Empfindungen einer älteren Frau, die wahrlich noch weiß was sie denkt ...
Feuilleton
Wieder das alte Spiel ...
Ich sitze auf dem Hocker und starre
auf meine neue Landhausküche und höre Geknarre
sie ist vollmassiv aus Eiche
mit meinen Blicken die Maserung streiche
jede einzelne spricht zu mir
ich hör es aus jeder Schrankestür
Deutsche Eichentüren erzählen Geschichte
Deutsch sind sie – mit deutschem Gesichte
nicht quergeschnitten sondern lang
nicht Jahresring perfekt gezählt
sondern längs sich schmerzhaft durchgequält
nichts an perfidem ausgelassen
gekonnt gesagt – direkt zu fassen
so, als wenn das Holz gestählt
als wenn Eichenlaubträger selbst erzählt
nicht des Landes Kriegsminister
spielte kürzlich den Philister
Frau Merkel war’s die Kanzlerin
sie gab Eicheln und Laub den alten Sinn
des Ritterkreuzes ruhmestoll
von stolzgeschwellt und Schnauze voll
damit auch alles trauerbar
und voll der alten Ordnung gar
schickt Särge aus der Heimat man
weil sie gebraucht für tote Helden
fürsorglich nach Afghanistan
ausgestattet mit Samt und Seide
die rot wie Blut und braun wie Heide
für Mütze und der Orden Tracht
die Gefall’nen soviel Freude macht
schon wieder muß Geschicht’ ich schreiben
Gedichte, Texte, Ruhmessagen
Urteile ins Laub reintreiben
gepresst zwischen den Eichenlagen
aus ruhmesvollen Kriegestagen
und rings von rostigem Eisen begrenzt
der Soldat liegt im Eichensarg
Längsschnitt gebrettert
von welkem Ehrenlaub bekränzt
gebettet so karg und schon heftig verwettert
behaftet mit Eicheln und Eichenlaub
rieselt auf ihn der Hohlworte Staub
zum letzten Geleit in die Heimat geführt
damit er da Volkes Seele anrührt
ewaldeden
Nachdenkliche Worte -aber zutreffend. Glückauf Winfried