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Gestatten, Müller!

Neue Ergebnisse der Namenforschung in Deutschland

Das christlich-fromme, scheue Gretchen fragt den Professor Faust in Goethes weltberühmtem Drama nach ihrem Kennenlernen, ob er an Gott glaube. Faust glaubt nicht an ihn und ist auch nur an der Eroberung dieser jungen, schönen Frau interessiert. Daher antwortet er ausweichend mit der später bekannten Redewendung: (Der) „Name ist Schall und Rauch.“

Dem ist nicht so, wie die Akademie der Wissenschaften in Mainz, die TU Darmstadt und die Uni Mainz in ihren neuen Forschungsergebnissen vorstellen. [http://www.sueddeutsche.de/leben/namenskunde-es-mu... Stand: 6.8.15]
Jeder wird sofort vermuten, dass z.B. die Nachnamen Müller oder Schmidt irgend etwas damit zu tun haben, dass die Vorfahren dieser Namensträger die entsprechenden Berufe ausübten, wenn man nach der Bedeutung fragt. Trägt aber jemand z.B. den Vornamen „Reinhard“, dann wird es schon schwieriger, denn der Name kommt aus dem Althochdeutschen (die älteste schriftliche deutsche Sprachform von 750-1050 nach Chr.) und bedeutet: regin = "Rat, Beschluss" + harti = "hart", also etwa „der im Ratschlag Starke“.
Die o.g. Forschungseinrichtungen beschäftigen sich mit der Onomastik, Namenforschung, Namenkunde, der Erforschung von Namen und ihren Bedeutungen. Bei den jetzt vorgestellten vorläufigen Untersuchungsergebnissen aus fünf Jahren Forschung, vorgestellt in dem „Digitalen Familiennamenwörterbuch Deutschlands“, geht es um die Häufigkeit von Familiennamen und ihre Bedeutung. Zu diesem Zweck werteten die Forscher die Anschlussdaten der Telekom von 2005 aus. Damals hatten noch 92 % aller privaten Haushalte einen Festnetzanschluss und bilden somit einen sehr soliden Datensatz für Forschungen dieser Art.
Welches sind die wichtigen Zwischenergebnisse? Es gibt geschätzt 800 000 verschiedene Familiennamen unter den ca. 82 Mill. Deutschen. Die vierzehn Erstplazierten bezeichnen allesamt ältere Berufe. An erster Stelle steht der Name „Müller“ mit 256 003 Telefonanschlüssen (2005) für ca. 742 000 Namensträger, da statistisch 2,9 Personen zu solch einem Anschluss gehören. An zweiter Stelle steht der Name Schmidt (190 584 Anschlüsse = 552 694 Personen) usw. Es folgen Schneider, Fischer, Weber, Meyer, Wagner, Becker, Schulz, Hoffmann, Schäfer, Richter, Koch, Bauer usw. (s. Tabelle).
Dass z.B. Namen mit alten Berufsbezeichnungen diese Bedeutung haben und auf längst vergangene Zeiten verweisen, ist nicht überraschend. Generell gilt, dass historische Namen sehr lange Zeiten überdauern können. Siedlungen, die z.B. im Mittelalter verlassen wurden, sog. Wüstungen, können trotz Baumbewuchs noch im heutigen tiefen Wald ihren Namen als Flurnamen zurück gelasssen haben.
Im Mittelalter trugen Personen bis ca. 1000 n.Chr. einen Vornamen. Das reichte aus, um bei den relativ niedrigen Bevölkerungszahlen die einzelnen Personen genau zu unterscheiden. Mit der Zunahme der Bevökerung auf dem Lande und in den Städten kamen die sog. Beinamen hinzu: „Johann der Lange“. Von 1000 bis ca. 1500 n.Chr. kamen die heutigen Nachnamen statt der Beinamen hinzu und erlaubten es den feudalen Behörden Steuern festzusetzen, Grundstücke zuzuschreiben usw., kurz das zu entwickeln, was heute standardmäßiges Verwaltungshandeln ist.
Die Onomastik ist etwas komplizierter, als hier angedeutet, aber jeder kann sich vorstellen, dass es in der Frühphase der Namensgebung nahe lag, den Karl, der die Mühle betrieb, als Karl Müller zu bezeichnen, der Sägemüller hieß Johann Sägemüller, an der Ölmühle arbeitete Hermann Ölmöller, der Wassermühlenbetreiber, dessen Mühle oberhalb anderer Wassermühlen am Bach lag, hieß dann Gottlieb Obermüller usw. Vielleicht sollte man bei Mühlenführungen einmal fragen, ob der Name Müller unter den Besuchern ist, um verschüttete Verbindungen zu entd3ecken.
Wenn es heute allerdings heißt: „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.“ dann hat das nichts mit familiären Verbindungen zum Feldhasen (Lepus europäus) oder dem Jägerberuf zu tun, sondern die Redewendung geht auf den Heidelberger Jurastudenten Victor von Hase zurück, der 1855 vor Gericht stand, weil er einem Freund zur Flucht verholfen haben sollte, der einen anderen Studenten im verbotenen Duell erschossen hatte. Als er zur Sache befragt wurde, sagte er nur: "Mein Name ist Hase; ich weiß von nichts."
(http://www.geo.de/geolino/redewendungen/9296-rtkl-... Stand: 8.8.16)

PS: Für Interessierte gibt es einführende, differenzierte Informationen und Suchhilfen unter:
Nachnamen-Lexikon: [http://www.bedeutung-von-namen.de/nachnamenlexikon... Stand: 7.8.16] und zur Namenforschung: [http://www.namenforschung.net/, Stand: 7.8.16].

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2 Kommentare

Ein sehr schöner Beitrag, das kann ich nicht nur als an Mühlen-interessierter Volkskundler bestätigen sondern auch als Germanist. Danke dafür.

Eine weitere Quelle der Namensgebung wären übrigens auch Herkunftsbezeichnungen, die sich auf Ortsnamen beziehen (Adenauer - Familie aus dem Ort Adenau; von dem Bache - ursprünglich am Bachlauf zu Hause etc.). Dann gibt es auch die Masse der Namen, die nicht dem hochdeutschen Sprachbereich entstammen. Da wäre Niederdeutsch zu nennen (eine eigene Sprache, die heute nur noch in Dialekten vorkommt): Niekerken = Neukirchen u.s.w. sowie die Nachnamen derer, deren Familien ursprünglich aus dem Ausland stammen: Bukowski (polnische Wurzeln), Malskat (Ton auf der letzten Silbe, langes a; litauischer Herkunft), Mortensen (dänischer Herkunft). Man könnte bei uns Namensspuren aus fast allen Ländern finden.

Lieber Peter, ich danke dir für deine ausführliche "Kurz-Antwort", die zutreffend dieses weite Feld anspricht! Wir treffen nicht immer auf die "reinrassigen" Müller, sondern auch in meinem Falle auf "Tegtmeier- Tegtmeyer-Tegelmeier-Tegetmeier..." usw., Leute, die im Mittelalter als Steuerpflichtige bei den Grundherren aktenkundig oder für das Eintreiben von Abgaben o.ä. zuständig waren.
Danke! Unser Name ist nicht "Hase", denn bei Interesse liegen vor uns Brechts "Mühen der Ebenen", aber auch unsere "Mühen der 'Berge".

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