100 Jahre Führerschein: Zeigt Eure "Alten Lappen", mein Beitrag dazu.
Noch was zum Thema Führerschein.
Ich habe als 18 jähriger meinen Führerschein der Klasse 1+3 gemacht. Dieses Dokument hat mich damals 256 DM gekostet. Leider habe ich den „Lappen“ wegen Unlesbarkeit (Aussage der Polizei) im Jahre 2004 gegen den Euroführerschein auswechseln müssen. Bis Dato habe ich noch nie einen Punkt in Flensburg erhalten, noch war ich mal ohne Führerschein.
Das nur nebenbei, sagen möchte ich aber zum Thema Führerschein was anderes.
Im Jahre 1979 ist meine älteste Tochter Marina 18 Jahre alt geworden, auch damals war es für die Mädels schon ein Traum, einen Führerschein zu haben, nur bezahlen wollte ich diesen nicht. Was geht da noch zu machen, war die Frage. Damals war ich aktiver Junghandwerker und beteiligte mich an einer Autorallye, die der Verband ausrichtete. In einem Fragebogen gab es eine Frage die mit der Laienausbildung zum Führerschein (Einzelausbildungsnachweis nach $ ???) behaftet war. Ein Polizist hatte diese Fragen zusammengestellt, ich brauchte nur noch die Einzelheiten erfragen, was ich natürlich auch tat.
1. Doppelbedienungseinrichtung in Fahrzeug einbauen, die mit einem akustischen Warnton versehen ist und den Einbau beim TÜV überprüfen lassen. Dieses war für mich als „Schrauber und Kleintuner“ keine Herausforderung. Das benötigte Material war im Großhandel zu bekommen, den Einbau tätigte ich selber.
2. Nachweis über die theoretische Befähigung. Das war schon schwieriger. Eine Anfrage beim TÜV in Hannover brachte mir Gewissheit, 3 Fragebogen müssen ausgefüllt werden und innerhalb der Fehlertoleranzen verbleiben. Nach einer Woche Pauken ging ich zur Prüfung nach Hannover. Der Prüfer war sehr erstaunt über mein Vorhaben, brachte mir aber dann doch die 3 Fragebogen und ließ mich dabei nicht aus den Augen. Innerhalb einer Stunde stand er mit meiner gewünschten Bescheinigung vor mir und wünschte einen guten Lehrerfolg, bestanden!
3. Ein zusätzlicher Außen- und Innenspiegel muss montiert sein. Mein Granada hatte damals nur einen linken Außenspiegel, heute kaum noch vorstellbar. Der Außenspiegel wurde montiert, beim Innenspiegel kam ein zusätzlicher an den Dachhimmel.
4. Eine Unbedenklichkeitsbescheinigung Seiten der Versicherung, damit diese für Schäden während der Ausbildung auch eintritt, wieder kein Problem und noch kostenlos dazu. Das war damals noch Service bei den Versicherungen.
5. Es dürfen nur Personen ausgebildet werden, die in direktem familiären Umfeld stehen und das alles kostenlos geschieht. Diese Personen müssen namentlich genannt werden und in der Genehmigung aufgeführt sein.
6. Ein Polizeiliches Führungszeugnis und einen Auszug aus der Verkehrssünderkartei in Flensburg. Das machte mich nicht bange, habe weder gestohlen noch bin ich im Straßenverkehr aufgefallen.
7. Der Antrag. Dieser wurde an die Verkehrsabteilung in Ronnenberg gestellt. Schon nach einer Woche bekam ich eine Nachricht: Fahrzeug vorführen. Noch am selbigen Tag bin ich an den Deister gefahren um mich mit meinem umgerüsteten Granada vorzustellen. Nur ein kurzer Blick in das Fahrzeug genügte, ich bezahlte die Gebühr und durfte ab sofort ausbilden. Das Begleitschreiben aber immer mitführen hörte ich noch, dann bin ich mit stolzer Brust vom Hof gefahren.
Vorsichtig begann ich mit der praktischen Ausbildung, Theorie folgte parallel dazu. Fragebogen und ein Lernbuch kaufte ich bei einer Fahrschule in Neustadt. Die erste Fahrstunde machte ich dann doch vorsichtshalber in der Feldmark, was aber mehr eine Erklärung der Instrumente als Fahren war. Als es mit dem Lenken einiger Maßen klappte, fuhren wir nur noch auf öffentlichen Strassen. Einige Tage fuhren wir bewusst mal hinter einer Regulären Fahrschule her, man will ja auch nicht gleich Fehler machen, auch wollte ich wissen, welche Straßen werden bevorzugt befahren oder welche Parklücken geübt. Es ist mal vorgekommen, dass es an einer Ampel 3 Versuche gab um weiter zu fahren, hupen war da nicht selten, das machte die Schülerin nur nervös. Ab da sind wir nur noch mit einem Fahrschulschild gefahren, obwohl es nicht Vorschrift war, da war das Hupen vorbei. Fortan brauchte ich nur zu sagen, ich muss noch mal weg, stand Marina vor mir mit den Worten, darf ich fahren.
Im Nachhinein kann ich nur sagen, es hat sich für mich bezahlt gemacht. In der Ausbildungsphase von Marina haben wir sicherlich mehrere Tausend Kilometer gefahren. Morgens zur Nordseeküste und abends zurück, nur als Beispiel. Oder auf der Fahrt in den Urlaub, Papa darf ich jetzt fahren - teilweise mit einem Wohnwagen im Schlepp.
Marina hat den Führerschein beim 2ten Anlauf geschafft, die erste Prüfung ging theoretisch in die Hose.
Tochter Birgit hat 4 Jahre später ebenfalls bei Papa den Führerschein gemacht, auch beim 2ten Anlauf, wobei da eine Vorfahrtsregel bei der praktischen Prüfung der Grund war.
Sohn Frank kam 1985 als einziger ohne Probleme beim 1ten Mal durch die Prüfung. Da hatten wir aber auch schon einige Erfahrungen mit Prüfungsfahrten und Prüfer gesammelt.
Im Jahre 1986 wurde diese Sondererlaubnis ersatzlos gestrichen. Ab Dato gab es wegen den verordneten Pflichtstunden und deren Überprüfung, keine Sondererlaubnis mehr.
Schade eigentlich, ich habe es gern für meine Kinder getan und Spaß hat es mir auch gemacht.
Helmut, ein paar Jahre schaffen wir noch ohne Punkt.