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Altes Handwerk - Der Besenbinder

1001 Nacht – Märchen aus dem Orient

die kluge Scheherazade erzählt um ihr Leben; denn nur solange sie beim Sultan das Verlangen nach immer neuen Geschichten aufrecht erhält, entgeht sie dem Beil des Henkers. Und so erzählt Scheherazade Nacht für Nacht die spannendsten Märchen aus dem Morgenland und beweist mit ihrer Erzählkunst, dass die Fantasie stärker ist als jede weltliche Macht.
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Und so hat auch unser Vater, immer, wenn er Lust und Laune hatte, oder wenn wir ihn bestürmt haben, uns Märchen vorgelesen oder aus dem Kopf erzählt, bis wir alt genug waren, selbst zu lesen.

Für mich waren die Märchen aus 1001 Nacht die schönsten. Sie haben meine Fantasie angeregt.

Und da auch in den Erzählungen der Märchen immer wieder von den handwerklichen Arbeiten berichtet wurde, von den Teppichknüpfern, Korb- und Mattenflechtern, von Fischern, die ihre Netze knüpfen, Seidenspinnereien usw. haben wir Geschwister, wir waren drei, geglaubt, dass es auch ein Märchen ist als unser Vater sagte: „…eigentlich bin ich ein gelernter Besenbinder“.
Besenbinder? Brüllendes Gelächter. Das hatten wir noch nie gehört. Unser Vater war immer nur auf Dächern unterwegs, hat neu eingedeckt, repariert, Dachpappe geteert (oder gestrichen?, ich weiß nicht so genau). Wenn es beim Nachbarn durchregnete, hat unser Vater es repariert, handwerklich war er auch sonst sehr gefragt.
Nun, er hat uns sehr anschaulich seine Arbeit als Besenbinder beschrieben und wir hatten auch Besen der verschiedensten Art als Anschauungsmaterial im Haus. Ein Beruf, der heute ausgestorben ist, natürlich, wir haben Maschinen, die dieses Handwerk übernommen haben.

Wir haben die aus Reisig handgefertigten Besen bei uns im Stall hochgeschätzt. Keiner hat die Stallgasse so schnell sauber gefegt, wie er. Und um diesen Reisigbesen ranken sich auch die schönsten Geschichten. So sind in der Walpurgisnacht die Hexen mit ihm zum gemeinsamen Treffen zum Blocksberg geritten, den Brocken im Harz.
Auch hier konnte unser Vater so herrlich anschaulich, gruselig schwindeln.
Hat man diesen Reisigbesen auf das Dach einer Scheune gesteckt, wurde Unglück und Verhexung vom Bauern und seinem Vieh ferngehalten. Und das alles nur durch den Reisigbesen.
Glücksbringend galten die Besen, die im 12. Monat des Jahres gebunden wurden.
Und es war lange Zeit Brauch, zum Jahresbeginn oder zum Frühlingsbeginn den alten gegen einen neue Besen zu tauschen.
Im Winter wurden die Baumreiser geschnitten, weil sie in der Wachstumsperiode wohl noch biegsam sind.
Die Birke ist dafür am geeignetsten.
Für die Auswahl des Reisigs hat der Besenbinder einen Vorrat parat, aus dem er zum Binden zwei Handvoll herausgreift und zum Besenbündel zusammenlegt. Heute nimmt man Draht dazu, früher wurden Weidenruten oder Haselnussgerten genommen.
Zum Binden des Besens gibt es verschiedene Techniken. Der früher bekannte Besenbinderbock z. B., auf dem der Besenbinder rittlings sitzt, in Laufrichtung des durch eine Klammer geführten Bindedrahts. Das quer über den Schoß liegende Reisigbündel mit beiden Händen umfassend, dreht er es in den Draht hinein, den er durch Schließen der Klammer am Bockende immer wieder befestigt und spannt. Dieses Spannen, unterstützt durch kräftiges Ziehen am Bündel, gibt der dreilagigen Wicklung die nötige Festigkeit.

Diese Beschreibung habe ich natürlich nicht von meinem Vater in Erinnerung, das wäre zu lange her, ich habe nachgeschlagen.

Wer könnte aber heute noch diese Handarbeit bezahlen?
Dazu kamen noch viele andere Besen, die heute alle maschinell hergestellt werden und wohl in keinem Haushalt fehlen und auch nicht besonders erwähnenswert sind. Nur eben der Reisigbesen hat seine besondere Geschichte.

Als wir aus der Schule entlassen wurden, gab es auch kaum „Wunschberufe“ für uns. Wo etwas frei war, wurden wir untergebracht.

Ich sehe heute bei unseren Enkeln, wir haben zwei, mit denen wir über Berufe reden, wie schwer es ist, überhaupt einen Wunsch herauszuhören. Gerade im Handwerk ist es riesig schwer, den richtigen Auszubildenden für das angebotene Handwerk zu finden. Dabei heißt es auch heute noch

Handwerk hat goldenen Boden.

  • Das hat der "Bürstenmacher" gemacht
  • hochgeladen von Christel Löhle
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8 Kommentare

liebe Christel,

mit großer Betroffenheit hab ich deine Worte gelesen,

ich wünsche und hoffe, dass für dich und deine Familie diese Zeit letztlich mit einem Lächeln vorüber geht,

für deinen Mann die allerbesten Genesungswünsche,

Gerd

Danke, Gerd!

Außer Besen nichts gewesen ???
Von wegen - echt gute Story - GEFÄLLT MIR !!!

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