Trotz Krise - liebenswertes Griechenland
Die Ängste der Touristen sitzen tief, sind aber umsonst
Leute, was mussten wir Euböa – Urlauber vor der Reise alles hören: Nee, bei der Randale die da immer ist. Da wirst du doch als Deutscher nur angepöbelt. Da kannst du dich doch im Dunkeln nicht auf die Straße trauen. Da kriegst du doch bei der Bank kein Geld mehr. Nur einige Beispiele, welche die Miturlauber so zusammengetragen haben. Aber warum nur diese Panikmache? Kann man auch nicht mehr nach Deutschland fahren, weil es während und nach dem Fußballrelegationsspiel in Düsseldorf Randale gab und der Sonderzug nach Berlin zurück, um Hannover umgeleitet wurde? – Aber ist klar, das ist auch was anderes.
So waren es gemischte Gefühle, die uns nach Griechenland begleiteten. War der Regen, der uns in Athen empfing, ein Zeichen der Krise? Weinte da ganz Europa über das Mitglied Griechenland? Ich denke es waren Freudentränen der Griechen, dass sich doch noch einige trauten ihr schönes Land zu besuchen. Was wir erlebt, gehört und gesehen haben, war nur positiv. Der Empfang war freundlich und die Zuvorkommenheit und Freundlichkeit ließ bis zum letzten Tag nicht nach. Als die für unsere Rückfahrt notwendige Fähre auszufallen drohte und wir damit unseren Rückflug nicht erreicht hätten, veranlasste der Chef des Reiseunternehmens, der zufällig auf Euböa ansässig ist, den Kapitän der nachfolgenden Fähre eine halbe Stunde eher abzulegen. Eine Stafette von Mitarbeiter, am Zielfährhafen der Chef persönlich, begleitete uns bis zum Flugplatz in Athen, so dass wir unser Flugzeug sicher erreichten. Soviel zu dem, was man von der Krise merkt.
Aber was lassen wir uns wegen der Ängste alles entgehen? Als erstes die Freundlichkeit und Gelassenheit der Menschen, die von der Krise gebeutelt werden. Löhne bei jungen Leuten von 400 € / Monat sind keine Seltenheit, wenn sie überhaupt eine Arbeit bekommen (50% Jugendarbeitslosigkeit). Dazu kam eine Mehrwertsteuererhöhung von 19 auf 23%. Kamen in den Vorjahren noch etwa 500 deutsche Touristen pro Woche nach Euböa, so sind es in diesem Jahr lediglich 50 pro Woche, erzählt uns ein Gastwirt. Da kann man sich als Grieche doch als im Stich gelassen vorkommen!
Dabei ist Euböa eine traumhaft schöne Insel, übrigens die 2. Größte nach Kreta. Malerische Strände, mal als Sand -mal als Kiesstrand mit tiefblauem oder smaragdgrünem Wasser laden zum Baden ein. Einsame Buchten geben einem das Gefühl, die ganze Insel für sich zu haben. Jetzt im Mai / Juni erwartet eine großartige Vegetation den Besucher. Rundum ist alles grün und von den Bergen hat man auf Tageswanderungen immer wieder eine schöne Aussicht auf den Golf von Euböa oder auf der anderen Seite auf die Ägäis.
Zu all dem wurden uns zusätzlich die Sehenswürdigkeiten des Festlandes präsentiert. Wir sahen Athen mit der Akropolis und der Wachablösung vor dem Parlament. Es ging nach Mykene mit dem berühmten Löwentor, nach Epidaurus mit dem Theater, mit einer Akustik, die auch für den letzten der ca.17.000 Plätze keine Verstärkeranlage erfordert. In dem idyllischen Nauplia erfreuen mit Bougainvillea überwachsene Gassen den Besucher. Delphi und Theben, der Poseidon Tempel in Sounion, mit der Geschichte von Ägäas von Athen, seinem Sohn Theseus und der schönen Ariadne von Kreta, beeindrucken und zeugen von einer hohen Kultur und einer einzigartigen Baukunst. Hinzu kommen Ausflüge ins euböische Hinterland mit seinen Bergdörfern, Festungen und Klöstern. Alles das wurde von ausgezeichneten Reiseleiterinnen Maria und Joanna präsentiert. Aber es waren nicht nur schlichte, sachlich fundierte Erläuterungen, sondern alles war ausgeschmückt mit vielen kleinen Anekdoten und Geschichten aus der Antike.
Das alles genießt man bei guter griechischer Hausmannskost in einer Ferienanlage, die mit ihren malerischen Gässchen einem Bergdorf sehr nahe kommt. Die Flasche Wein gibt es für 8 €. Die Cola (0,33 l) kostet 2€. Warum also genießen nur noch so wenige Besucher diese wunderbare Insel? Sie ist wirklich ein Hort der Ruhe und des Friedens, wenn einen das Gezwitscher der Vögel nicht stört.