrn als Letzter. Dieser schnappt sich das Gepäckstück und eilt zum Zoll. Ernestine und Hans schließen sich gemütlichen Schritts an. Der Ungeduldige muss, wie kann es auch anders sein, am Zoll den Koffer öffnen. Ernestine und Hans nicht. Sie schlendern zum Taxistand, müssen dort einen Augenblick warten. Plötzlich stürzt der eilige Herr an ihnen vorbei, den Koffer nur notdürftig geschlossen, links und rechts quellen noch Kleidungsstücke heraus.
„Die Ersten werden die Letzten sein“, sagt Hans etwas schadenfroh. „Was hat ihm seine Ungeduld jetzt eingebracht?“ „Stress und Ärger“, murmelt Franz. „Ja“, sagt Hans. „Übe dich rechtzeitig in Geduld, dann brauchst du sei später nicht.“

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