Von unterwegs mitgebracht ...
Gesellschaft
Kleiderkammern . . .
Wie weit sind wir eigentlich schon heruntergekommen?
Gute Frage, nächste Frage – mag manch einer jetzt wohl sagen. Meine Bemerkung zielt aber in eine andere Richtung, wie auf das erste Sehen vermutet.
Kleiderkammern – der Begriff ist bei vielen noch verwurzelt mit Denken an Militär- oder Barraszeiten.
Gleichwohl gehören dieser Art Einrichtungen in der heutigen Welt auch zum zivilen Alltag. Soziale oder paritätische Verbände betreiben sie als Hilfe zum Leben für Außenstehende – für Menschen, die außerhalb des normalen Konsumentenalltags leben müssen. Aus welchen Gründen auch immer. In diesen Kleider-kammern besteht die Möglichkeit, an textile Dinge zu gelangen, ohne die man nun einmal nicht auskommen kann. Oberbekleidung, Unterwäsche, Tischwäsche und was sonst darunter fällt. Vom Leben besser bedachte stellen es für weniger begüterte zur Verfügung. Lobens- und nachahmenswert – wahrlich.
Doch bei der Weitergabe an diese Menschen sitzt denn auch schon der Pferdefuß. Die Voraussetzung ist Bedürftigkeit – Armut zu sagen ist ja verpönt.
Diese Bedürftigkeit muß natürlich nachgewiesen werden – amtlich und mit Stempel. So weit so gut (oder vielleicht nicht gut?)
Die Sozialämter kommen ins Spiel (vermutlich weil die Bediensteten dort nicht ausgelastet sind)
Selbst ein Arbeitslosenhilfebescheid reicht nicht, man muß zum Sozialamt, sich zum x-ten und wiederholten mal erklären, und kann dann mit der Bedürftigkeitsbescheinigung hin zur Kleiderkammer – hin zur dringend benötigten Kleidung und Wäsche. Die Kinder haben hinsichtlich Jacke oder Hose einen Wunsch geäußert – man hat selber vielleicht bestimmte bescheidene Vorstellungen – vielleicht nur ein bißchen Sehnsucht nach mal ein bißchen Kleidergucken.
Das war’s dann aber auch schon.
Personalausweis, Bedürfnisschein – alles kontrolliert – fein säuberlich in die Liste eingetragen – man muß ja schließlich wissen, wer arm ist (hat jemand draussen nachgesehen, ob der Mensch ein Auto fährt) – was brauchen sie? Welche Größe? Ein Griff in’s Regal – hier haben wir das passende (passend für wen?) - alles fein säuberlich notiert – Ordnung muß sein – in drei Monaten können sie wiederkommen – ihren Berechtigungsschein nicht vergessen.
Als wenn jemand seine Armut vergessen könnte – besonders, wenn sie ihm immer wieder so deutlich klargemacht wird.
Wie weit sind wir eigentlich schon heruntergekommen?
Wie weit ist unsere Gesellschaft heruntergekommen, daß sie sich nicht schämt, den Menschen die nichts mehr besitzen, als ein klein wenig Würde – diesen Menschen auch noch das zu nehmen?
ee
Lieber Ewald,
es gibt Kleiderkammern, da brauchst Du keinen Schein um an Dinge zu kommen. Es herrscht auf der einen Seite so viel Überfluss, dass die Menschen nicht wissen wohin damit, wer "reich" ist kennt ja oft die "Armen" nicht, weil der, der "arm" ist, dies ja nicht gern zur Schau stellt, was ich gut verstehen kann. Als ich am Montag einen Koffer voller Kleidung wegbrachte, wurde ich aufgefordert, mich umzusehen, was ich vielleicht gebrauchen könnte. In dieser Kleiderkammer kann man für 1,00 € oder 0,50 € einkaufen, auch der, der keinen Schein vorlegt, man kann sich umsehen wie in einem Geschäft. In vielen privaten Basaren kann man so einkaufen, auch für Kinder gab es alles von Bekleidung bis zum Kinderwagen. Die Frauen, die diese Einrichtung ehrenamtlich aufgezogen haben, die alles sortieren und weiterleiten, das finde ich lobenswert. Es kann ruhig noch mehr solcher Einrichtungen geben.