Jürgen Friede/ Skulptur in Berkhof/ Wedemark - 2013
Erläuterungen zum Kinderkunstwerk in Berkhof,
in Zusammenarbeit mit den geistig- und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen der "Schule unter den Eichen" in Mellendorf.
Es erfordert sicherlich besondere Beachtung, die Rechte von geistig- und körperlich behinderten Kindern zu würdigen. Noch weniger als alle anderen haben sie - als relativ kleine Gruppe - die Möglichkeit, die Gesellschaft auf sich aufmerksam zu machen, zumal es ihnen auch schwerer fällt, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu artikulieren.
Schnell war für mich zu erkennen, dass eine Zusammenarbeit an einem größeren künstlerischen Projekt, welches ja Anforderungen an Statik und Witterungsbeständigkeit erfüllen muß, schwerlich gemeinsam zu realisieren sein wird.
Ich entschloß mich zu einer mehr "poetischen" Lösung der Aufgabe und entwickelte eine einfache, schnell deutbare Form einer Baumsilhouette, eine Symbolform, die zum einen mit ihrem nach oben gerichteten Abschluss als Halbkreis Schutz vor dem "Außen" bietet, zum anderen mit dem Lichtbogen ein Zentrum definiert und Aufmerksamkeit fordert.
Eine 220cm hohe Stahlröhre bildet den Stamm, die Baumkrone ist doppelwandig aus Polyester/GFK um eine innenliegende Konstruktion aus Hölzern, Metallrohren und Blechen geformt.
Sie ist 180cm hoch, sodass sich eine Gesamthöhe von 400cm ergibt.
In dieses Gebilde sind in Form eines Bogens kreisförmige Segmente herausgeschnitten, in die 25 Solarmodule eingefügt sind. Sie laden sich tagsüber auf und werden des Nachts leuchten.
Dieses Objekt ist standsicher durch eine Konstruktion aus Gewindestäbe mit einem Betonfundament verbunden.
Dieser stilisierte "Baum" ist nun als Zentrum und Projektionsfläche für die Ideen und Wünsche der Kinder und Jugendlichen gedacht.
Meine Vorstellungen orientieren sich an "besonderen Orten", Orte der schönen Aussicht, Orte mit wichtigen Erinnerungen, an denen wir unseren Namen - einen Spruch in die Baumrinde schneiden, ein Schloss an ein Gitter schließen, ein Blatt Papier - eine Nachricht in einer Felsspalte hinterlassen.
Ich habe 30 Aluminiumbleche (Größe ca. 15x20cm) vorbereitet.
Formen, Abbildungen, kleine Szenen und Texte sind von den Schülern darauf gezeichnet worden, Umrandungen wurden indiviuell herausgesägt.
Den Kindern, denen eine aktive Gestaltung aus körperlichen Gründen nicht möglich war, haben Hand oder Fuß umzeichnen lassen, somit konnten auch sie mit einem persönlichen "Abdruck" zur Gestaltung des Kinderrechtskunstwerkes beitragen.
Das Dargestellte wurde reliefartig herausgefräst und gebohrt, mit Namen versehen und zum Teil phantasievoll bemalt.
Mit Ösen aus Rundeisen wurden die Aluminiumbleche an das Stahlrohr - den "Baumstamm" in lockerer Folge geschweißt, sodass sie fest verbunden, aber doch beweglich bleiben und beim Spiel oder vom Wind gedreht, gehoben oder schwingen können.
Es bleibt der Wunsch und die Hoffnung, dass auch Randgruppen, wie in diesem Fall geistig- und körperlich behinderte Kinder einen lebenswerten Platz und Akzeptanz in dieser Gesellschaft finden werden
Dazu möge dieses Kunstobjekt beitragen.
Jürgen Friede, Wedemark im Juli 2013
http://www.friede-bildhauer.de