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Mord im Pfarrhaus zu Wennigsen -eine alte Sage aus dem 19. Jahrhundert-


Vorbemerkung zum Kloster Wennigsen,
Pfarrhaus und zum Amt Wennigsen


Die Marien-Petri-Kirchengemeinde Wennigsen und das ehemalige Augustiner-Chorfrauen Kloster (und heutige Evangelische Damenstift) haben seit der jeweiligen Gründung immer nebeneinander bestanden.
Auch die "politische Gemeinde" Wennigsen, also der Ort Wennigsen, und das Kloster Wennigsen haben sich unabhängig voneinander entwickelt.
Es gab zwar immer eine enge Verbindung miteinander, aber verwaltungstechnisch sind und waren beide Einrichtungen getrennt.
Die Bauern und Bürger von Wennigsen waren trotzdem abhängig vom Kloster und der Klosterverwaltung, denn Grund und Boden war Eigentum des Klosters und wurde verpachtet. Daneben mussten die Bürger Hand- und Spanndienste gegenüber dem Kloster leisten.

Das Kloster und die Klosterkirche gehören dem Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds und werden von der Klosterkammer verwaltet (seit 1818 Gründung der "Königlichen Klosterkammer".

Im heutigen Johanniterhaus (seit ca. 2000) wohnten seit 1898 die Geistlichen der Marien-Petri–Kirchengemeinde. Davor diente es als Amtsgebäude für den Klosteramtmann und später ab 1817 bis 1858 als Verwaltungsgebäude des Amtes Wennigsen. Zwischenzeitlich hatte auch das Klosterforstamt Wennigsen hier seinen Amtssitz.

1814 wurde das ehemalige Kurfürstentum Hannover zum Königreich Hannover erhoben (Wiener-Kongress)

1817 entstand durch Teilung des Amtes Calenberg (in Schulenburg) das Amt Wennigsen. Damit erhielt Wennigsen die Gerichtsbarkeit für Zivilsachen und Freiwillige Gerichtsbarkeit, ab 1852 auch die Gerichtsbarkeit für Strafsachen mit Einrichtung des Amtsgerichts Wennigsen. Seit dieser Zeit sind Amtsrichter in Wennigsen tätig.

Die nachfolgende Sage spielt also in der Zeit nach 1817

Mord an dem bösen Amtsrichter:

Nachdem das Amt Wennigsen ab 1817 sein eigenes Gericht bekam, dienten in Wennigsen Amtsrichter. Einer dieser Amtsrichter konnte sich bereits nach kurzer Zeit seiner Tätigkeit in Wennigsen mit keinem Menschen vertragen. Wahrscheinlich kam es, insbesondere im Rahmen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, zu Unstimmigkeiten mit den Parteien. Als die Leute ihren Unwillen zu verstehen gaben, ward er zornig. Er schwor, sie alle brotlos zu machen, dass sie verhungern müssten.

Die Wennigser Bürger beschwerten sich bei der vorgesetzten Stelle, dem Obergericht in Hannover.
Die Obrigkeit ersetzte ihn durch einen anderen Richter. Auch gegen diesen neuen Kollegen kehrte sich recht bald seine Boshaftigkeit.
Der Hass führte zu einer bösen Tat.

Beide Richter trafen sich im Pfarrhaus, in welchem sich der Verwaltungssitz des Amtes Wennigsen befand, und gerieten aneinander. Der neue Richter erstach in diesem Streit seinen Vorgänger. Das Blut spritzte unter die Decke, wo es noch heute zu sehen ist. Alle Versuche diese Spuren zu tilgen scheiterten. Egal, welche Farbe verwendet wird, nach kurzer Zeit sind die Blutspuren an der Decke wieder zu sehen. (Anmerkung: Auch der Tintenfleck im Studierzimmer von Luther auf der Wartburg ist immer noch zu sehen. Bekanntlich warf Martin Luther mit seinem Tintenfass nach dem Teufel)

Mit abgeschnittenem Kopf wurde der Getötete auf dem Schützenplatz an der Straße nach Argestorf in aller Stille bestattet.

Doch ist die Geschichte damit nicht zu Ende. Man sagt, der Geist es Toten wandelt immer noch ruhelos in Wennigsen umher. Jedes Jahr darf er sich dem Dorf, welches im frühen 19. Jahrhundert an der heutigen Hauptstraße (Heitmüllers-Ecke) endete, um zwei Hahnenschritte nähern. In jedem Schaltjahr muss er jedoch wieder einen Hahnenschritt zurückgehen. Sobald der ruhelose Geist das Dorf erreicht hat, ist ihm die Schuld vergeben. Dann endlich findet der „böse Richter“ seine Ruhe in einem Grab auf dem Friedhof. In hellen Winternächten soll man sogar den ruhelosen Geist des Amtsrichters in Wennigsen gesehen haben.

Was aus dem neuen Amtsrichter, der seinen Kollegen ermordet hat geworden ist, ist unbekannt.

Der abgeschnittene Kopf des ermordeten Amtsrichters soll bei aller Stille in der Nähe eines Bachlaufes verscharrt worden sein. Handelt es sich hier um den Bachlauf, der unter der heutigen Hauptstraße verläuft und der in alten Karten als Steenweg bezeichnet wird? Es darf spekuliert werden.

Bei Sanierungsarbeiten und Neubau der Hauptstraße hat man im Jahr 2020 einen alten Bohlenweg freigelegt. Nahe dieser alten Bohlen, zwischen Deistersteinen die als Befestigung dienten, hat man einen Jutesack mit einem Schädel gefunden. Handelt es sich hierbei um den Schädel des „bösen Amtsrichters“??? Auch hierüber wird man sicherlich noch lange spekulieren. Da Genuntersuchungen nicht mehr möglich sind, wird es wohl immer ein Geheimnis bleiben.
Aber möglich ist alles.

Frei erzählt und zur Bergung des Schädels ergänzt von: Winni Gehrke 2020

Quellen zur Sage: Fritz Garbe in Kirchengemeinde und Kloster Wennigsen 1965
Seiten 94/95 „Das Pfarrhaus“
Udo Mirau in Sagen, Märchen und Erzählungen diesseits und jenseits vom Süntel und Deister Seite 80 „Der Mord am bösen Amtsrichter“ 2013

Anmerkung: Es gibt eine ähnliche Sage vom „Ungeliebten Klosteramtmann“.

Auch er war angeblich im ganzen Ort unbeliebt. Er schickte die armen Bauern auf die Felder und ließ sie Mäuse fangen. Wenn die vorgegebene Anzahl von Mäusen bei Tag nicht gefangen wurde, mussten die Bauern sogar mit Laternen bei Nacht auf die Felder. Der Herzog von Calenberg (Erich I  ?) soll bei einer Reise nach Hameln die armen Bauern nachts mit Laternen auf den Feldern gesehen haben. Die Bauern aus Wennigsen berichteten dem Herzog, dass der böse Klosteramtmann sie sogar nachts auf die Felder geschickt hat um Mäuse zu fangen. Da der Amtmann der Vorladung zum Hof des Herzogs nicht nachkam und die Vorladung ignorierte, wurde der Herzog zornig und schickte einen Henker nach Wennigsen und ließ den Klosteramtmann enthaupten. Ohne Kopf wurde er still irgendwo beigesetzt. Somit könnte der gefundene Schädel auch dem enthaupteten Klosteramtmann gehören. Auch hier gibt es viel Raum für Spekulationen.
Oder sind beide Sagen identisch???

Weitere  Anmerkung zum Amtsrichter: Alle Amtsrichter im Amtsgericht Wennigsen sind namentlich  bekannt, ebenso die Vita der Amtsrichter von Wennigsen. Es ist nicht belegt , dass ein Amtsrichter ermordet wurde. Sicherlich gab es "gute" und weniger "zugängliche" Amtsrichter, insbesondere in der Zivilgerichtsbarkeit (Nachbarschaftsstreitigkeiten).
Wesentlich problematischer im Umgang mit den Menschen und Bauern von Wennigsen im 17. und 18. Jahrhundert war der Klosteramtmann, der die "weltlichen" Geschäfte für das Kloster führte. Er (bezw. das Kloster) übte(n) auch eine richterliche Gewalt aus. Das Land rund um das Kloster Wennigsen gehörte ausschließlich dem Kloster. Die Wennigser Bürger waren abhängig vom Kloster und bis ins 18. Jahrundert auch Leibeigene vom Kloster Wennigsen.Da die Liegenschaften durch das Kloster nicht selbst bewirtschaftet werden konnten, wurden diese nach dem im Mitelalter entstandenen Meierrecht an "abhängige" Bauern ausgetan. Darüber stellte der Eigentümer -hier das Kloster - einen Meierbrief aus. Der Klosteramtmann war für die Abrechnungen der Zahlungen und der Forderungen (Zins  und sonstige Dienste) zuständig. Hier gab es immer wieder Spannungen zwischen den Bauern und Bürgern von Wennigsen. (bis heute Probleme mit der Klosterkammer bezüglich der Erbpachtverträge und Forderungen).
Es ist bekannt, dass sich die Bauern immer mal wieder über einige Klosteramtmänner beschwert haben. Somit wird in der Geschichte : Mord im Pfarrhaus  - wohl ein Klosteramtmann (als Richter) gemeit sein. Denn das Pfarrhaus , jetzt Johanniterhaus, war im 18. Jahrhundert das Haus des Klosteramtmannes. 
Historische Unterlagen über den Mord fehlen, aber Streitigkeiten zwischen dem Klosteramtmann und den Bürgern von Wennigsen sind bekannt. Heute haben sich die Streitigkeiten mit und  auf die Klosterkammer verlagert, die Probleme in Wennigsen sind die selben.
Es darf weiter spekuliert werden. Der Kern der Geschichte ist sicherlich stimmig???

Quelle: Wildhagen und Mirau Band 1 Märchen und Erzählungen diesseits und jenseits vom Süntel und Deister
Fritz Garbe : Kirchengemeinde und Kloster Wennigsen 1965
Prof. Carl-HANS Hauptmeyer Wennigsen Beiträge zur Ortsgeschichte 1984

Frei nach Winni Gehrke 2020

Winfried Gehrke Wennigsen

  • alter Bohlenweg Umbau Hauptstrasse Wennigsen 2020
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  • Schädelfund nachgestelltes Foto
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1 Kommentar

Da sollten vor Ort doch mehr Informationen zum Tod des Amtsrichters zu erhalten sein. Sich nur auf eine Sage beziehen zu müssen, kann letztlich für die Ortsgeschichte nicht zufriedenstellen. Vielleicht finden sich ja dazu weitere Berichte. Vielleicht ja auch im Kirchenbuch, oder?

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