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Von der Firma Wilkinson wurde der Wink mit dem Zaunpfahl ignoriert ...

Feuilleton

... Kundenmeinungen scheinen bei den jetzigen Eigentümern nicht mehr zu zählen. Beim Firmengründer und seiner Familie war das alles sehr viel anders ...

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Verehrte Damen, sehr geehrte Herren – leeve Lüü van Wilkinson,

es drängt mich, Ihnen von einer kleinen Begebenheit zu berichten, die zwar nicht weltbewegend ist, mein eigenes Erinnerungsbild aber gravierend beschädigt hat.
Von Geburt und Herkommen bin ich ein norddeutscher Butscher, der das Glück hatte vor fünfzig Jahren in der ehrwürdigen Solinger Lutherkirche vom legendären Pastor Strathmann eingesegnet zu werden. Wir wohnten damals in der kleinen Hofschaft Mittelhöhscheid. Nach unserer Landung im Bergischen Land hat mir einer der letzten Solinger Schwertfeger die Geheimnisse und Schönheiten der Stadt und seiner Umgebung nahe gebracht. Ohne diesen wunderbaren alten Mann hätte sich mir niemals die Welt der ‚Schleiferskotten’ und ‚Maschinen’ an den märchenhaften Ufern von Wupper und Itter geöffnet.
Wenn der ‚alte Eugen’ nicht gewesen wäre, hätte ich niemals erfahren dürfen, was unter den schweigsamen Rücken der Schlieper und Pliester an den Steinen und Scheiben an Wissen und Wärme verborgen war. Wenn sie beim schlagen der Transmissionen und surren der Wellen anfingen zu erzählen, dann war mir jedesmal, als hörte ich die Schmiede in den Tälern ihre Hämmer schwingen wenn sie das glühende Eisen zu Solinger Stahl schmiedeten.
Wie glücklich war ich, wenn einer der eher wortkargen Schleifer meine kleine Hand ergriff und meine Fingerspitzen über die Kanten der Becken und Hefte oder über die Messerrücken führte.
Obwohl es ja harter Stahl war, über den meine Finger glitten, war es jedesmal wie Musik für mich. Ich spürte den Stolz der schweigsamen Männer über ihr Können. Keine Riefe, keine unebene Stelle trübte den Schliff der Werkstücke, wenn sie den Weg zum galvanisieren gingen.
Ganz gleich welches Unternehmen für die einzelnen Stücke auch stand – den Schriftzug ‚Solingen’ trugen sie alle in alle Welt hinaus.
Als ich nun Gestern nach Hause kam, fand ich als erstes ein blankes Etwas auf dem Küchentisch. Es war eine Nagelzange, und zwar eine aus gutem Hause – wie meine Frau mir sagte. Hatte sie am Morgen doch mitbekommen, daß ich den Wunsch nach einem neuen Nagelknipser geäußert hatte. Eingedenk meiner ‚Solinger Vergangenheit’ hatte sie im Geschäft zu einem Produkt mit einem großen Namen gegriffen.
Als dann aber nach dem Auspacken meine Fingerspitzen über die polierten Kanten glitten – auch nach über fünfzig Jahren ist es noch eine Gewohnheit von mir – habe ich traurig festgestellt: Das alte Solingen gibt es nicht mehr. Bei keinem Solinger Schlieper der alten Schule hätte ein solch mangelhaftes Werkstück den Kotten verlassen.
Zumindest hätte es aber niemand gewagt, den Frevel zu begehen auch noch ‚Solingen’ in den Stahl zu schlagen.
Dem altehrwürdigen Namen ‚Wilkinson’ würde es wahrscheinlich besser zu Gesicht stehen, solcherart Ziehkinder irgendwelcher ‚Schluderschleifer’ als ‚no Name’ Produkte zu verkaufen.

ee

10 Kommentare

Gute und mahnend rübergebracht

Man stelle sich mal vor: Incl. Lohnnebenkosten hast Du einen Stundenlohn von, nehmen wir einmal an 35 €. Dann kostet die Minute 0,58 €.
Brauchst Du incl. verpacken (weil der Verpackungroboter wahrscheinlich nicht mehr eingesetzt werden kann) ca. 1,5 Minuten, sind das 0,88 € mehr.
So rechnen die heute, denn die haben den Wettbewerb im Auge und das Käuferverhalten.

Qualität war einmal unser A und unser O. Es ist an der Seite der Profit-Geier - weniger Kontrolle - mehr Profit -- aber leider ist es meistens so, das die Mitarbeiter noch mehr unter Druck gesetzt werden, um noch mehr und schneller etwas zu produzieren oder zu kontrollieren zuz müssen. Der Druck unserer Konsumgesellschaft hat die Spitze erreicht - jetzt muß auch wieder an den "Menschen" gedacht werden.
Gruß Fred

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