Walsroder Altäbtissin Thea Bosse: „Klosterluft hält einen gesund!“
Es ist früher Vormittag im Klostergarten von Walsrode, Führungen und Besichtigungen finden wegen der Corona-Epidemie und der einschränkenden Vorschriften nicht statt. Doch ein Rundgang über das historische Klostergelände ist durchaus gestattet.
Aus dem Neuen Äbtissinnenhaus, das um 1700 errichtet wurde, kommt eine ältere Dame, die den Besucher bereitwillig auf ein paar sehenswerte Details hinweist: „Sie müssen unbedingt in den alten Ziehbrunnen von 1657 schauen, dort unten hat sich ein seltener Hirschzungenfarn angesiedelt. Das Brunnenwasser strömt über Leitungen vom Klostersee hierher und sorgt für seine Erhaltung!“
Nach ein paar Minuten stellt es sich heraus, es ist eine ganz besondere Begegnung, denn es ist die Altäbtissin Thea Bosse, die einst den Walsroder Konvent leitete. Lächelnd fügt sie hinzu: „Ich bin kurz vor meinem 90. Geburtstag. Da sehen Sie mal: Klosterluft hält einen gesund!“
Das Kloster Walsrode ist das älteste der Lüneburger Klöster. Es kann auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurückblicken. Ursprünglich als Kanonissenstift gegründet, wird das Kloster 986 erstmals urkundlich erwähnt.
Als 1528 die lutherische Reformation eingeführt wird, verweigern die katholischen Klosterbewohnerinnen zunächst die Annahme des neuen Bekenntnisses, doch der Konvent ist dann ab 1570 durchgängig lutherischen Glaubens.
Mai 2020, Helmut Kuzina