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Chaos-Lesen - ziemlich geniales Format

Die Vorpremiere des "Neu-Ulmer Chaos-Lesen" war ein sehr schöner Erfolg. Jetzt wird an der Premiere dieser neuesten Programmidee des Theater Neu-Ulm gearbeitet. Das “Neu-Ulmer Chaos-Lesen” soll in der neuen Spielzeit 2013 / 14 einmal im Monat im Theater Neu-Ulm das Publikum begeistern. Die Premiere ist am 19. September. Über die Vorpremiere schreibt die Autorin, Bloggerin und Sopranistin Corina Wagner in ihrem blog:

Ein Rückblick auf die Veranstaltung „Chaoslesung mit Musik“ am 19. Juni in der Griesbach Galerie in Ulm, da mal wieder die Presse nicht vor Ort war. Schade, denn an Qualität mangelte es nicht. Ganz im Gegenteil. Langsam mutiere ich zur Berichterstatterin im Dauereinsatz, poste u.a. bei facebook, weil es mich ärgert, wenn es bei bestimmten kulturellen Veranstaltungen an Medienpräsenz fehlt.

„Chaoslesung mit Musik“, so der interessante Titel einer Veranstaltung während der Literaturwoche in der Griesbad Galerie in Ulm, die in Kooperation mit dem Theater Neu-Ulm erfolgte.

Auf der Homepage der Griesbad Galerie konnte man anhand der Einladung in etwa erahnen, was man erwarten könnte: „Ein literaturzentriertes, anregendes, lustiges ‚Format‘ mit etlichen unkonventionellen Spielideen…“ und als Gast war Walter Baco aus Wien eingeladen. Ein sympathischer Künstler, der seine kreativen Spuren in Ulm eindrucksvoll hinterlassen hat, wenn man das große Vergnügen hatte, so wie ich und die anderen VeranstaltungsbesucherInnen ihn in Funktion als Autor, Performer und Musiker zu erleben. Baco studierte Komposition an der Wiener Hochschule für Musik und schreibt Bühnen und Filmmusik. Der diplomierte Komponist bietet kreative Vielfalt, so ist er auch Theatermacher, Regisseur, Choreograph und als Verleger tätig. Heinz Koch vom Theater Neu-Ulm und Florian Arnold von der Griesbad Galerie setzten gemeinsam ein literarisches Konzept um, das mit einer Menge Humor aufging. Für eine musikalische Umrahmung mit Jazz-Elementen und „Wünsch-Dir-Was-Musik“ am elektronischen Piano war dank Arnolds Vater bestens gesorgt. Ein Musiker, der auf Zuruf Melodien sofort spielen kann, so wie meine Mutter. Herrlich!

Eigentlich sollte man nicht zu viel verraten, da weitere Veranstaltungen dieser Art in der Griesbad Galerie geplant sind. Das Publikum bekam die Gelegenheit mitzubestimmen, was gelesen wird. Man durfte quasi „blind“ aussuchen, die Seitenzahl bestimmen und dies war sehr abenteuerlich. Ein sogenannter Giftschrank mit Lektüre wartete wortwörtlich auf ahnungslose ZuhörerInnen. Man könnte ihn auch als die Hölle von abgedruckten Wörtern bezeichnen. Eine Auswahl von Büchern vom Flohmarkt, die in einer Tasche lauerten, einen Koffer mit Büchern von Autoren aus der Region, eine Bücher-Nische, also eher Fensterbank für den Hausherrn boten eine Menge Unterhaltungswert. So rezitierte Florian Arnold aus seinem Buch A biss Z, dem Handwörterbuch zu modernen Ratlosigkeit, das ich nur jedem empfehlen kann, wenn man sich beim Lesen köstlich amüsieren will. Seine Illustrationen sind echte Hingucker.

Heinz Koch moderierte mit viel Esprit das Chaoslesen und las auch aus den von den Veranstaltungsbesuchern ausgewählten Büchern Textpassagen vor. Ein spannendes Unterfangen, da man vorher nie weiß, welche literarischen Ergüsse man nun hören darf oder muss. Zwischendurch gab es immer wieder Musikstücke und Gast Walter Baco zeigte einen Einblick in sein kreatives Schaffen, das mit viel Applaus belohnt wurde. Er performte u.a. aus seinem Roman ‘Die Nirwana Connection’ und dem Gedichtband 'Die Zöglinge der Schwerkraft': „Das Weltbild passt gut ins Vorzimmer, auf die Ablage, so wird die Einsicht verstaut. Die leicht gekrümmte Wahrnehmung findet im Kofferraum Platz, alles andere landet im Handschuhfach, bitte gut absperren! Für größere Pannen wird das Reserverad herangezogen und die heilige Drei-Einigkeit, das Pannen Dreieck. Wir lassen uns abschleppen, zahlen die Maut, im Urlaub soll man nicht sparen, wozu arbeiten wir das ganze Jahr, mit unseren Zellen?“

Ganz wunderbar war auch Bacos ganz persönliches Bonbon für die VeranstaltungsbesucherInnen. Spontan wurde er gefragt, ob er auch die Seite des Musikers, des Komponisten zeigen könne und dies tat er dann auch. Ein Vollblutmusiker verzauberte.

© Corina Wagner, 20. Juni 2013

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