Das Industriedenkmal "Glashütte Steinkrug"
1804 ließ Freiherr Wilhelm Carl Knigge einige industrielle Unternehmungen im Deister gründen. Neben Kohle wurde Kalk abgebaut und Steine gebrochen. Bei Steinkrug, einem am Rand des Deisters gelegener Ortsteil von Bredenbeck, gründete er 1838 eine Glashütte. Der Standort war gut gewählt, fand man doch alle benötigten Rohstoffe für die Glaserzeugung in unmittelbarer Umgebung. Neben hochwertigem Quarzglas wurde in dieser Glashütte vermutlich auch so genanntes Waldglas produziert, einem einfachen grünlich verfärbten Glas, dass überwiegend für die städtische Bevölkerung hergestellt wurde. Seine Farbe erhielt es durch mit Eisenoxid verunreinigten Sand. Aber bereits 1928 neigte sich die industrielle Ära wieder dem Ende zu und die Glashütte wurde geschlossen.
Noch heute kann man den alten Turmofen besichtigen. Nach dem Erklimmen eines kleinen Berghangs, steht unvermittelt ein grau-schwarzer Kegel vor einem. 15 Meter hoch ragt er in den Himmel und ist von dichten Gehölz umgeben. Sieht man den Kegel das erste mal, wirkt er etwas bedrohlich. Ich fühlte mich an H.G. Wells „Die Zeitmaschine“ erinnert und wartete auf das Hervorbrechen eine Horde Morlocks aus dem Unterholz, was natürlich nicht geschah. Der Rauchkegel wurde aus gehauenen Sandsteinen gemauert, die aus den Steinbrüchen der Umgebung stammten. Durch die Umwelteinflüsse erhielt er seine dunkle Färbung.
Heute steht die alte Glashütte aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes, als einzigartiges Industriebauwerk in Europa unter Denkmalschutz. Da jedoch an ihr der Zahn der Zeit und die Natur nagt, dürften ihre Tage gezählt sein, denn eine besondere Pflege lässt die Anlage nicht erkennen.
Für die Kinder der Umgebung birgt die Glashütte aber auch noch einen besonderen Schatz. Früher wurden die entstandene Schlacke und Glasreste im umgebenden Wald entsorgt. Teilweise nutzte man diese Abfallstoffe, um die Wege zu befestigen. Findige Kinder haben herausgefunden, dass man nach diesen Glasschätzen vorsichtig graben kann. Und schon oft wurden sie mit Glasnuggets, Glastropfen oder interessanten Bruchstücken belohnt, die heute so manche Sammlung zieren.
Schön, dass sich nach so langer Zeit noch ein Leser für meinen Bericht gefunden hat. Das freut mich!