Auf dem Weg nach Schlesien! Teil 2
Freitag: 01. Juni 2007
Um sieben Uhr sind wir wach, die Sonne scheint durch das Fenster. Gestern sind wir trocken angekommen, für heute erwarte ich nichts anderes. Gefrühstückt haben wir in aller Ruhe, dann das Motorrad beladen. Dem netten Wirt vom „Grünen Tor“ noch zugewunken, haben wir Görlitz in Richtung Osten verlassen. Bis zur Grenze, die Neisse, sind es noch ca. 1000 Meter. Gisela hatte sich beide Ausweise genommen, damit ich nicht noch am Schlagbaum in der Hosentasche kramen muss. Der Deutsche Zoll hat nur einen Blick drauf geworfen, der Polnische war gar nicht zu sehen. Mein Navi sagte mir rechts abbiegen, noch 250 km bis zum Ziel, die Benzinlampe signalisierte mir tanken und wollte Nachschub. Die nächste Tankstelle war gleich in der Nähe, getankt und weiter gen Neisse (Nysa). Ich habe mir den Weg nach Neisse vorab durch die Berge auf meinem Navigationsgerät programmiert, wir wollten ja keine Autobahn fahren. Ab Mittag suchten wir nach einem Restaurant, gefunden haben wir erst nach einer Stunde eins. Gut das ich wenigstens Geld getauscht hatte. Noch ein wenig misstrauisch haben wir unser Gefährt direkt vors Fenster gestellt, um es im Auge zu behalten. Kein Gast war im Lokal, 2 Kellner und eine Bedienung saßen am Tisch und plauderten. Mit einer Handbewegung zum Mund fragte ich nach Essen, wir konnten ja nicht polnisch reden. Der Kellner nickte und zeigte auf einen Tisch. Es gab Schweinerouladen in Käse gewickelt mit Fritten. Gisela hat sich einen Salat und eine Portion Fritten bestellt. Ketschup wollte ich noch haben, das war eine Gaudi. Im Wörterbuch fand ich das Wort Ketschup nicht, nur Tomate. Ich winkte dem Kellner und zeigte mit schüttelnder Handbewegung eine Ketschupflasche an, er brachte mir Salz. Tomate, fand ich im Wörterbuch, dasselbe noch einmal, wieder ein nicken und der Kellner verschwand in der Küche. Er brachte mir dann eine Tomate, in Scheiben geschnitten und lächelte. Es hat mir dann aber auch mit einer aufgeschnittenen Tomate gut geschmeckt. Später habe ich auf einer anderen Speisekarte gelesen das Ketschup in Polen auch Ketschup heißt.
Gegen 16:00 Uhr haben wir Neisse erreicht. Auf dem Staudamm einige Fotos gemacht und ab zum Quartier. Das Gasthaus hatte ich im Internet gebucht, na ja. Zuerst haben die jungen Wirtsleute uns nicht verstanden, dann waren sie über unsere Anreise sehr erstaunt. Erst als ich meine Buchungsbestätigung vorzeigte kam der Chef dazu, er sprach wenigstens deutsch. Der Wirt hat uns dann alles gezeigt. Das Motorrad steht in einer Garage im Nebenhaus, die Zimmer, naja, nicht Weststandard. Später erzähle uns der Wirt dass er eine Hochzeitsfeier übers Wochenende hat. Gisela fand das alles nicht so gut, sie konnte sich aber von 2 Zimmern eines aussuchen. Zum Abendessen gab es Schlesische Speisen: Weiße und Rote Wellwurst mit Sauerkraut, Krakauer gegrillt und einiges mehr. Das Sauerkraut war roh und mit Schnittlauch garniert, einfach köstlich.
Die ersten Gäste zum Polterabend trafen ein, der Wirt hatte den Grill angeheizt und brachte Getränke nach draußen in den Garten. Auch einen Korb mit eisgekühltem Wodka trug er raus, ich schätze dass es 8 bis 10 Flachen waren, na dann prost dachte ich. Die Braut zeigte sich dann auch noch und brachte selbstgemachten Kuchen und Torten mit, ihren kleinen Bauch konnte sie allerdings nicht mehr verbergen.
Wir machen noch einen kleinen Spaziergang. Am Ortsrand von Neisse hat man eine neue Siedlung gebaut, meist sind es Einzelhäuser und teilweise optisch besser als bei uns. Hier wird geprotzt das es nur so kracht, der Wirt erzählte mir später, dass es die Häuser erst ab 200 000 Euro gibt. Ein Grundstück ist mit vielen Zaunpfeilern versehen, dazwischen sind schmiedeeiserne Zaunelemente verbaut. Ähnliches habe ich mal bei einem Schlosser in Wunstorf gesehen, sollte damals über 2000 Euro kosten, das Stück.
Müde sind wir dann ins Bett, einschlafen war nicht möglich. Eine laute Geräuschkulisse aus dem Garten machte schlafen unmöglich. Toilettenpapier in den Ohren brachte auch nur wenig, irgendwann war Ruhe, geschlafen habe ich trotzdem nicht. Die westlich orientierte Musik mit polnischem Gegröle hatte ich den ganzen Vormittag noch in den Ohren. Das war erst der Polterabend, die Hochzeit ist heute.
Ja, so einige Geschichten könnte ich jetzt auch über Polen erzählen.
Die Menschen waren alle sehr nett zu uns und wir haben auch mit Händen gesprochen.