Krank oder hemmungslos rücksichtslos?
„Wulff – eine gespaltene Persönlichkeit“
So titelt das Wilhelmshavener Bürgerportal in seiner Ausgabe vom 13. Januar 2012. Christian Wilhelm Walter Wulff – der Juristensprößling aus der katholischen Enklave Osnabrück, der Advokat mit zwei Staatsexamen, der vormalige christdemokratische Oppositionsführer im hannöverschen Landtag, der nachmalige Ministerpräsident des Nachkriegskunstgebildes Niedersachsen, der jetzige Präsident der Bundesrepublik Deutschland – ein Staatsoberhaupt also und schizophren? Ich mag es nicht glauben, eine solche Einschätzung einer ansonsten kritischen und klarblickenden Kommentatorin zu lesen. Es wäre fatal, wenn ein unter Schizophrenie leidender Mann über lange währende Jahre bedeutende Machtpositionen im Gefüge unseres Staatswesens einnehmen konnte – bis jetzt hinauf in die höchste Spitze der präsidialen Gesellschaftsform. Das habe ich bisher immer nur für möglich, ja wohl eher für gang und gäbe gehalten in inzuchtgefährdeten Monarchien. Nach Beispielen bräuchte da ja nicht lange gesucht zu werden.
Nein, lieber Leser – Christian Wulff ist nicht Schizophren, denn das würde ja sein Tun und dessen Folgen über die Jahre erklären und ihn vor Strafverfolgung schützen – nein, der Christian Wulff ist eher eines niederen Charakters mit ausgeprägtem Hang zur Selbstbereicherung, der in dem Willen, seine selbst gesteckten Ziele zu erreichen, auch wohl ohne Hemmungen über Leichen gehen würde. Ausgenommen vielleicht seiner eigenen. Selbst diese Unmöglichkeit, dieses Kunststück scheint er jetzt möglich zu machen, indem er sich mit jeder Stunde, die er sich noch an das Amt des Bundespräsidenten klammert, stückweise zur politischen Leiche macht. Über beschädigte Moral braucht man dagegen in dieser sumpfigen Geschichte nicht ein Wort zu verlieren – denn einen moralischen Christian Wilhelm Walter Wulff hat es allem Anschein nach niemals gegeben.
ewaldeden
Ein Trauerspiel !