Linie 28 – Eléctrico 28 – Fahrt mit der „Gelben Dicken“
Kann man sich eigentlich Lisboa (Lissabon) ohne Eléctrico 28 vorstellen? Ohne die Linie 28 die seit vielen Jahrzehnten die Stadt von Ost nach West (und/oder auch von West nach Ost) mit ihren nostalgischen – ein gutes halbes Jahrhundert alten - Holzwagen befährt?
Wenn die Straßenbahn am Largo Martim Moniz die Fahrt beginnt, sind die 20 Sitz- und 38 Stehplätze oft schon besetzt, und die Fahrgäste, die an den folgenden Stationen einsteigen, müssen leider stehen.
Darauf nimmt aber ein guarda-freios, ein Bremsenhüter, wie die Fahrer auf portugiesisch genannt werden, keine Rücksicht, wenn er mit den remodelados, den Waggons, durch die engen Gassen der Altstadt fährt. Immer mit einer Hand wild bimmelnd versucht er, seine "28" an den parkenden Autos vorbei zu fahren. Hilft das mal nicht, wird es hektisch in der Bahn und auf der Straße. Alles versucht dann den sündigen Autofahrer zu finden, damit sein Fahrzeug nicht abgeschleppt werden muss, um der "28" die Weiterfahrt zu ermöglichen.
Zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es noch ein rund 100 km langes Straßenbahnnetz. Die Companhia de Carris de Ferro de Lisboa (kurz Carris genannt) hat nach gründlicher Sanierung der Strecke und der Bahnen das Netz auf rund 50 km verkürzt. Das hat der Beliebtheit – besonders bei den Touristen – keinen Abbruch getan. Die Eléctrico 28 fährt täglich fast 12 mal vom Largo Martim Moniz bis zum Cemitério dos Prazeres.
Vom Largo Martim Moniz geht es erst einmal bergauf zum Largo da Graça, vorbei an den Kirchen Igreja da Graça und São Vicente de Fora.
Dann wieder durch die engen Gassen der Alfama. Ein schöner Aussichtspunkt ist der Miradouro Santa Luzia. Ein Zwischenstopp lohnt sich hier. Ebenso sollte man an dieser Station aussteigen, um das Castelo zu besichtigen.
Nun rattert die "28" durch Baixa und steigt wieder – ganz eng an den Häusern entlang – hinauf zum Largo do Chiado.
Langsam bergan geht es weiter zur Basilica da Estrela und der weitläufigen Parkanlage.
Jetzt ist auch bald die letzte Station erreicht: Cemitério dos Prazeres, dem – wörtlich übersetzt – „Friedhof der Vergnügungen“.
Die Entscheidung, ob man die Rundreise weiter mit der Rückfahrt auf einer "28" macht, muss der Fahrgast selbst fällen. Eine Fahrkarte „hin-und-zurück“ gibt es nicht. Man muss die Bahn verlassen, eine neue Fahrkarte erwerben und eine der nächsten Bahnen nehmen, deren Ziel dann wieder Martim Moniz ist.
Danke für die Erinnerung, wir sind fast jeden Abend damit gefahren, einfach so, weil es so gemütlich ist. Hatte ich ganz vergessen.