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Aus Wunstorfs Geschichte: Meta Herri

Zu Zeiten der Luftbrücke, als noch die Engländer den Wunstorfer Fliegerhorst kommandierten, gab es in Wunstorf einen "Spionagefall".

Die Soldaten der Royal Air Force (RAF) waren nicht alleine in Wunstorf stationiert sondern sie wurden von ihren Familien begleitet. Für diese Familien hatte man in zwei Etappen in der Oststadt Häuser gebaut. Die Unteroffiziersfamilien wohnten in den typischen britischen Reihenhäusern in "Klein London". Die Offiziere waren in Doppelhäusern untergebracht oder man hatte für sie deutsche Häuser requiriert.

Viele Deutsche fanden in der schlechten Nachkriegszeit Arbeit bei der Besatzungsmacht: Die Männer beispielsweise als Fahrer und viele Frauen als Hilfen in englischen Haushalten. So auch Meta K., die bei ihren Nachbarn den Spitznamen "Meta Herri" trug, weil sie gerne Malzbier trank oder 'Braunbier', wie sie es selbst nannte. Das "Herri" kam daher, weil man in Hannover und Umgebung das Bier der Brauerei 'Herrenhausen' kurz "Herri"nennt.

Eines Tages nun hörten die Engländer von dem Spitznamen ihrer Hausangestellten und schlossen nach ihren Ausspracheregeln messerscharf, dass es sich nur um eine 'Mata Hari' handeln konnte. Zu allem Unglück stammte Meta K. auch noch aus Schlesien und so lag der Verdacht nahe, dass sie in englischen Haushalten für den polnischen Geheimdienst spionierte.

Da mussten Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Meta K. durfte nicht mehr in Offiziershaushalten kochen sondern wurde als ein erster Schritt in einen Unteroffiziershaushalt versetzt.

Dann kam ein Offizier der 'Military Intelligence', dem Geheimdienst nach Wunstorf, der den Fall unter dem Codewort "Sore End" verfolgte. Doch alsbald musste dies Wort zu "Soren" verkürzt werden, denn in der unmittelbaren Nachbarschaft des Schlapphutes, im Blumenviertel der Nordstadt, wohnte der britische anglikanische Standortpfarrer Padre Ensor. Das hatte man bei der Vergabe des Codewortes in Hannover nicht bedacht und es hätte schließlich zu peinlichen Verwechslungen führen können.

Auf jeden Fall war viel Aufwand für einen Verdacht betrieben worden, der sich bei näheren Nachforschungen sehr bald als grundlos erwies.

Zurück in einen Offiziershaushalt kam die verdächtigte "Meta Herri" allerdings nie mehr.

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3 Kommentare

Danke Dir, Corinna!

LG Friederike

Eine Geschichte die mir gefällt.
Diese englischen reihen und Doppelhäuser gibt es in der gesamten ehemaligen britischen Besatzungszone und merkwürdigerweise haben sie fast alle denselben Grundriss, dieselben Heizungen, Fenster und Kamine. Von Münster bis Hannover. Nachdem "The Army of the Rhine" größtenteils abgezogen ist, wurden viele davon verkauft. Freunde von mir wohnen in so einem Majorshaus. Very interesting.

Erst heute - von myheimat aufmerksam gemacht - schaue ich wieder einmal unter meinen Beitrag vom Dezember. Danke an die Kommentatoren, die (anders als Corinna) noch dabei sind!

@ Karl-Heinz: Da der deutsche Fiskus die Häuser bauen lassen musste, folgten sie sicher aus Ersparnisgründen alle den gleichen Plänen. D.h., es gab unterschiedliche Ausführungen für Unteroffiziers- und Offiziersfamilien. Die "Uffze" wohnten in den typischen englischen Reihenhäusern, die wir aus den Arbeitervierteln englischer Städte kennen. Offiziersfamilien waren (je nach Dienstgrad des "Familienoberhaupts") in Doppel- oder Einzelhäusern untergebracht, zuvor aber in requirierten deutschen Privathäusern. Als die Engländer aus Wunstorf abgezogen waren, wurden die Häuser z. T. durch Amerikaner genutzt, andere gingen in deutsche Hand über (Luftwaffe).

@ Rainer: :-))) Schöpfung war und ist eben wichtig!

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