Laufreise in den Fernen Osten mit der Transsibirischen Eisenbahn durch Russland in die Mongolei - 1
Teil 1 von 3
Laufbegeisterte Abenteurer machen sich auf den Weg in Richtung Ferner Osten, nehmen an Laufveranstaltungen in Russland und der Mongolei teil, erkunden fast alles, was die Gegenden hergeben und laufen - noch vor dem Frühstück - durch Irkutsk, auf der Insel Olchon im Baikalsee und durch Ulan Bator.
Die erste Etappe von Frankfurt über Moskau bis Omsk legen die Aktivurlauber mit dem Flugzeug zurück. Nach dem Siberian International Marathon in Omsk fahren die Athleten mit der Transsibirischen Eisenbahn bis Irkutsk. Von dort aus geht’s nach Stadt, Land und Baikalsee weiter mit dem Zug in Richtung Ulan Bator. Nach so vielen Bahnkilometern, der zweiten Laufveranstaltung und überraschenden Eindrücken in der Mongolei nutzen die Ausdauersportler für die Rückreise den Luftweg über Moskau nach Frankfurt. In den rund zwei Wochen werden die Voyageure auf ihrer „Rundreise“ 15.797 Kilometer zurückgelegt haben.
Am Anfang der Reise läuft aber nicht gleich alles so rund. Auf dem Weg zum Bahnhof nach Hannover höre ich im Autoradio, dass es durch einen Oberleitungsschaden zu zahlreichen Verspätungen und einigen Zugausfällen kommt. Mein Puls steigt. Mir geht die Bemerkung in der Reisebestätigung durch den Kopf: „Die Möglichkeit, eine andere Flugverbindung zu nehmen, besteht nicht“. - Die Unruhe wächst. Ich beginne zu schwitzen. Auf dem Bahnsteig lässt sich kein Bahnpersonal blicken. Für den einen oder anderen Zug werden erschreckende Verspätungen angezeigt, bis endlich meine Verbindung mit nur „45 Minuten später“ im Anzeigekasten steht. - Nach drei Stunden Fahrzeit betrete ich dann erleichtert und noch rechtzeitig das Flughafengebäude in Frankfurt.
Im Airbus der Aeroflot auf dem Weg nach Moskau bin ich dann endlich ganz entspannt und bestelle mir zum Essen einen Rotwein. Das Essen ist gut. Der Rotwein noch besser. Ich bin zufrieden. Auch mit dem Flug der Aeroflot. In „The World´s Top 100 Airlines – 2017“ steht die Aeroflot auf Platz 30, gleich hinter Air Canada. Erwartungsgemäß geht es dann auch pünktlich vom Sheremetyevo-Flughafen um 01:45 h weiter nach Omsk.
Am Vortag des Siberian International Marathons (SIM) holen die 42 Sportreisenden ihre Startunterlagen ab. Bei ca. 30 Grad Celsius und nur leicht bewölktem Himmel machen sie sich zu Fuß auf den Weg vom Hotel Flagman bis zum Kathedralenplatz/Ecke Krasny Put´ (Startplatz des SIM, max. 20 Gehminuten), um eine erste Orientierung zu bekommen. Von dieser beeindruckenden Landmarke „Kathedrale“ marschieren die Ausdauerläufer zur Omsker Staatsbibliothek, in der die Startunterlagen bereit liegen. Die Information über die Vorverlegung vom Start von 10:00 h auf 09:00 h aus Temperaturgründen hat die Athleten bereits erreicht und einige Teilnehmer erwägen die Ummeldung auf eine kürzere Strecke.
Etwas moderater sind die Temperaturen am Lauftag und Wolken dominieren am Himmel. Aus allen Richtungen strömen am Samstag, 5. August 2017, Läuferinnen und Läufer zum Startplatz auf dem Krasny Put´. Am Kathedralenplatz steht eine Sicherheitsschleuse mit zwei Polizisten für Teilnehmer des Rennens.
Die Kulisse für den Internationalen Sibirien Marathon in Omsk ist phantastisch und das Abspielen der Nationalhymne geht unter die Haut. Dann geht alles Schlag auf Schlag: Herunterzählen. Startschuss. Und ab geht die Post für die Marathon-, Halbmarathon- und 10-Kilometer-Läufer durch die Hauptstadt der Oblast Omsk. Der Berichterstatter hatte sich erfolgreich vom Halbmarathon auf 10 Kilometer umgemeldet.
Wie bereits gesagt, ist es Samstag Vormittag und der Verkehr in der 1,2-Millionen-Stadt nicht unerheblich. Trotzdem ist der Krasny Put´ großzügig (über acht Fahrspuren) bis zur ersten Pendelstrecke abgesperrt. Hier und da gibt es ein beeindruckendes Gebäude wie die Staatsbibliothek oder eine Kirche mit goldglänzendem Zwiebelturm. Generell kann man aber sagen, dass die Stadt nicht mit Sehenswürdigkeiten überfrachtet ist. Im weiteren Verlauf der 10-er-Strecke führt der Parcours recht reizvoll in unmittelbarer Nähe am Irtysh entlang. In Blickrichtung der Läufer und in geringer Entfernung ist am Zusammenfluss von Om und Irtysh 1716 eine Befestigungsanlage entstanden, die als Grundstein der Stadt Omsk gilt. Bei km 8,5 biegen die Läufer in Richtung Stadt ab und gelangen nach einigen Ecken auf dem Krasny Put´ ins Ziel.
Schon daheim habe ich mir die Frage gestellt, welche Bedeutung der Laufsport in Russland hat. Die Recherche im Internet hat kaum Ergebnisse wegen der Sprachbarriere gebracht. Also bin ich von der globalen Suche auf die lokale Beobachtung in Omsk umgestiegen:
Am Rand des Kathedralenplatzes haben die Stadtväter eine Metallskulptur aufgestellt, die einen Marathonläufer darstellt. Am Sockel verewigt man die jährlichen Sieger auf Metallplatten. In der repräsentativen Staatsbibliothek erhalten die Teilnehmer ihre Startnummer. Die Stadtverwaltung hatte die acht Spuren der Krasny Put´ in Russlands siebtgrößter Stadt gesperrt. Am verkehrsreichen Samstag. Von Oben erfährt der SIM also schon mal eine nicht unerhebliche Wertschätzung.
In Omsk werden jährlich drei Laufveranstaltungen durchgeführt: Der Ice Halfmarathon im Januar, zur russischen Weihnacht, mit 706 Finishern (2017) auf 21 km und 3,5 km. Der SIM am ersten Samstag im August mit 4.328 Finishern (2017) auf 42 km, 21 km, 10 km und 5 km und eine Behindertenlaufveranstaltung. Nur beim SIM wird die Marathondistanz angeboten. In der großen Zahl der Gesamtfinisher sind jedoch nur 345 Marathon-Finisher (2017) enthalten. Inwieweit lassen sich nun Rückschlüsse von einer Stadt auf den flächenmäßig größten Staat der Erde ziehen? Ein Fakt gibt Auskunft: Der Internationale Sibirien Marathon ist der dritte von den drei größten Veranstaltungen in Bezug auf Marathonfinisher in Russland. Laufsport befindet sich in Russland also in der Entwicklung. An der Qualität der Durchführung der Veranstaltung SIM habe ich nichts zu beanstanden. Anders sieht es bei der Internetpräsenz aus. Auf der Facebook- und Webseite sind die Aktivitäten ab Veranstaltungstag nahezu auf null herabgesunken. Um an die Finisherlisten zu gelangen, sollte man besser einen Detektiv beauftragen. Ein Quadrokopter war im Startbereich in der Luft. Im Gegensatz zu den Vorjahren wurden aber keine Fotos veröffentlicht.
Über andere oder gleiche Meinungen und Erfahrungen würde ich mich freuen und und diese (eventuell gekürzt) unter meinem Artikel veröffentlichen.
Für Teilnehmer am SIM mögen vielleicht noch ein paar kuriose und seriöse Fakten von Interesse sein: Der SIM ist der älteste Marathon in Russland. - - Im Jahr 1996 fuhr ein Teilnehmer aus Deutschland von Berlin bis Omsk mit dem Motorrad und nahm am Marathon teil. - - Seit Mitgliedschaft im AIMS wird der Marathon live im russischen Fernsehen übertragen. - - Und ein Beispiel, dass Marathonläufer tatsächlich Humor haben: Bei der Veranstaltung 2001 trug ein Teilnehmer aus Novgorod einen 25-Kilo-Sack Zucker auf den Schultern. Und kam in´s Ziel. Über 42 Kilometer in 5 Stunden.
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Flickr-Album „Mit der Transsibirischen Eisenbahn durch Russland“
Hier das myheimat-Album: