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Die Heilige Familie - immer auf der Flucht

3. Teil: Sicher in der Neuzeit?
Jahre, über zweitausend Jahre sind vergangen. Die heilige Familie ist wer! Man nimmt an ihr Anteil. Überall in den Kirchen wird das Leben der Familie im Stall szenisch nachgestellt. Doch sie muss nicht mehr in Furcht vor Verfolgung leben. Die Großen dieser Welt sind ganz auf ihrer Seite. Als Erinnerung an die Geburt des Kindes, wird ein großes Fest gefeiert. Menschen erinnern sich an den Wert der Familie. Man feiert festliche Gottesdienste und sitzt gemütlich vor dem Kamin zusammen. Von den Königen hat man gelernt Geschenke zur Feier der Geburt Christi zu überreichen. Freilich sind an die Stelle des Christkindes vor allem die Kinder der Familie getreten.
Für Jesus, Maria und Josef ist in den Kirchen eine Krippe aufgebaut – ihre königliche Residenz. Nach dem Festgottesdienst ziehen Scharen von Gläubigen an der Krippe vorüber. Wie die Könige verneigen sie sich vor dem Kind. Josef lächelt mild dazu und Maria verharrt über das Kind gebeugt. Vor Jahren war zuvorderst ein Afrikaner auf einen Opferstock montiert. Für jede Spende, und sei sie noch so klein, bedankt er sich, indem er sich vor dem Spender demutvoll verneigt.
„Du Maria“, sagt Josef zu ihr. „Du musst vielleicht etwas mehr lächeln. Die Menschen warten darauf. Es kommt dann auch mehr in den Opferstock. Damit sicherst du unsere Existenz. Die Menschen sind heutzutage so erfolgsorientiert. Da muss man befürchten, dass, wenn nicht genug in den Opferstock fällt wir unser Heim gekündigt bekommen.“
Maria kann sich das nicht vorstellen. Die werden doch nicht das Kind und sie und Josef auf die Straße setzen wollen. Freilich jedes Jahr kommen weniger Besucher. Der Pfarrer spart schon an der Beleuchtung, die nur noch zu den Gottesdiensten eingeschaltet wird. Sorge macht Josef auch der Stall. Der ist im Laufe der Jahre etwas heruntergekommen. Manche Schraubverbindungen sind ausgeleiert. Das Mauerwerk ist brüchig und das Dach weist Löcher auf. Die Tiere haben Haare oder Wolle eingebüßt. Die Schafe sind von dem vielen Streicheln schon ganz speckig. Ja, es muss etwas geschehen. Davon ist Josef als gelernter Zimmermann überzeugt.
Der Bischof feiert in diesem Jahr in der kleinen Dorfkirche das Hochamt am Weihnachtsfest. Bei seiner Besichtigung der Kirche bleibt er lange nachdenklich vor der Krippe stehen. Die Figuren sehen genauso ärmlich und herabgekommen aus wie die Dorfkirche selbst. „Ja“, sagt er zu sich selbst. „Das hier hat alles ausgedient. Kirchenbesucher gibt es kaum noch. Alles nur noch alte Leute. Die Jungen sind weg. Weg hier vom flachen Land, dahin wo die Wirtschaft blüht. Dahin, wo man eine Familie unterhalten kann.“
Josef liest im Gesicht des Bischofs. In jeder Mine liest er wie in einem Buch. Er braucht nicht mehr warten, die Kündigung des Stalles, ja der Kirche steht im Gesicht des Bischofs geschrieben. Da muss er nicht mehr warten, bis die Sekretärin das Kündigungsschreiben ausgefertigt hat. Wie damals sagt er zu Maria: „Wir müssen hier weg.“ Dann fügt er hinzu: „Wir brauchen die Kündigung nicht abzuwarten.“

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