Standard Chartered Dubai Marathon
Ein Lauf-, Veranstaltungs- und Reisebericht von einem Teilnehmer am Zehn-Kilometer-Lauf - Teil 1
In der Saure-Gurken-Zeit für Langstreckenläufer von November bis Februar kommt die sportliche Tätigkeit im Freien fast zum Erliegen. Ein Laufband ist nicht unbedingt Jedermanns Sache. Und der Gedanke, auf einer Couch auf´s nächste Frühjahr zu warten, ist nur schwer zu ertragen. Damit nun der motivierte Läufer nicht in Depressionen versinkt, haben sich Veranstalter Laufreisen ausgedacht. Diese Reisen sind zudem eine prima Möglichkeit etwas von der Welt zu sehen und seinem geliebten Laufsport nachzugehen. Zum Beispiel auf einer Tour durch Dubai und den Oman im Januar. Bei optimalen monatlichen Durchschnittstemperaturen von max. 24 °C und min. 14 °C.
Aber vor den Urlaubsfreuden sind erst einmal starke Nerven gefragt. Tage vor dem Abflug am 22. Januar hat der Winter die deutschen Flughäfen fest im Griff. Zig Flüge fallen In Hannover-Langenhagen, Hunderte in Frankfurt aus. In den Reiseunterlagen heißt es knapp „Die Möglichkeit ein anderes Flugzeug zu nehmen, besteht nicht“. Wir entscheiden uns für den ICE Hannover – FRA-Flughafen und kommen wider Erwarten dort pünktlich an, nun aber mit einem riesigen Zeitpolster.
Kurz vor Morgengrauen erreicht die Emiratesmaschine der sieben Laufreiseteilnehmer die Küste Dubais. Von der nächtlichen Kulisse der Superstadt in der Wüste ist kaum etwas auszumachen: Über große Teile der Stadt, in der der Flughafen sich befindet, hat sich Nebel breit gemacht. Die Landung gelingt nach endloser Zeit des Kreisens über dem Meer aber recht komfortabel.
Zum dritten Mal bin ich nun mit Regina in das Emirat Dubai gekommen. Zweimal habe ich schon ausführlich darüber berichtet, eine dritte Version enthält daher nur noch einzelne Eindrücke vom Erlebnis auf der südlichen Arabischen Halbinsel. Gebucht hatte ich bei Laufreisen (Nils Krekenbaum) eine achttägige Laufreise. In Dubai steht die Teilnahme an der größten Laufveranstaltung des Landes auf dem Programm, im Sultanat Oman ist eine Rundreise neben den unverzichtbaren Frühstücksläufen das Ziel der Sportler.
An der Auswahl der Eindrücke sind leicht die Interessen des Berichterstatters zu erkennen. Chronologisch steht der Dubai International Airport an erster Stelle. Er ist der bedeutendste Airport im Nahen Osten und ist überwältigend: Durch seine Kapazität von 60 Mio PAX (Fluggäste) pro Jahr und seine Architektur. Terminal 1 besitzt die Form einer platten Seegurke bei einer Länge von fast zwei Kilometern. Obwohl alles vom Neuesten und Besten ist, wird 60 Kilometer südlich im Stadtteil Jebel Ali am Dubai Al Maktoum International Airport gebaut. Er soll mit 160 Mio PAX/Jahr der größte Flughafen der Welt werden. Geplant ist die Fertigstellung 2023 (so jedenfalls der unerschütterliche Optimismus des Herrschers Scheich Raschid Al Maktoum).
Im Anschluss an die lockere Pass- und Zollkontrolle startet gleich die Stadtrundfahrt/-besichtigung der Laufreisegruppe. Aber die sieht erst einmal nicht viel. Der Nebel hat sich erheblich verdichtet und die Superlative der Stadt bleiben für die nächsten zwei Stunden spurlos verschwunden. Die Gruppe und ihr Reiseleiter irren ratlos durch die Stadt. Als der blaue Himmel sich dann dauerhaft durchsetzt, überrascht der Reiseleiter seine kleine Gruppe mit einem Neustart der Tour.
Mit Nebel in Dubai rechnet der Besucher im Allgemeinen nicht. Das Phänomen ist aber für den Winter in den Emiraten typisch. Der Januar ist mit max/min Temperaturen von 24/14 °C der kühlste Monat. Wenn dann dazu Monsunwinde von Indien her auf Land treffen, kann es schon mal dicken Nebel geben. Regelmäßig treten dann auch größere Verspätungen auf den Flughäfen und Durcheinander auf den Straßen auf. Am späten Vormittag ist der ganze Spuk dann wieder vorbei.
Zu einer Laufveranstaltung gehört auch ein Ritual. Und das ist für mich die Ausgabe der Startunterlagen am Vortag. Das, was die Organisatoren der Dubai-Laufveranstaltung auf die Beine gestellt haben, ist ein richtiges Präludium. Ort ist das Marriott Marquis Hotel, im Laufveranstaltungs-Programmheft als Official Race Hotel bezeichnet. Die Doppeltürme sind mit einer Höhe von 355 Metern das höchste Hotel der Welt. Im großen Bankettsaal mit außerirdisch wirkender Beleuchtung werden die Startnummern den Athleten übergeben. Insgesamt warten in diesem Luxushotel 1608 Zimmer auf Gäste. Ob viele Ausdauersportler hier absteigen, mag ich bezweifeln, denn die Preise für ein DZ, 2 Personen, fangen bei 400 Euro pro Nacht an.
Die Dubai-Mall ist von ihrer Größe und Pracht beeindruckend. Ein Paradies für einkaufswillige Frauen. Obwohl ich schon mit dem Begriff „Shopping“ nichts anfangen kann, ist der Besuch trotzdem für mich lohnenswert. In einer Mall hat man das seltene Glück, Einheimische zu Gesicht zu bekommen (85 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer). Herren mit langen weißen Gewändern, die selbstbewusst dahergehen. Frauen mit langen schwarzen Kleidungsstücken und Schleier, seltener in westlichen Kleidern.
Highlight für mich (als Taucher) ist das Dubai-Aquarium mitten in dem Einkaufspalast. Im Becken mit 10.000 Kubikmetern Seewasser sollen sich nach Betreiberangaben 33.000 Seetiere, davon 400 Haie und Rochen befinden. Bei den Haien handelt es sich um Sandtigerhaie, die majestätisch ihre Runden zusammen mit den Rochen durch die Fischschwärme drehen. Der Eindruck des Beckens ist überwältigend, als ich vor der 33 Meter breiten und 8 Meter hohen Frontscheibe stehe. Als drei Taucher ihren Tauchgang zwischen den Haien und all den anderen Fischen beginnen, bereue ich es doch, dass ich mich im Vorfeld nicht für einen Tauchgang entschieden habe. Die 140 Euro (for Certified Divers) für 20 bis 30 Minuten wären ja noch tolerierbar gewesen aber das Fotografierverbot mit Unterwasser-Kamera hatte mir die Lust genommen. Die Sandtigerhaie jedoch sind für Menschen ungefährlich, nur bei der Haifütterung dürfen Gasttaucher nicht ins Becken.
Ich finde Hochhäuser faszinierend. Je höher, desto besser. Dazu ist das Burj Khalifa neben seinen 828 Metern auch noch schön. In seiner äußeren Erscheinung soll es einer Wüstenpflanze nachempfunden sein. Die klaren Linien des Gebäudes harmonieren hervorragend mit der Aluminium/Glas-Fassade. Nicht Stadtrundfahrt, Basar- oder Dubai-Creek-Tour stand diesmal auf meiner Wunschliste ganz oben, sondern das höchste Bauwerk der Welt. Da wollte ich rauf. Soweit es geht. Und runterschauen. Auf die Erde.
Aber so einfach war das dann doch nicht. Den Preis für das Ticket Immediate Entry Admission für 90 Euro/Person fand ich schlicht überzogen. Ein General Admission Ticket (dated and timed) für 22 Euro/Person war hingegen für unsere Aufenthaltszeit nicht zu bekommen. Daher schlug der örtliche Reiseleiter einen Besuch im At.Mosphere, dem höchsten Restaurant der Welt (mit Mindestverzehr 50 Euro) vor. Die Luxusgaststätte befindet sich in 442 Metern Höhe - nur eine Etage unter der Aussichtsplattform. Durch Fenster vom Boden bis zur Decke hat man einen Atem beraubenden Blick aus Schwindel erregender Höhe auf Dubai. Hochhäuser in der Nähe des Burj Khalifa sehen winzig aus. Die Wirkung wird noch mehr verstärkt, wenn man in dem Moment daran denkt, dass es über dem Besucher noch weitere 386 Meter in die Höhe geht. Aber höher als die darüber liegende Aussichtsplattform At The Top darf kein Gast. Neben 57 Fahrstühlen im Burj gibt es selbstverständlich auch noch ein Treppenhaus - mit knapp 11.300 Stufen. Daheim ignoriere ich gern Fahrstühle. Da aber am nächsten Tag der Dubai-Lauf stattfindet, wähle ich für den Abstieg sicherheitshalber die Gelenk schonende Alternative.