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Die Reise ...

Feuilleton

Die Reise ...

Null Uhr
und eine Minute
im nachtdunklen Bahnhof
steht der Zug unter Dampf
noch zwei Minuten
dann hebt sich die Kelle
muß seh’n
daß ich mich spute
es quält mich
ein quälender Wadenkrampf
er hindert die nötige Schnelle
drei Stufen auf einmal
die Treppe hinauf
auf der vierten von oben
ich kurz mal verschnauf
fünf Glimmstengel
hab’ ich mir reingezogen
beim hasten
durch Großstadts Gewühle
sechs Stunden zu Fuß
das Pflaster gestreichelt
ich hab mir die Sohlen verbogen
ich fühl’
daß ich gar nichts mehr fühle
sieben Schritt noch
dann kann ich den Türgriff erfassen
ich hör’ schon
das trillernde pfeifen
gib acht ruft der Schaffner
mit blitzschnellem greifen
ich muß jetzt abfahren lassen
geschafft
mit neun Sekunden Verspätung
beginnt ruckelnd
die nächtliche Fahrt
ich wünschte ich hätte Begleitung
die mir das Alleinsein erspart
zehn Reisende
schlafen im dämmrigen Licht
ein elfter
der spielt mit sich Karten
die Zwölf gerade die Dame sticht
der Spieler
er scheint noch auf jemand zu warten
beim dreizehnten Läuten
der dampfenden Lok
tritt dieser Jemand ins Bild
jetzt sind wir vierzehn
davon einer mit Rock
und genau dieses Wesen
im schwingenden Kleid
das da schreitet im schlingernden Wagen
macht mich zu jeder Schandtat bereit
genau wie in
jugendlich fröhlichen Tagen
nach fünfzehn
endlos erscheinenden Räuspern
die klingen wie sechzehner Schmirgelpapier
schaff’ ich es
endlich hinüberzuleustern
und frage verschämt
setzt du Dich zu mir
denn mit siebzehn
da haben wir uns kennen gelernt
es ist Liebe
haben wir beide gewußt
damals vor achtzehn Jahren
mit neunzehn hab’ ich
dann von ihr gemusst
es riefen mich Vaterlandspflichten
als dann verschwunden
des Krieges Gesicht
wussten wir nicht wo wir waren
wir trieben durch die zerrissene Zeit
und landeten an zerklüfteten Ufern
wir waren für alles und jedes bereit
folgten sogar
fremdländischen Rufern
wir suchten und suchten
wir irrten umher
wir waren schon lang keine zwanzig mehr
wir hatten schon nicht mehr
daran geglaubt
uns jemals wiederzufinden
die Hoffnung
sie lag unter armdickem Staub
der plötzlich verflog
hier im Zug nach Dreilinden

ee

5 Kommentare

ein super Gedicht

Toll, Ihr Beiden!

Bin auch ganz begeistert!!

man ist immer gan gespannt auf die nächste Zeile und liest und liest..

gefällt mir °

Gruß

Helga

Danke!
Sehr schön!
Ludwig Josef Eglinger

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