Der Hase Purzel und das Osterei
Warum nicht das Huhn sondern der Hase die Eier bringt.
Der Bauernhof von Käthes Eltern lag weit ab vom Dorf, mitten in den Wiesen und Feldern. Wie es auf einem Bauernhof üblich ist, lebten dort nicht nur die Bauernfamilie sondern auch zahlreiche Tiere wie Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen aber auch Gänse und Enten, Puten und natürlich Hühner. Diese sind zum Eierlegen da. Dafür hatte ihnen Bauer Schulte vom Kampe extra Nester in den Hühnerstall gestellt. Die Hühner freuten sich darüber und gingen von der großen Hühnerwiese immer extra in den Stall, wenn sie ein Ei legen wollten. Nur das Huhn Mathilda tat das nicht. Das war aber keine böse Absicht. Denn das Huhn Mathilda war ein Bisschen schusselig. Darum hieß es auch Schusseltilda. Mathilda legte ihre Eier überall dort ab, wo es ihr gerade in den Sinn kam. Eines Tages bemerkte sie die große Rabatte mit den weißen Krokussen. Sie war davon so entzückt, dass sie ihr Ei, das sie gerade zur Welt bringen wollte, einfach in den Krokussen ablegte. Sie hatte das gerade vollbracht, als der Hahn ganz aufgeregt vom Mist her rief: „Kommt alle her. Komm schnell. Ich habe viele gute Weizenkörner im Mist gefunden.“ Schusseltilda ließ das Ei - Ei sein und rannte so schnell sie konnte zum großen Misthaufen beim Stall. Sie fraß sich an den Körnern satt. Dann erinnerte sie sich wieder an ihr Ei. Aber so viel sie auch suchte, sie fand es nicht mehr.
Ein fast ständiger Gast auf dem Hof war der Feldhase Purzel. Er schaute fast täglich auf dem Hof vorbei. Denn im Garten waren noch Reste vom Grünkohl und vom Rosenkohl zu finden, und die waren eine willkommene Abwechslung zu dem vertrockneten Gras in der Feldmark. So kam Purzel auf den Hof, als Mathilda ihr Ei nach kurzer Suche verloren gab. Als er an den Rabatten entlang zum Garten hoppelte, fiel ihm das Ei in den weißen Krokussen auf. „Ach, sieh an, da hat wieder ein Huhn ihr Ei nicht ins Nest gelegt. Was kann man da jetzt mit anfangen?“ dachte er. Da fiel ihm Käthe ein, welche oft das Hasenspiel mit ihm auf der grünen Wiese gespielt hatte. Ein Hasenspiel ist ein Laufspiel, bei dem einer wegläuft, und der andere ihn verfolgt, aber nie fängt. Das spielte nur Käthe mit ihm. Ihre Brüder Tom und Fred liefen zwar auch hinter ihm her, aber die wollten ihn in die Enge treiben und fangen. Denn sie verstanden das Hasenspiel nicht.
„Mit diesem Ei könnte ich mich bei Käthe für das Mitspielen bedanken“, dachte Purzel. „Aber es ist so blass, dass Käthe es gar nicht bemerken wird.“ Dann fiel ihm der Schuppen ein, in dem Bauer Schulte vom Kampe allerlei Farben zum Anstreichen aufbewahrte. Er nahm also das Ei und schlich zum Schuppen, immer auf der Hut vor Tom und Fred und dem Hofhund Waldi. Im Schuppen fand er schnell was er sucht. Im Nu hatte er das Ei mit allen Farben schön bunt angemalt. Dann versteckte er es in einer Ecke des Schuppens. Denn das Ei musste noch trocknen. Diese Zeit galt es zu nutzen. So rannte Purzel zurück in die Feldmark, um trockenes Gras für ein Nest zu holen. Damit hatte er so viel zu tun, dass schon das Morgenrot des Ostertages aufleuchtet, als er endlich fertig war. Schnell brachte er das Nest noch vor Käthes Terrassentür. Dann versteckte er sich.
Er musste auch nicht lange warten, denn schon öffnete Käthe die Tür und trat auf die Terrasse. Beinahe wäre sie in das Nest getreten. Im Letzten Moment sprang sie noch darüber hinweg: „Mami, Mami“, rief sie. „Schau mal ein Nest mit einem ganz bunten Ei. Legen die Hühner zu Ostern immer bunte Eier?“ „Was für ein Quatsch“, sagte die Bäuerin. „Bunte Eier gibt es gar nicht. Mit dir geht wohl mal wieder deine Fantasie durch.“
„Nein, wirklich Mami, hier liegt ein buntes Ei in einem Nest aus vertrocknetem Gras. Wo mag das nur herkommen.“
Purzel hatte genug gesehen. Die Überraschung war ihm gelungen. Er machte sich als wieder entlang der Blumenbeete auf den Weg in die Feldmark. Käthe sah ihn hoppeln. „Mami, rief sie. Ich weiß wo das Ei herkommt. Das hat mir Purzel als Ostergeschenk gebracht. Wer denn sonst? Der Purzel, das ist ein richtiger Osterhase.“
Ja, und seitdem ist es Aufgabe der Hasen, artige Kinder am Osterfest mit vielen bunten Eiern zu überraschen. Das ist eine gewaltige Aufgabe und manchmal brauchen sie dazu die Hilfe der Eltern.