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Schmuck der Naturvölker: Eine Ausstellung im Steinzeitdorf Pestenacker

Viel war es sicher nicht, was die Schönen der Steinzeit am Körper trugen um sich zu schmücken. Nur wenige simple Tonperlen und durchbohrte und aufgefädelte Tierzähne werden es gewesen sein, wenn man die Funde betrachtet, die in den Vitrinen in Pestenacker bei Geltendorf von den Ausgrabungen in der Jungsteinzeit berichten. Auch bei den von uns besuchten Naturvölkern ist Schmuck, das, was die Natur an Besonderheiten bietet:
Gras und Farn wird von den Tänzern in Papua-Neuguinea als schmückendes Inventar am Körper befestigt .
Bunte Bemalung verfremdet den Körper im Weiteren. So gewinnt der nackte Körper, mit dem sich diese Naturbewohner zeigen, etwas Besonderes, Festliches, Auffälliges und Unverwechselbares.
Ganz besonders schöne Dinge aus der Natur wie Schillerkäfer, feinflauschige Kasuarfedern und Opossumpelz, sowie auch unter Naturschutz stehende Arten, wie Paradiesvogelbälge vollenden das Festkostüm.
(Hier eine Randbemerkung an alle Naturschützer: Unser Federschmuck in der Ausstellung aus Südamerika wurde aus häufig vorkommenden Papageien- und Tukanarten gefertigt, die ohnedies auch zum Verzehr gejagt werden). Natürlich findet sich hier unter den schmückenden Kleidungsstücken auch allerlei Skurriles: So Büstenhalter aus Kokosschalen und Hüllen für die Männlichkeit aus Flaschenkürbis.

In anderen Ländern sahen wir: Schmuck ist auch magisches Material, ist auch Amulett.
So sollen Tigerzähne Kraft schenken, Honigdachskrallen Glück bringen und ein „ Grisgris“ aus Nordafrika vor allem Unheil schützen. Ein Gris-gris ist eine in Silber blech eingelegte Beschwörungsformel oder ein Koranspruch.

Schmuck ist aber auch vor Allem etwas, was viel wert ist.
Um vorzubeugen: Was ich hier zeige, wird von einem Juwelier, der die Größe und Reinheit von Gold- und Edelsteinen, den Materialwert bemißt, sicherlich eher belächelt. Das Besondere ist hier nicht der Materialwert und auch nicht die diffizile feine Bearbeitung von Goldornat, die bei „echtem“ Schmuck die Höhe der Handwerkerkosten und den Herstellungswert bestimmen . Sie verfolgen sicher alle auch die Entwicklung in der Finanzwelt: Der Goldpreis steigt ständig. Damit ist nur der Barrenwert gemeint. Will man ein Schmuckstück verkaufen, ist man meist über den Erlös enttäuscht, zu gering ist der Materialwert. Gleiches gilt natürlich auch für unseren Schmuck hier in der Ausstellung.. Unsere Stücke sind ethnologisch interessant oder eben Unikate, der Materialwert ist hierzulande gering.

Wertvoll ist bei den Naturvölkern, die kaum Handel treiben, was in der jeweiligen Region selten vorkommt. Das sind rote Korallen auf den Höhenzügen des Himalaya, rote Muscheln im Inneren der Wüsten von Neu-mexiko und Arizona oder Bernstein in Afrika. Was wertvoll in einer bestimmten Region ist, kann natürlich auch als Geld benutzt werden, so wie die Kaurischnecken, die Sie in unseren Ethnologica immer wieder eingearbeitet sehen. Rote Karneolperlen und Scheiben aus kristallinem Quarz waren in der Sahara schon währen der Jungsteinzeit beliebtes Zahlungsmittel. Neben kleinen Kupferstücken aus der Antike findet man solche gelegentlich längs der alten Karawanenwege und auch heute noch werden sie neben Glasperlen aus der Kolonialzeit dort in Halsketten eingesetzt..Die alten Kolonialmächte nutzten sich den Wert-charakter von Schmuckperlen, -Zähnen und Kaurimuschelmn und ließen Sie in den großen Handwerksbetrieben des Barock in Böhmen und Venedig zu Hauf für die Bezahlung von Gold, Elfenbein und Sklaven herstellen,: Perlen für Menschenleben.!

Wertvoll ist immer, was rar ist.
Zum Schluß noch eine lustige und vielleicht aber auch nachdenklich machende Geschichte wieder mal aus Papua-Neuguinea.
Als schmückendes Inventar findet man dort kunstvoll in die Ohrläppchen und in die Nasenscheidewand eingesteckte und gedrehte Kugelschreiber und Glühbirnen. Wir mögen das für Unverständlich halten und darüber lächeln. Auch die Indianer in Kolumbien und Ecuador haben die ersten Kolonisatoren belächelt, ob ihrer Wertschätzung für das dort fast wertlose Gold . Wird vielleicht die Glühbirne bei uns jetzt nach ihrer Blütezeit nach der großen Ausmusterung vielleicht auch bald rares Sammlerstück werden? So wie es damals in der Steinzeit von Pestenacker der kleine grüne Serpentinkiesel mit Bohrung war, der damals wohl am Hals einer Schönen baumelte.

Ergänzt wird diese Ausstellung durch Silberobjekte mit edlen Steinen aus der Hand des Hobbyethnologen und Kunstlehrers Michael Stöhr, dem Leiter des Maskenmuseums in Diedorf, das am internationalen Museumstag dieses Jahr wegen Totalrenovierung geschlossen bleiben muß.

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